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Azubis brauchen nicht einmal eine Handvoll Versicherungen

16.08.2012

"Keine unnützen Verträge aufschwatzen lassen" - Berufsunfähigkeitsabsicherung wichtiger als Hausratpolice

Von Berrit Gräber

Gut 500.000 Schulabgänger starten bald in eine Ausbildung. Versicherungsvertreter sind bereits seit Wochen unterwegs, um die Berufseinsteiger als Neukunden zu gewinnen. Azubis sind nicht mehr generell über die Eltern versichert und brauchen erstmals eigenen Versicherungsschutz. Den jungen Menschen würden allerdings häufig "falsche und unnütze Verträge aufgeschwatzt", warnt Thorsten Rudnik, Vorstand beim Bund der Versicherten. Dabei brauchten Lehrlinge meist nicht einmal eine Handvoll Versicherungen. Sein dringender Rat, auch an die Eltern der Berufsneulinge: Zuerst schlau machen und dann erst unterschreiben.

Was ist mit der Krankenversicherung?

Auszubildende sind in der Regel pflichtversichert und damit in der gesetzlichen Krankenkasse und Pflegeversicherung. Die Leistungen der weit über 100 Kassen seien zwar zu 95 Prozent gleich, unterschieden sich aber in einigen Details, gibt Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zu bedenken. Ratsam ist, sich möglichst rasch für eine bestimmte Kasse zu entscheiden, sonst legt der Arbeitgeber die Absicherung fest. Auch von Azubis wird der einheitliche Beitragssatz von derzeit 15,5 Prozent vom Einkommen verlangt. Eine private Zusatzversicherung, die hochwertigen Zahnersatz wie Inlays oder Implantate zahlt, ist kein Muss.

Was gilt für die Privathaftpflicht?

Diese Versicherung ist unverzichtbar. Sie schützt, wenn jemand Schäden bei anderen verursacht. Haben die Eltern eine Haftpflichtpolice, brauchen Azubis in der ersten Berufsausbildung aber noch keine eigene abschließen. Sie sind in ihrer Lehrzeit auch als Volljährige mitversichert und können sich eigene Beiträge sparen. Nur bei Heirat muss ein eigener Vertrag her.

Ist eine Hausratpolice nötig?

Solange der Azubi noch zu Hause wohnt, ist eine Extra-Police überflüssig. Auch in der ersten, sparsam möblierten Wohnung wird diese Versicherung in der Regel nicht gebraucht. Nur wer schon in der Lehre hochwertigen Hausrat anschafft, sollte über eine Absicherung nachdenken. Sie deckt üblicherweise Einbruchdiebstahl, Brand, Blitzschlag, Explosion oder Schäden durch Rohrbrüche und Sturm ab.

Brauchen Azubis schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Ja, unbedingt, sagt Rudnik. Auf diesen Schutz sollte kein junger Mensch verzichten, auch wenn er nicht gerade günstig ist. Die Berufsunfähigkeitsversicherung springt ein, wenn der Versicherte nach einem Unfall oder wegen Krankheit nicht mehr arbeiten kann. Die gesetzliche Rentenversicherung überweist erst nach fünf Jahren Beitragszahlung eine minimale Rente. Für die BU gilt: Je früher abgeschlossen, desto günstiger. Die Beiträge richten sich auch nach dem Beruf. In kaufmännischen Zweigen müssen Azubis mindestens 30 Euro im Monat zahlen, Maler-Lehrlinge etwa 80 Euro.

Wie lässt sich bei der Berufsunfähigkeitsversicherung sparen?

Wird die BU mit einer Risikolebensversicherung kombiniert, ist sie billiger zu haben. Um den Geldbeutel zu schonen, rät Wortberg auch zu sogenannten Starter-Policen. Sie bieten trotz einer vorher festgelegten Startphase von bis zu 15 Jahren den vollen Schutz für einen geringen Anfangsbeitrag. Wichtig ist immer die Nachversicherungsgarantie. Damit lässt sich nach der Ausbildung - wenn das Einkommen steigt - die Rente ohne Gesundheitsprüfung erhöhen.

Wie steht es um die Unfallversicherung?

Wer noch finanziellen Spielraum hat, kann sich damit zusätzlich absichern. Die BU springt erst ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit ein. Die Unfallversicherung zahlt bereits ab einem Prozent Invalidität infolge eines Unfalls. Als Faustregel für die Höhe der Versicherungssumme gilt: Monatsbedarf mal 200. Wer glaubt, monatlich mit 1.000 Euro über die Runden zu kommen, sollte eine Versicherungssumme über 200.000 Euro abschließen. Die Kosten für einen Vertrag über 100.000 Euro betragen ab 60 Euro im Jahr, je nach Geschlecht und Beruf.

Was ist mit der Altersvorsorge?

Von Kapitallebens- oder Rentenversicherungen sollten junge Berufseinsteiger die Finger lassen, empfiehlt Rudnik. Wer unterschreibt, verpflichtet sich bis ins Alter zu regelmäßigen Zahlungen. Wer vorzeitig wieder raus will, muss teuer dafür bezahlen. Von solchen Verträgen profitierten vor allem die Vermittler, gibt auch Wortberg zu bedenken. Azubis, die noch Geld übrig haben, können neben der gesetzlichen Rente ein Extra-Polster ansparen. Zum Beispiel über die betriebliche Altersvorsorge oder einen Riester-Vertrag, der vom Staat gefördert wird. Intensive Beratung, etwa über die Verbraucherzentralen, ist vorher aber ratsam.

  Quelle: dapd


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