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Brückenschlag mit Würstchen und Liegestühlen

24.08.2012

Errichtung der neuen Osthafenbrücke lässt Hunderte von Besuchern staunen

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Foto: Thomas Lohnes / dapd

Von Artur Lebedew
Es erinnert an eine Vorstellung auf der Seebühne in Bregenz am Bodensee: Zuschauer, einige von ihnen in Shorts, schauen auf eine große Stahlkonstruktion auf dem Wasser. Das Schauspiel am Main kommt allerdings bereits nach vier Tagen zum Ende, als die neue Frankfurter Osthafenbrücke auf die Brückenköpfe aufgesetzt wird. In den Stunden zuvor wurde das 175 Meter lange und 2.200 Tonnen schwere Bauwerk ein paar hundert Meter flussaufwärts an seinen Standort transportiert. Es war das größte Spektakel während der viertägigen Vorstellung. Was folgt, ist Millimeterarbeit für die Ingenieure, die das Brückengerüst mit den Widerlagern verbinden. Für die Zuschauer gibt es jetzt kaum noch etwas zu sehen. Wenige Stunden zuvor ist das noch ganz anders: Der Platz am südlichen Mainufer gegenüber der Baustelle der neuen Zentrale der Europäischen Zentralbank füllt sich am Vormittag. Von Bierbänken und Liegestühlen, von der Stadtverwaltung dort aufgebaut, schauen die Menschen auf die Brücke, die auf zwei Pontons auf dem Fluss schwimmt. Junge Frauen in Securityuniformen bitten Fahrradfahrer, zu Fuß zu gehen, Männer mit bunten Kitteln verkaufen Würstchen, Kinder lachen. Die Montage der neuen Mainbrücke wirkt wie ein Volksfest. Daniel Bader und seine Frau Patricia Surie sind froh, dass sie Sitzplätze am Ufer gefunden haben. Sie sehen zu, wie sich der Stahlkoloss Meter um Meter zu seinem künftigen Standort bewegt. Auch als sich wegen technischer Schwierigkeiten kaum etwas bewegte, war das Paar mit seinen drei Kindern vor Ort. „Unsere Kinder werden sich noch in vielen Jahren an den Brückenbau erinnern“, sagt die 31-jährige Mutter.

Verständnis für den Verzug
Fischlein-Krejci gibt im Auftrag der Stadt Frankfurt an einem Pavillon Auskunft über das Brückenprojekt.Hinter ihr zeigen Text- und Fototafeln, wo und wann die Brücke bald stehen soll. Mit einem Edding-Stift sind auf den Tafeln neue Zeitangaben für das sogenannte Einschwimmen der Brücke geschrieben. „Wegen eines angekündigten Unwetters hat sich der gesamte Ablauf verzögert“, sagt Fischlein-Krejci. Am nächsten Tag hat auch noch der zweite Ponton, eine Art Trägerkissen für die Brücke auf dem Wasser, umgebaut werden müssen. Deshalb sei man nun in Verzug. Der Zuschauer Ingber Gerhard hält die Verzögerung für nachvollziehbar: „So eine riesige Unternehmung ist nun mal mit Unwägbarkeiten verbunden.“ Die Stadt hätte seiner Meinung nach den zeitlichen Ablauf großzügiger planen sollen, was sie auch getan habe. Der 73-jährige Rentner ist aus Neu-Isenburg nach Frankfurt geradelt. In Radfahrermontur sitzt er in einem der Liegestühle und schaut durch das Fernglas. „Ich habe es im Radio gehört, dann wollte ich es mit meinen eigenen Augen sehen.“ So ein Brückenbau sei schließlich nichts Alltägliches. Ein Spektakel eben.

  Quelle: dapd


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