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Alles unter Kontrolle

05.12.2016

Von Martin Wendland, freier Journalist, Toronto/ Kanada

Reinigung der neuen Schießstätte der Dortmunder Polizei mit leistungsstarken Scheuersaugmaschinen

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Scheuersaugmaschine B 90 bei der abendlichen Nassreinigung der Schießbahnen im RTZ. Schnelligkeit und Wendigkeit sind hier gefragt.

Seit Mai ist das Regionale Trainingszentrum der Dortmunder Polizei in Betrieb. Hier wird scharf geschossen – und das rund eine Million Mal pro Jahr. Auf insgesamt vier Schießbahnen absolvieren jährlich 4000 Polizisten ihre regelmäßigen Trainings- und Prüfungseinheiten. Eine Schießstättenbetriebsordnung regelt sämtliche Abläufe bis ins Detail und sorgt für maximale Sicherheit und Arbeitsschutz. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen – auch die Reinigung nicht. Täglich erfolgt eine Nassreinigung der vier Bahnen mit professionellen Scheuersaugmaschinen, um auch die letzten Spuren der gefährlichen Treibladungsreste, die beim Schießen anfallen, zu beseitigen.

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Parkposition: Im Technikraum warten die Aufsitzmaschine B 90 und die kleine Schwester, die Nachläufermaschine B 40 auf ihren nächsten Einsatz.

Untergebracht ist das Regionale Trainingszentrum (RTZ) in zwei riesigen Hallen im Dortmunder Stadtteil Aplerbeck, in denen bis vor wenigen Jahren vom nordrhein-westfälischen Materialprüfungsamt schweres Gerät für den Bergbau auf Herz und Nieren getestet wurde. Im Zuge einer gezielten Neunutzung wurden die massiven Stahlbeton-Hallen komplett entkernt und zum aktuell modernsten Trainingszentrum der Polizei in NRW ausgebaut. Während das RTZ dem Polizeipräsidium Dortmund unterstellt ist, werden hier auch Polizisten aus den Nachbarkreisen Soest, Unna und Hagen geschult. Besonders zugeschnitten ist die Einrichtung, zu der neben den Schießbahnen auch Mattenhallen sowie eine Vielzahl von Schulungs- und Seminarräumen gehört, auf die Bedürfnisse der Streifen- und Hundertschaft-Polizisten. Ein fester Baustein ist das Schießtraining einschließlich Abnahmeprüfung, die für Streifenpolizisten zweimal im Jahr vorgeschrieben ist. Geschossen wird mit 9 mm-Munition und den Dienstwaffen, der Walther P99 sowie der Maschinenpistole MP5 von Heckler & Koch, die in jedem Streifenwagen mitgeführt wird.

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Besonders einfach: Sämtliche Grundfunktionen können bequem vom Cockpit aus über den „Easy-Operation-Schalter“ aktiviert werden.

Absolviert wird das individuelle Schießtraining, das für maximal vier Polizisten ausgelegt ist und verpflichtend immer von Einsatztrainern durchgeführt wird, auf insgesamt vier Schießanlagen: Zwei 25 m- und zwei 15 m-Bahnen. Sie sind mit modernster Technik ausgestattet. So verfügt jede Schießbahn über einen eigenen Regieraum und eine rechnerunterstützte Projektions- und Zielerstellungsanlage, über die unterschiedliche Szenarien auf die große Kautschuk-Leinwand projiziert werden. Das Spektrum reicht von statischen Zielen, auf die auf Anweisung der Einsatztrainer geschossen werden muss, bis zu Videoeinspielungen von simulierten Szenarien. Hier muss der Prüfling blitzschnell auf konkrete Gefahrensituationen reagieren. Im Mittelpunkt der 1,5-stündigen Trainings- bzw. Prüfungsmodule im Schießstand steht das professionelle Verhaltenstraining.

Bautechnisch alle Register gezogen
Untergebracht sind die vier Schießbahnen des RTZ, die werktags und am Wochenende genutzt werden, unter einem Dach – in einer der komplett umgebauten Riesenhalle. „Alle Abläufe hier sind bis ins Detail geplant und werden minutiös dokumentiert und überwacht“, so Hauptkommissar Karsten Dunkel, als Schießstättenbetreiber-Verantwortlicher zuständig für die Themen Sicherheit und Arbeitsschutz – und direkt dem Polizeipräsidenten unterstellt. „Schon bautechnisch hat die Polizei in NRW bei der Auslegung unserer Anlage sämtliche Register gezogen, so dass wir einen Betrieb auf höchstem Sicherheitsniveau garantieren können.“ Um die Polizisten vor Querschlägern oder Splittern zu schützen, ist der gesamte Schießstand rundum mit einer Wand- und Deckenverkleidungen ausgestattet, die alle Geschoßtypen sicher aufnehmen.

