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Bauwirtschaft … auf den Punkt gebracht

08.04.2020

„Konjunkturelle Auswirkungen des Corona-Virus auf die deutsche Bauwirtschaft“

Die weltweite Zunahme an Corona-Virus infizierten Personen hat bereits jetzt Auswirkungen auf verschiedene Teile der deutschen Wirtschaft.

Bei einem Großteil der Bauunternehmen laufen die Baustellen noch weitgehend im Normalbetrieb – Baustellen wurden bislang nur vereinzelt stillgelegt. Die Bauindustrie geht davon aus, dass die Gefahr für die deutsche Baukonjunktur im laufenden Jahr vermutlich nicht in einem deutlichen Nachfragerückgang besteht.Das Risiko besteht eher darin, dass die Produktion durch Probleme bei den Baustoff- und Baumaterialzulieferern, durch Erkrankungen in den Baubelegschaften oder durch behördliche Maßnahmen gebremst wird. Diese Anzeichen werden aktuell durch die Unternehmen bestätigt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist weiterhin ungewiss, die Auswirkungen könnten aber immens sein.

Eine konkrete Prognose ist derzeit nicht möglich. Eine erste vorsichtige „Trendaussage“ ist, dass der Hauptverband der deutschen Bauindustrie mit einer Stagnation des baugewerblichen Umsatzes im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahr rechnet, ein reales Wachstum aber außer Reichweite liegt.

Auswirkungen der Corona-Epidemie auf die Bauproduktion – Daten erst zur Jahresmitte verfügbar
Aus Sicht der Bauindustrie ist zum jetzigen Zeitpunkt eine realistische Umsatzprognose für 2020 nur sehr eingeschränkt möglich. Die Januarwerte zu Auftragseingang und Umsatz im Bauhauptgewerbe waren mit zweistelligen nominalen Zuwachsraten noch ausgesprochen positiv. Für den Februar wird eine ähnliche Entwicklung erwartet. Die März-Werte, bei denen sich die Epidemie eventuell schon bemerkbar macht, werden aber erst Ende Mai vorliegen. Bis dahin ist der HDB auf die Einschätzungen der Lage und Erwartungen aus Reihen der Baufirmen angewiesen. Wenn sich das dort aufge-zeigte Stimmungsbild bestätigt, wird sich auch die Bauwirtschaft vom aktuellen Abwärtstrend in der Wirtschaft nicht gänzlich abkoppeln können. Zumindest temporär ist mit einem Produktions-rückgang zu rechnen.

Erste Stimmungsbilder aus der Praxis

Schnellumfrage HDB (Stand: 31.03.2020)
Der HDB hat vom 24. bis zum 31. März eine eigene Umfrage unter den Mitgliedsfirmen durchgeführt. Daran haben 409 Personen teilgenommen. Die Ergebnisse vermitteln eine Momentaufnahme über die Situation in der BAUINDUSTRIE.

• 56 Prozent haben geantwortet, dass sie durch die Auswirkungen des Corona-Virus in ihrer Leistungserbringung bereits heute behindert sind. Dabei sagt allerdings ein Großteil (62 Prozent), dass die Auswirkungen entweder neutral (20 Prozent) oder geringfügig (42 Prozent) seien. 33 Prozent melden eine starke und lediglich 4 Prozent eine sehr starke Einschränkung. Der Unterschied zur DIHK Umfrage könnte darauf zurückzuführen sein, dass beim DIHK überwiegend Kleinbetriebe an den Umfragen teilnehmen. Beim Hauptverband dürften es vermutlich vor allem Mittelständler und große Baufirmen sein.

• Die größten Einschränkungen kommen durch fehlende Materiallieferungen (39 Prozent), einen hohen Krankenstand (40 Prozent), behördliche Quarantäneauflagen (31 Prozent), weniger Nachfrage (26 Prozent) und Stornierungen (25 Prozent) zu Stande. 33 Prozent berichten von Personalmangel aufgrund von Grenzschließungen. Dies betraf besonders Mitarbeiter aus Polen.

• Momentan noch positiv stimmt, dass nur 10 Prozent der gesamten Umfrageteilnehmer angeben, Anzeichen wahrzunehmen, dass öffentliche Auftraggeber Rechnungen nicht mehr zahlen würden. Als Gründe wurden überwiegend genannt, dass sich die Rechnungsprüfung verzögert und dass es kein Personal in den Behörden gibt.

Blitzumfrage DIHK (27.03.2020)
Der DIHK hat zwischen dem 24. und 26. März seine zweite Blitzumfrage zu den Auswirkungen der Epidemie durchgeführt und die Ergebnisse am 27. März veröffentlicht. An der Umfrage haben 950 Baufirmen teilgenommen.

87 Prozent der befragten Baufirmen geben an, dass sie negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte spüren. Allerdings steht das Baugewerbe immer noch an letzter Stelle unter den Wirtschaftsbereichen. An erster Stelle steht mit fast 100 Prozent das Gastgewerbe und die Reisewirtschaft. Der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt liegt bei 92 Prozent.

33 Prozent der befragten Bauunternehmen erwarten, dass ihr Umsatz im Gesamtjahr 2020 aufgrund der Pandemie zwischen 10 und 25 Prozent zurückgehen wird. 11 Prozent erwarten einen Rückgang von bis zu 10 Prozent, 20 Prozent einen Rückgang zwischen 25 und 50 Prozent und sogar 8 Prozent einen Rückgang von über 50 Prozent. Lediglich 5 Prozent erwarten keine Veränderung, 50 Prozent der befragten Bauunternehmen gaben auf die Frage „Welche Auswirkungen hat das Virus auf Ihre Geschäfte? (Mehrfachnennungen möglich)“ schon jetzt an, weniger Nachfrage nach den eigenen Produkten und Dienstleistungen zu spüren. Im Durchschnitt aller Branchen gaben dies 63 Prozent an. Weitere Auswirkungen waren:

• 46 Prozent Ausfälle durch fehlende Mitarbeiter
• 43 Prozent, dass Investitionen zurückgefahren werden
• 41 Prozent gaben an, dass Aufträge storniert wurden
• 34 Prozent meldeten fehlende Waren und Dienstleistungen
• 33 Prozent Liquiditätsengpässe
• 31 Prozent logistische Engpässe
• 18 Prozent sogar den Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit (komplett oder zu großen Teilen)
• 9 Prozent sprechen sogar schon von einer drohenden Insolvenz
• 6 Prozent gaben an, dass sie schon eigene Produktionsausfälle in Deutschland verzeichnen

Besonders hohe Relevanz bei den Hilfsmaßnahmen haben aus Sicht der befragten Bauunternehmen das Kurzarbeitergeld (75 Prozent) sowie Liquiditätshilfen durch Zuschüsse und Stundungen (59 Prozent). Ein wirksames Element aus Sicht der Bauunternehmen, um Liquidität im Unternehmen zu halten, sind Steuerstundungen bzw. die Anpassung der Vorauszahlungen (62 Prozent).

  Quelle: www.bauindstrie.de


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