Verband Bauwirtschaft Nordbaden und Vermögen und Bau Baden-Württemberg begründen gemeinsamen Baudialog in Mannheim
„Die Bewältigung komplexer Planungs- und Bauprozesse ist nur möglich, wenn wir gewisse Spielregeln vereinbaren und sie natürlich auch einhalten. Das Ganze in einem möglichst partnerschaftlichen Miteinander.“, eröffnete Bernd Müller, Leiter des Amtes Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Heidelberg und Mannheim, das erste Mannheimer Bauforum am 27.1.2017 an der Universität Mannheim.
„Lassen Sie uns gemeinsam gegen eine überbordende Bürokratie kämpfen, damit die Durchführung von Bauvorhaben vereinfacht werden kann!“, betonte auch Markus Böll, Präsident des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden.
Unter dem Titel „Miteinander statt Gegeneinander im Bauprozess“ hatten der Verband Bauwirtschaft Nordbaden und Vermögen und Bau Baden-Württemberg gemeinsam zu einem Baudialog eingeladen. Die Resonanz war groß: Über 400 Bauunternehmer, Architekten und Vertreter ausschreibender Stellen folgten der Einladung, um im Rahmen des Bauforums über eine erfolgreichere Zusammenarbeit zwischen dem Land Baden-Württemberg, Planern und Bauunternehmern zu diskutieren.
Während seitens Vermögen und Bau unter anderem eine rückläufige Wettbewerbsteilnahme bei Ausschreibungen kritisiert wurde, betonte Markus Böll: „Bei der Befassung mit der Frage, ob wir uns um eine öffentliche Auftragsvergabe bewerben wollen, muss unsere Motivation schon sehr hoch sein, um die Herausforderungen, die das Vergabeverfahren so mit sich bringt, in Angriff zu nehmen.” Als Kritikpunkte nannte der Verbandspräsident unter anderem umfangreiche Vertragsbedingungen, kurze Angebotsfristen sowie eine überbordende Bürokratie und Nachweispflicht.
Zudem kommt es laut Markus Böll häufig zu Zahlungsverzögerungen, die Ursachen hierfür liegen auf beiden Seiten. Öffentliche Auftraggeber gelten aber als sichere Auftraggeber, sodass Zahlungsausfälle wegen Insolvenz nicht zu befürchten sind.
Es bestand Einigkeit aller Beteiligten, dass insbesondere die sehr hohe Regelungsdichte im öffentlichen Wettbewerbs- und Vertragsrecht, enge Terminvorgaben zur Einhaltung der erforderlichen Verfahrensfristen, ungenaue Leistungsbeschreibungen sowie mangelnde Ausführungstreue bzw. Ausführungsqualität für das bestehende Konfliktpotential im Bauablauf verantwortlich sind. Es wurde vereinbart, diesbezüglich gemeinsame Lösungsansätze zu formulieren.
Stephan Weber, Vize-Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, betonte in seinem Vortrag, durch eine Digitalisierung der Bauabläufe (BIM) könne eine höhere Eindeutigkeit der Leistungsanforderungen für alle Beteiligten erzielt werden.
Um Nachforderungen zu verringern, wurde im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion auch über die Vergaberegelung des Landes diskutiert. Wie kann die Vergabe an das wirtschaftlichste und nicht an das billigste Angebot sichergestellt werden, auch mit dem Hinweis auf angemessenere Regelungen in Nachbarländern. Die Podiumsdiskussion wurde von Thomas Möller, Geschäftsführer des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden, moderiert.
Das Mannheimer Bauforum war nicht der erste vom Verband Bauwirtschat Nordbaden initiierte Baudialog. Der Verband lädt die regionalen Baupartner regelmäßig zu gemeinsamen Informationsveranstaltungen zu bestimmten Bauthemen ein. Die nächste Veranstaltung der Reihe findet am 28. März 2017 unter dem Titel “Digitales Planen und Bauen im Mittelstand” in Kooperation mit der Architektenkammer Baden-Württemberg im KIT Karlsruhe statt. (Nähere Informationen und Anmeldung unter anmeldung@bau-nordbaden.de.) 2016 hatte der Verband in Kooperation mit der Metropolregion Rhein-Neckar zu einem viel beachteten Wohnungsbausymposium in Mannheim eingeladen.
Auch das Amt Mannheim und Heidelberg hat in der Vergangenheit entsprechende Veranstaltungen mit Architekten und Ingenieuren durchgeführt.
Auf die Durchführung eines 2. Mannheimer Bauforums hat man sich bereits geeinigt. |
