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Bauwirtschaft fordert neue Grenzwerten

08.09.2016

BAUSCHUTT - Verband hält Doppelstrategie aus Recycling und Deponierung für notwendig

Dass es in Rheinland-Pfalz nicht genügend Deponieplatz für Bauschutt gibt, kritisiert die Bauwirtschaft schon lange. Inzwischen hat auch die Landesregierung die Zahlen schwarz auf weiß vorliegen: Laut einer vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Auftrag gegebenen Studie werden die Kapazitäten ab dem Jahr 2025 nicht mehr ausreichen. Doch darüber, wie auf diesen Engpass reagiert werden soll, herrscht keine Einigkeit. Das Land fordert, die Unter-nehmen sollen mehr recyceln. Deren Vertretung, der Verband Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz, hält das nur für begrenzt machbar und fordert eine Doppelstrategie.

Jährlich fallen in Rheinland-Pfalz 6,7 Millionen Tonnen an Bauabfällen wie Bauschutt, Erdaushub und Altasphalt an. Davon werden zwei Millionen Tonnen auf Deponien beseitigt. Laut der Studie des LfU werden es bald 2,5 Millionen sein.

Für Umweltstaatssekretär Thomas Griese (Grüne) ist Recycling die einzige Antwort, denn ein Zuwachs der Deponien stoße nicht nur bei Anwohnern auf wenig Akzeptanz, sondern habe auch höhere Gebühren für die Verursacher zur Folge. „Vom Recycling profitieren dagegen Wirtschaft, Umwelt und Bevölkerung gleichermaßen", so Griese.

Das sieht der Präsident der Bauwirtschaft, Frank Dupré, anders. Der Großteil des Materials, das auf Deponien entsorgt werden müsste, seien Böden, so Dupré. Diese seien aber „nur eingeschränkt recyclingfähig". Eine weitere Hürde seien zu strenge. rechtliche Regelungen, was die Belastung des Materials angehe. „Wir können uns mit dem Umweltministerium in Mainz schnell einigen, Deponieraum zu schonen, in dem wir mehr Bodenaushub verwerten. Dafür müsste aber der Bund - gegebenenfalls auf Druck der Länder - die teilweise viel zu strengen Grenzwerte sofort absenken." Das sei im Moment Wunschdenken.

Duprés letztes und gewichtigstes Argument sind die Kosten: „Die Praktiker wissen, dass die Transportkosten gerade bei größeren Erd- und Tiefbaumaßnahmen ein zentraler Faktor sind”. Es bringe deshalb nichts, wenn irgendwo im Land statistisch gesehen freier Deponieraum zur Verfügung stehe, die Baustelle aber 120 km von der nächsten Deponie entfernt sei.

Dupré versteht zwar, dass Deponien nicht beliebt seien, mahnt aber, dass die Anwohner, die gegen eine Deponie protestieren, nach seiner Erfahrung auch nicht bereit seien, die hohen Transportkosten des Erdaushubs für den eigenen Keller oder für den neuen Kindergarten zu bezahlen. „Wir müssen daher zweigleisig fahren. Allein mit Recycling lassen sich Deponieengpässe und die drohenden Kostensteigerungen nicht in den Griff bekommen."

  Quelle: Anzeige Allgemeine Zeitung vom 25.08.2016 / Redakteur: Andreas Schröder


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