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Die Fehmarnbelt-Verbindung der Steinzeit

28.08.2014

Rund um den Fehmarnbelt finden derzeit die größten archäologischen Ausgrabungen im Rahmen der Bauvorbereitungen für den Fehmarnbelttunnel statt. Die Untersuchungen laufen auf einer Fläche von fast 300 Hektar, beschäftigen 60 Archäologen, werden bis 2015 andauern und kosten rund 21 Millionen Euro an Land und 5 Millionen Euro auf See.

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Ein Teil des archäologischen Ausgrabungsgebiets auf Lolland.

Femern A/S trägt gemäß dem dänischen Museumsgesetz die Kosten für die Ausgrabungen, die vor Beginn der Bauarbeiten durchzuführen sind. Funde aus der Vorzeit stehen in Dänemark unter besonderem Schutz. Die archäologischen Ausgrabungen haben nun gezeigt, dass es offensichtlich bereits vor rund 6.000 Jahren Verbindungen über den Fehmarnbelt gab. Davon zeugt der Fund einer Hirschgeweihaxt bei Syltholm in Südlolland, die auf etwa 4.000 v. Chr. datiert wird. Dazu erklärt Anne-Lotte Sjørup Mathiesen vom Museum Lolland-Falster, die die Ausgrabungen in Dänemark federführend leitet: „Der Standort für den Bau des Tunnels wurde nicht zufällig gewählt, sondern dort, wo die Überfahrt nach Deutschland am kürzesten ist. Dieselben Überlegungen haben sicherlich auch schon unsere steinzeitlichen Vorfahren angestellt, als sie Getreide, Vieh und fremdländische Äxte nach Norden transportiert haben“.

Hirschgeweihaxt, Ziegenhirn und Fischfalle
Seitens der Museumsfachleute wird vermutet, dass die Hirschgeweihaxt aus der frühen Jungsteinzeit entweder als „Import“ von der Insel Fehmarn stammt oder zumindest von dort inspiriert wurde. Weitere Untersuchungen sollen folgen, um die Frage der Herkunft zu klären. Zu den einzigartigen Fundstücken aus den steinzeitlichen Küstensiedlungen Lollands gehören weiterhin ein Ziegenschädel mit Teilen des ältesten jemals in Dänemark gefundenen Ziegenhirns (datiert auf etwa 3.500 v. Chr) und eine sehr gut erhaltene Fischfalle aus Holzpfählen und hölzernem Flechtwerk.

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Eine 6.000 Jahre alte Hirschgeweihaxt von der Südküste Lollands - „Made in Germany?“

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Das älteste Ziegenhirn Dänemarks (3.500 v. Chr.).

Alle Funde deuten darauf, dass das mittelsteinzeitliche Leben auf Lolland auf die Küsten konzentriert war, wo sich Jäger und Fischer niederließen und ihrem Alltag nachgingen. Über Generationen hinweg wurden aus diesen frühen Bewohnern der Insel Lolland mit der Zeit Ackerbauern und Viehzüchter. Die archäologischen Funde östlich von Rødbyhavn erweitern das Verständnis, wie genau dieser Übergang zwischen Mittel- und Jungsteinzeit tatsächlich verlaufen ist.

Dänemark „importiert“ Landwirtschaft aus Deutschland
Impulse für die neuen Wirtschaftsformen Ackerbau und Tierzucht kamen in den ersten Jahrhunderten der Jungsteinzeit (ca. 4.000 - 3.500 v. Chr.) aus Mitteleuropa über Deutschland nach Dänemark. Die lokale Bevölkerung gab damals ihre bis dahin von Jagd und Fischerei geprägte Lebensweise nicht sofort auf. Zahlreiche Funde aus Ausgrabungen belegen, dass Jagd und Fischerei lange Zeit parallel zur Einführung von Ackerbau und Viehzucht praktiziert wurden. Die Haustiere der frühen Ackerbauern (Rind, Schaf und Ziege) und auch die frühesten Getreidesorten kamen nicht wild in Dänemark vor sondern wurden alle zu Beginn der Jungsteinzeit eingeführt. Anders verhielt es sich mit den meisten Werkzeugarten, die für die frühe Jungsteinzeit charakteristisch sind. Diese wurden fast alle aus vor Ort vorkommenden Materialien hergestellt und weisen oft eine gleichmäßige Entwicklung seit der späten Mittelsteinzeit auf. Es gibt nur einige wenige Werkzeuge, die besondere Merkmale aufweisen oder aus exotischen Materialien hergestellt und damit als „Fremdkörper“ auf dem Gebiet von Lolland identifiziert wurden. Zu den am besten bekannten Werkzeugen, deren Herkunft mit Sicherheit in Mitteleuropa verortet werden kann, gehören die so genannten „Schuhleistenkeile“. Der Name dieser Werkzeuge geht auf ihre charakteristische Form zurück. Diese Art von Keilen oder Äxten stammt aus der Zeit kurz vor der Einführung des Ackerbaus in Dänemark. Sie sind bereits aus verschiedenen Funden auf den Inseln Lolland und Falster bekannt. Die Funde weisen nach, dass es bereits während der Mittelsteinzeit eine enge Verbindung von Lolland über Norddeutschland nach Mitteleuropa gab.

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Fischzaun.

Fotos: Femern A/S

  Quelle: www.femern.de


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