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Bauwirtschaft in Hessen warnt vor rasanten Kostensteigerungen bei Bauprojekten

08.02.2017

Wohin mit Erdaushub und Böden?

Der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V. warnt erneut vor einem drohenden Engpass bei der Verwertung und Beseitigung von Erdaushub. Damit kommen starke Kostensteigerungen und längere Bauzeiten auf Bauherren und die öffentlich Hand zu. Im Jahr 2014 betrug das Aufkommen an Bau- und Abbruchabfällen in Hessen 13,5 Mio. Tonnen. Die Bauwirtschaft hat bereits vor Jahren erkannt, dass der am Bau anfallende Erdaushub eine wichtige Ressource ist.

So wird Erdaushub, der an einer Stelle „über“ ist, an anderer Stelle zum Verfüllen oder zur Landschaftsgestaltung (Auffüllungen in der Landwirtschaft) verwertet. 2014 wurden so 46 % der Gesamtmenge in der Verfüllung (z. B. von Steinbrüchen) wiederverwertet. Dies wird aber immer schwieriger.

Verfüllung und Wiederverwertung an anderen (Bau-)Stellen werden durch langwierige und kostspielige Analyse-Verfahren des Erdaushubs teuer und unwirtschaftlich. Wurden z. B. 2012 noch 9 % der Gesamtabbruchmenge für Deponiebau- und Rekultivierungsmaßnahmen verwertet, waren es 2014 nur noch 6 %, Tendenz weiter fallend. Hierbei handelte es sich zu großen Teilen um Deponien in der Ablagerungs- und Stilllegungsphase. Diese Volumen stehen in den nächsten Jahren nicht mehr zur Verfügung, da keine neuen Deponien mehr gebaut und somit auch immer weniger stillgelegt werden. Auch fehlen in Hessen Ablagerungsmöglichkeiten auf Deponien.

„Wenn nichts unternommen wird, werden die bestehenden Probleme im Umgang mit Bodenaushub, mineralischen Bauabfällen und dem Einsatz von Baustoff-Recyclingprodukten weiter zunehmen“, mahnt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V., Rainer von Borstel. Die Steigerung der Kosten für die Abfuhr der bei jedem Bau anfallenden Erdmassen – regional um bis zu 300 % innerhalb von fünf Jahren – sei Ausdruck der akuten Verknappung der Kapazitäten. Der Verband versucht seit Jahren die Politik auf diesen Notstand und die Folgen gerade für öffentliche Baumaßnahmen aufmerksam zu machen. „Wir stellen fest, dass lokale Erddeponien schließen oder Deponien und Verfüllbetriebe auch unbelasteten Boden nicht annehmen.“

Die Anzahl der Verfüllbetriebe in Hessen ist allein im Zeitraum 2003 bis 2012 um ein Viertel gesunken. Der Deponieraum in der Fläche ist nicht ausreichend vorhanden. Die Folge sind lange Transportwege, die neben hohen Kosten auch direkte Auswirkungen auf die Umwelt haben. Der CO2-Ausstoß erhöht sich durch die längeren Transportwege. Weiterer negativer Effekt dieser Transporte: Mehr Lärm und die Straßen werden kaputt gefahren.

Der Verband fordert die hessische Landes- und Kommunalpolitik eindringlich zum Handeln auf: „Was wir brauchen, ist ein einheitliches und praxisgerechtes Prüfverfahren für mineralische Abfälle, eine stärkere abfallrechtliche Verantwortung der Bauherren und Planer und bessere Verwertungsmöglichkeiten für nicht oder gering belastete Böden“, fasst Rainer von Borstel zusammen. Darüber hinaus fordert die hessische Bauwirtschaft, ausreichend Verfüll- und Deponiekapazitäten sicherzustellen. Überdies muss die Verwertung von Erdaushub und Böden z. B. im Straßen- und Wegebau von der öffentlichen Hand aktiv unterstützt werden. Recycling-Baustoffe werden häufig bei Ausschreibungen – auch der öffentlichen Hand – ausgeschlossen. Gleichzeitig werden von den Aufsichtsbehörden die Verfüllbetriebe und Deponien geschlossen oder Auflagen überzogen.

  Quelle: www.bgvht.de


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