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Das geht doch digital!

28.06.2021

Von Veronika Bojtschuk

Die Bauindustrie gehört zu den ressourcenintensiven Branchen. Sie beansprucht einen Großteil der hierzulande geförderten mineralischen Rohstoffe, verbraucht Zement und Stahl. Doch die Bauindustrie befindet sich zurzeit auch im Umbruch.

Klima- und Ressourcenschutz werden zunehmend von Bauherren priorisiert, das Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesellschaft und der nationalen sowie europäischen Politik steigt, und so verändern sich auch die Ansprüche an die Baubranche. Das bringt Bewegung in die traditionell geprägte Baubranche, und sie begegnet den neuen Herausforderungen mit nachhaltigen Baukonzepten und digitaler Planung.

Ein zentraler Schritt, um einen entscheidenden Beitrag zu einer geringeren Belastung für Klima und Ressourcen zu leisten, ist der Einsatz von Software im Bau, die ein innovativeres, nachhaltigeres und effizienteres Arbeiten ermöglicht als bisherige Methoden. Die Arbeit mit Software wird im Bau viel zu häufig übersehen oder unterschätzt.

Unternehmen wie unter anderem Microsoft werden selten mit der Arbeit auf der Baustelle in Verbindung gebracht, dabei bieten die Tools des Softwareunternehmens für Akteure im Bau gerade heutzutage eine große Vielzahl an Vorteilen. Die Software wird zu einem ‚digitalen Assistenten‘, der Baustellen vernetzt und der Bauleitung ermöglicht, aus der Vogelperspektive auf ein Projekt zu schauen und mit allen Informationen und Frühindikatoren in Sicht vor Ort schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. So kann Software über Veränderungen im Bauzeitenplan informieren, durch sie können Bestellungen eingesehen werden, Lieferketten gesteuert und Nachunternehmer benachrichtigt werden.

Sämtliche Pläne und Projektdaten können über das richtige Software-Tool digital gespeichert und verwaltet werden. So haben alle Beteiligten am Bauprojekt Zugriff auf die Taktplanung und können ihre Aufgaben für den jeweiligen Tag über ein zentralisiertes Dashboard einsehen. Besonders bietet sich diese Art von Software für die Arbeit von Subunternehmern an. Die Bauleitung weiß außerdem stets wie viele Personen sich in welchem Gebäudeteil befinden, um Aufträge zu erfüllen. So werden viele unnötige Wege und Zeit gespart, und der Prozess wird deutlich schlanker gemacht.

Um für alle an der Baustelle beteiligten Projektteams und Unternehmen eine Verfolgung von Planungsänderungen in Echtzeit und den Zugriff auf den aktuellsten Bauplan zu ermöglichen, eignet sich beispielsweise die Kollaborationsplattform Microsoft Teams. Aber auch andere Plattformen ermöglichen einen kontinuierlichen, stets aktuellen und effizienten Austausch im Team, und gerade die Nachfrage nach digitalen Lösungen zu Zeiten der Pandemie hat die Anzahl diverser Softwarelösungen in die Höhe getrieben.

Weitere digitale Arbeitsprozesse bieten sich durch das sogenannte Building Information Modeling (BIM). Dabei wird noch vor Baubeginn ein komplettes 3D-Modell eines Gebäudes, ein digitaler Zwilling, erstellt, um so Kollisionen in der Planung zu vermeiden. So kann beispielsweise frühzeitig festgestellt werden, dass Rohrleitungen und Lüftungskanäle an derselben Stelle in einer Wand eingeplant wurden, und die Bauausführung wird sicherer und effizienter.

Eine Studie von PricewaterhouseCoopers zeigte, dass etwa die Hälfte der befragten deutschen Bauunternehmen schon Berührungspunkte mit BIM hatten und über 80 Prozent in den nächsten Jahren mit dem Tool arbeiten wollen. Allerdings hat bisher nur jedes fünfte Unternehmen eine ausgereifte Strategie dafür entwickelt. Dabei ist der Einsatz von BIM seit diesem Jahr Pflicht in Deutschland. Zunächst zwar nur für Infrastrukturprojekte, doch die Tendenz für die Breite seiner Anwendung ist eindeutig steigend.

Dennoch nutzen viel zu viele deutsche Bauunternehmen immer noch die klassischen 2D-Modelle für die Planung von Bauprojekten, haben nur selten innovative Softwarelösungen für die digitale Planung im Einsatz und führen Betoniertagebücher oder Stahllisten nach wie vor in Form von Exceltabellen. Dabei besagen Schätzungen von Verfechtern der Digitalisierung, dass durch den gezielten Einsatz innovativer Software bei der Planung von Bauprojekten etwa 30 Prozent an Kapazitäten eingespart werden könnten.

Nicht zuletzt würde auch die frühzeitige Erkennung und Beseitigung von Risiken Bauvorhaben effizienter machen. Kann zudem der Status einer Baustelle eingesehen werden, ergeben sich zusätzliche Vorteile. So werden Trends visualisiert, und die Projektleiter können schnell den Bedarf an Terminänderungen, Personal, Material und Werkzeug erkennen und vorhersagen.

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