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Sicherheitsboden: Der Bodenbelag in den Schießbahnen besteht aus einem mehrfach geschichteten Polyurethan und einem rutschfesten Oberflächenfinish. Die Scheibenbürsten der Kärcher-Maschinen sind bestens für die Nassreinigung des elastischen Bodens geeignet.

Beim Bodenbelag entschied man sich für einen Sicherheitsboden, der gezielt für Schießanlagen konzipiert ist und weltweit zum Einsatz kommt. Der fugenlose, schallabsorbierende Boden besteht aus dreifach geschichtetem Polyurethan und einem rutschfesten und verschleißfreien Oberflächenfinish, das die Nassreinigung ermöglicht. Der elastische Boden bietet höchsten Schutz auch bei niedrigem Beschusswinkel und „schluckt“ sämtliche Geschosse oder Geschossteile bis 7000 Joule. Statt eines Stahllamellen-Schussfangs kommt hinter der riesigen Kautschuk-Leinwand, die nahezu selbstverschließend ausgelegt ist (die 9 mm-Projektile hinterlassen hier nur winzige Einschusslöcher), ein ebenso einfacher wie effektiver Sandgeschoßfang zum Einsatz. Ein 130 m³ großer Sandhaufen, der regelmäßig befeuchtet und in festen Intervallen immer wieder durchgesiebt wird, sorgt dafür, dass die Projektile sicher aufgefangen werden und es keine Rückläufer gibt.

Schmauch und Treibladungsreste
„Auch wenn die Polizei NRW mit schadstoffarmer Munition schießt und Blei schon lange durch Projektile aus Messing ersetzt wurde, haben wir es in modernen Schießstätten nach wie vor mit Gefahrenstoffen zu tun, die gezielte sicherheits- wie arbeitsschutztechnische Maßnahmen auf den Plan rufen“, so Hauptkommissar Dunkel. Zum einen gilt es, das Gesundheitsrisiko durch Schmauch, die gasförmigen Rückstände des Mündungsfeuers bzw. der Treibladung der Munitionspatrone, zu minimieren. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, sind sämtliche Schießbahnen mit einer leistungsstarken Kolbenstromverdrängungslüftung versehen. Sie sorgt dafür, dass die toxischen Schmauchrückstände sicher abgesaugt werden. Gleichzeitig versorgt eine gigantische Be- und Entlüftungsanlage alle vier Schießbahnen mit gefilterter Frischluft. Installiert ist sie im Obergeschoß auf der gesamten Hallenfläche – da, wo früher ein riesiger Portalkran unterwegs war.

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Treffsicher: Im RTZ wird scharf geschossen – immer unter Anleitung der Schießtrainer.

Thema Nummer zwei sind die Treibladungsreste, die als unverbrannte Rückstände aus der abgefeuerten Waffe herausgeschleudert werden und sich als feiner, gelblicher Staub am Boden ablagern – immer da, wo der Schütze gerade steht. Konkret handelt es sich hierbei um Mikrozellulosepulver, das rund 10 % der eigentlichen Treibladung ausmacht und aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung explosiv ist. „Ohne die gezielte Beseitigung dieser Gefahrenstoffe riskiert jeder Betreiber, dass ihm sein Schießstand irgendwann um die Ohren fliegt, weshalb hier höchste Aufmerksamkeit gefordert ist“, so Dunkel.

Ausgeklügelter Reinigungsplan
Gekontert werden diese Herausforderungen in Dortmund mit einem ausgeklügelten Reinigungsplan. Er wird exakt eingehalten und präzise dokumentiert, so dass nichts dem Zufall überlassen bleibt. Die tägliche Routine beinhaltet das regelmäßige Einsammeln der Patronenhülsen, die dem Messing-Recycling zugeführt werden. Verantwortlich hierfür sind die Mitarbeiter des hauseigenen Technik-Teams – alles ausgebildete Handwerker, die sich um den laufenden Betrieb der Anlage kümmern. Wie penibel hier vorgegangen wird, zeigt sich daran, dass die Schießstand-Techniker die Hülsen in voller Montur, sprich mit Masken und Handschuhen, einsammeln. Um die Treibladungsreste zu beseitigen, werden die Böden der Schießbahnen in der Regel zweimal täglich – immer nach rund 1000 Schuss – mit einem explosionsgeschützten Sauger abgesaugt. Dies geschieht als Zwischenreinigung in der Mittagspause und noch einmal am Ende des Tages.

