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BIM für die Baustellen in Hayingen

30.12.2021

Eine erfolgreiche Baustellen-Premiere

In Hayingen wurde die weltweit erste kommunale Baustelle nach dem BIM-Verfahren (Building Information Modeling) erfolgreich abgeschlossen. Der Begriff BIM, auf Deutsch Bauwerks-Datenmodellierung, ist die Bezeichnung für eine digitale Planungsmethode, bei der Straßenbauwerke dreidimensional visualisiert und geplant werden. BIM hat nun auch in der Stadtbauplanung Einzug gehalten: auf der Baustelle Karl-Truchsess-Weg in Hayingen.

“Diese Baustelle ist ein deutschlandweit und vermutlich sogar weltweit erstes Projekt für BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau. Die Besonderheit: Es wurde nach BIM geplant, nach BIM ausgeschrieben und nach BIM umgesetzt”, erläuterte Bauleiter Lukas Schrode von der MTS Schrode AG in Hayingen. Eine im Nachbarort Erbstetten gelegene Modellbaustelle war der gedankliche Ausgangspunkt für dieses Projekt. Ihr Ziel ist es, zu untersuchen und zu zeigen, ob und wie das Verfahren mit BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau unter realen Betriebsbedingungen überhaupt funktionieren kann.

Das Modell in Erbstetten


Die BIM-Methode in Erbstetten hat den Bürgermeister von Hayingen, Kevin Dorner, überzeugt: “Wer die Vorteile der neuen Methode einmal live vorgeführt bekommen hat, kann nur staunen, was für Möglichkeiten sich damit auch für kleinere Kommunen eröffnen: Angefangen von der plangenauen Ausschreibung über die daraus resultierende Kostensicherheit und den besser kalkulierbaren Zeithorizont bis hin zu dem nach Abschluss der Maßnahme weiterhin nutzbaren Datenbestand.”

Der 3D-Planungsaufwand ist zu Beginn größer als die typische zweidimensionale Planung auf dem Papier. Aber der Mehraufwand am Anfang zahlt sich später für alle aus. Das bestätigt auch Rainer Mang, Fachanwalt für Baurecht beim Verband der Bauwirtschaft in Baden-Württemberg: “BIM bedeutet frühes und detailliertes Planen. Mit BIM werden Straße, Kanäle und mehr zunächst virtuell am Computer erstellt und erst danach in der “realen Welt” umgesetzt. Unliebsame Überraschungen werden so weitgehend vermieden. Die gründliche Planung reduziert Fehler und führt schon in einer frühen Phase zu hoher Kosten-, Planungs- und Terminsicherheit. Unstimmigkeiten, die allzu oft in juristische Auseinandersetzungen münden, werden dadurch abgewendet.”

Dorner wurde unterstützt vom Planungsbüro Beetz, die Rainer Schrode GmbH und der Hayinger BIM- und Digitalisierungsspezialist MTS.

Thomas Beetz vom Planungsbüro Beetz sieht das so: “Wer im Vorweg saubere 3D-Daten für die Planung liefern kann, spart sich später den Aufwand für baubegleitende Absteckungen vor Ort. Und wir haben trotzdem die Möglichkeit, die Bauarbeiten regelmäßig zu prüfen: Solange wir das geplante Modell innerhalb von vorab definierten Toleranzen umsetzen, muss das Bauunternehmen keine separaten Aufmaße erstellen, sondern lediglich in bestimmten Abständen Qualitätsnachweise erbringen. Diese werden wöchentlich in die CDE-Cloud (Common Data Environment) hochgeladen, wo ich sie vom Schreibtisch aus prüfen kann. Im Gegenzug kann der Bauunternehmer direkt nach diesen abrechnen. Lediglich für vorher nicht exakt planbare Aufgaben, wie die Erneuerung von alten Hausanschlüssen, werden separate Aufmaße erstellt. Diese jedoch komplett digital in 3D.”

Um Thomas Beetz bei seiner ersten 3D-Planung zu unterstützen, übernahm MTS CAD Experte Andreas Ragg, die digitale Bearbeitung. Er konnte, ohne Aufmaße zu erstellen, direkt nach Plan bauen. Geräteführer Dieter Pukowski nahm sich anhand des Modells die Aushub- und Planierarbeiten vor und nahm mit der Löffelspitze des Baggers die Homogenbereiche auf. Derweil nutzte Polier Klaus Schnitzer die Daten, um mittels Rover Aufmaße zu erstellen und Qualitätsnachweise vorzunehmen: “Rückblickend könnte man diesen Weg, die Baumaßnahme exakt nach den As-Planned-Daten umzusetzen, auch als ›Build as Planned‹ beschreiben”, so Schnitzer.

  Quelle: www.gea.de


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