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Das Flatterband, "das dünne Ding"

23.07.2012

Vor 50 Jahren erfand Werner Sporleder den roten-weißen Absperrstreifen - Heute von LED-Technik begeistert

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Fotos: Focke Strangmann / dapd

Von Marlene Petermann

Hemmingen (dapd-nrd). Auf der Teststrecke seiner Firma Baustellen-Absperr-Service (A.B.S.) in Hemmingen bei Hannover fährt Werner Sporleder mit fast Tempo 80 auf ein Gerüst mit zwei LED-beleuchteten Verkehrszeichen zu. Scharf nimmt sie der 85-Jährige in den Blick. Es gehe ihm darum, welche der LED-Tafeln schneller verstanden werde, sagt Sporleder. Beide zeigen eine gesperrte Autobahnabfahrt an; einmal ist der angesteuerte Ort mit einem roten Kreuz durchgestrichen, bei der anderen Variante wird die Sperrung durch das rote Verkehrszeichen mit weißem Querbalken angezeigt."Schneller verständlich ist doch das durchgestrichene Kreuz", sagt Sporleder. Er hofft, das Zeichen irgendwann auf der Straße leuchten zu sehen. Seit mittlerweile mehr als 60 Jahren interessiert sich der agile 85-Jährige für Verkehrstechnik und sichere Straßen. Durch eine brenzlige Situation fand er in den Nachkriegsjahren seine Berufung.Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft half Sporleder mit, das durch Bomben zerstörte Haus seiner Eltern in Hannover wieder aufzubauen. Er besorgte sich einen alten Kombi vom Schrottplatz, schnitt den hinteren Teil des Daches ab und fuhr mit dem so umgerüsteten Wagen Baustoffe, aber auch Damenbesuch hin und her. Bei einer nächtlichen Fahrt sei er dabei fast in eine Baugrube gerast. "Ich hatte sie zu spät gesehen", sagt Sporleder.

Flackerlaterne im Keller gebastelt

Der Vorfall inspirierte ihn zu seiner ersten Idee in Sachen Verkehrstechnik. In seinem acht Quadratmeter großen Keller bastelte er aus einer starken Linse und einem batteriebetriebenen Schwungrad die erste Flackerlaterne und somit den Vorläufer der mittlerweile elektronischen Warnblinkanlagen an heutigen Baustellen. Die Flackerlaterne ging 1951 in Serienproduktion.Auch das bekannte rot-weiße Flatterband für Absperrungen jeder Art wurde Anfang der 1960er Jahre von Sporleder entwickelt. An eine Wäscheleine habe er zunächst rote und weiße Bändchen geheftet, erinnert er sich. Später seien die horizontal zu einem schmalen Streifen zusammengefügt worden. "Ach, das dünne Ding", murmelt Sporleder leise in sich hinein.Heute beschäftigt sich Sporleder, der 1976 die B.A.S. gründete und seither mit seinen bis zu 400 Mitarbeitern Baustellen in ganz Deutschland absperrt, mit von innen beleuchteten Verkehrszeichen. Es müsse ja immer weiter gehen, manchmal auch "zum Ärger der Frau", meint der Geschäftsführer und schmunzelt schelmisch. "Meine Frau fragt immer, ob ich nicht erstmal eine Idee zu Ende bringen kann, bevor ich mit der nächsten anfange." Aber das würde Sporleder wahrscheinlich viel zu lange dauern.

Verkehrszeichen mit Innenbeleuchtung sind "die Zukunft"

Früher, in den 50er und 60er Jahren, habe er seine Ideen bei den Behörden vorgestellt und "dann wurde ein Gesetz gemacht", sodass seine Erfindungen auf den Markt kamen, sagt er. Heute würden eher Argumente gesammelt, warum eine Erfindung nicht realisiert werden könne. Deshalb lädt Sporleder die Behörden auch zu sich auf sein Gelände ein und zeigt ihnen neben möglichen LED-Beschilderungen auf der Teststrecke auch von innen beleuchtete Verkehrsschilder.Die sind für Sporleder "die Zukunft, denn sie warnen den Fahrer nachts aktiv", betont Sporleder und knipst ein paar Musterschilder in einem dunklen Raum an. Die derzeit vorherrschenden fluoreszierenden Schilder sehe der Autofahrer doch erst durch die Reflexion, wenn das Scheinwerferlicht auf diese falle. Unter Umständen bemerke der Autofahrer sie deshalb zu spät, sagt er.

  Quelle: dapd


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