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Jede Menge Metall: Die beim Schießen anfallenden Patronenhülsen – eine Million im Jahr – werden gesammelt und dem Messing-Recycling zugeführt.

Das „Grande Finale“ der täglichen Unterhaltsreinigung bildet die allabendliche Nassreinigung der Anlage mit professionellen Scheuersaugmaschinen. Hierbei werden auch die letzten Überbleibsel der Treibladungsreste rückstandslos beseitigt – und das binnen kürzester Zeit. Nach einer Ausschreibung, bei der nach Leistungsmerkmalen sowie nach Wirtschaftlichkeit inkl. Folgekosten entschieden wurde, kamen zwei Maschinen aus dem gewerblichen Professional-Segment von Kärcher zum Zuge. Neben der Aufsitzmaschine B 90, die mit einer Flächenleistung von 2 475 m²/h, einer Arbeitsbreite von 65 cm und einem Frisch- bzw. Schmutzwassertank von jeweils 90 Litern Fassungsvermögen aufwartet, wurde auch das kleinere Schwestermodell, eine B 40, als Ergänzung gekauft. Die Nachläufermaschine verfügt über 40 Liter große Tanks, eine Arbeitsbreite von 51 cm und eine entsprechend kleinere Flächenleistung von 1 650 m²/h.

Fährt sich wie Autoscooter
„Unser Arbeitspferd bei der täglichen Nassreinigung ist eindeutig die große B 90“, so Daniel Schwarz, einer der Schießstandtechniker, die sich im Wechsel zwischen den Dienstschichten um die Instandhaltung der Anlage kümmern – und dabei regelmäßig auch mit der Aufsitz-Scheuersaugmaschine unterwegs sind „Die überaus wendige Maschine fährt sich wie ein Autoscooter, was sie bei uns richtig populär macht“, berichtet Schwarz mit einem Lächeln. Wichtig findet er auch, dass die große Maschine nur einmal eingerüstet werden muss, um ganz ohne Boxenstopp, sprich Nachladen der Batterien oder Befüllen bzw. Entleeren der Tanks, alle vier Schießbahnen in einem Rutsch im knapp bemessenen Zeitfenster von 20 bis 21 Uhr zu reinigen.

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Saubere Luft: Das gesamte Obergeschoss der Halle ist mit einer gigantischen Be- und Entlüftungsanlage ausgestattet. Sie sorgt für das sichere Absaugen der gefährlichen Schmauchgase und bläst permanent gefilterte Frischluft in die vier Schießbahnen.

In Funktionalität und Technik ähneln sich Aufsitz- und Nachläufermaschine. Sie arbeiten nach den gleichen Prinzipien und sind beide mit dem leicht verständlichen „Easy-Operation-Schalter“ ausgerüstet, über den sich alle Grundfunktionen bequem und sicher aufrufen lassen. „Wer die B 40 fahren kann, ist auch am Steuer der B 90 bestens aufgehoben“, lautet die Einschätzung von Schießstandtechniker Schwarz. Beide Geräte werden von wartungsfreien Batterien angetrieben und verfügen über einen Scheuerkopf mit Scheibentechnik. „Die Scheibenbürsten mit den mittelharten roten Pads passen bestens zu unserem besonderen Boden“, so Hauptkommissar Dunkel.

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Alles unter Kontrolle: Vom Regieraum lässt sich die rechnerunterstützte Projektions- und Zielerstellungsanlage exakt steuern. Wie das geht, demonstriert Hauptkommissar Dunkel, der als Schießstättenbetreiber-Verantwortlicher zuständig für die Themen Sicherheit und Arbeitsschutz ist.

Als großes Plus empfindet man in Dortmund das automatische „Dose-System“ von Kärcher, bei dem Reinigungs- bzw. Pflegemittel dem Frischwasser in 0,5 %-Schritten exakt zudosiert werden können. Punkten kann das clevere Dosiersystem im RTZ angesichts der Vorschrift des Bodenherstellers, einmal in der Woche ein Pflegemittel in einer exakt vorgegebenen Konzentration in das Wasser zu geben, um so die Garantieleistung voll und ganz aufrecht zu erhalten. „Statt hier von Hand zuzumischen, sind wir mit dem automatischen Dosiersystem immer auf der sicheren Seite,“ so Hauptkommissar Dunkel.

Wie wichtig diese Präzision in der Praxis ist, zeigt sich auch daran, dass ein Überdosieren des Pflegemittels rasch zu einem statischen Aufladen des Bodens – und damit zu echten Problemen beim Absaugen des Munitionsstaubes führen kann. „Der Teufel steckt eben im Detail, weshalb es oft auf Kleinigkeiten ankommt,“ so Dunkel.

  Quelle: www.kommunikation2b.de


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