Preissteigerungen vor allem wegen höherer Beschaffungskosten
„Wir als Bauwirtschaft haben kaum Einfluss auf die derzeitige Baupreisentwicklung. Grund für die aktuellen Preissteigerungen sind vor allem die gestiegenen Beschaffungskosten“, kommentiert der Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft, Thomas Möller, die neuesten statistischen Zahlen zur Baupreisentwicklung im Südwesten. Danach sind die Preise für Wohngebäude im 1. Quartal 2019 um 4,8 % angestiegen. Im Straßenbau betrug der Anstieg 5,7 %. 2018 haben die Baupreise im Jahresschnitt um 4,5 % zugelegt. Möller betont, dass der aktuelle Preisanstieg überwiegend durch Kostensteigerungen verursacht wird, die die Bauunternehmen kaum beeinflussen könnten. Zu den wesentlichen Kostentreibern gehörten vor allem deutliche höhere Materialkosten. So seien die Preise für Baustahl allein in den letzten zwei Jahren um mehr als 50 % gestiegen, die Kosten für Bitumen hätten sich sogar verdoppelt. Hinzu kämen drastisch gestiegene Entsorgungskosten für den Erdaushub sowie zusätzliche Kostenbelastungen durch die Ausweitung der LKW-Maut. „Auch die kräftigen Lohnsteigerungen von 5,7 % im letzten Jahr schlagen zu Buche. All diese Faktoren müssen unsere Bauunternehmen bei ihrer Kalkulation mit berücksichtigen. Nach vielen Jahren des Preisdumpings sind die Firmen außerdem endlich in der Lage, ihre Risiken angemessen einzupreisen.“ Damit könnten die Unternehmen einer möglichen Insolvenzgefahr, wie sie in der Vergangenheit häufig drohte, besser entgegenwirken. Trotzdem liege die Rendite in der Bauwirtschaft noch immer unter der anderer Branchen.
Die Bauwirtschaft verweist außerdem darauf, dass die Preisexplosion im Wohnungsbau in den letzten zwei Jahrzehnten insbesondere durch drastisch gestiegene Baunebenkosten verursacht wurde. So gab es laut einer Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. in diesem Bereich zwischen 2000 und 2018 einen Preisanstieg um 64 %. Dagegen sind die Preise für den reinen Rohbau im gleichen Zeitraum um nur 37 % gestiegen. Grund für die Entwicklung bei den Baunebenkosten sind in erster Linie die zahlreichen gesetzlichen Vorgaben im energetischen und technischen Bereich, etwa durch die verschärfte Energieeinsparverordnung sowie die immer komplexeren Anforderungen bei technischen Anlagen. Dadurch hätte sich die mittlere Nutzungsdauer im modernen Wohnungsbau bei der steuerrechtlichen Betrachtungsweise inzwischen auf 36 Jahre reduziert.
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