zurück

Der Neubau der Europäischen Zentralbank ist bereits 35 Stockwerke hoch

04.05.2012

2014 sollen 2.300 Mitarbeiter einziehen

-- Von Clarice Wolter --

Frankfurt/Main (dapd). Stahl und Beton ragen in die Höhe, hinter der von Gerüsten eingekleideten Großmarkthalle tun sich die Skelette zweier Hochhäuser auf: Der Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main schreitet rasant voran. Die Decken reichen bereits bis zum 35. und die Kerne bis zum 38. Obergeschoss. Der Nordturm soll nach der Fertigstellung 45 und der südliche 43 Stockwerke haben - doch bis dahin ist noch viel zu tun.

Der Aufzug rattert. "Das Käfigmonstrum bringt uns jetzt in den 22. Stock", kündigt Projektleiter Thomas Rinderspacher an. "Höher dürfen wir nicht, es sind noch nicht überall Absturzsicherungen angebracht." Aus 83 Metern Höhe bietet sich ein atemberaubender Blick bis zum Taunus in nördlicher und über den Stadtwald in südlicher Richtung. Rinderspacher preist die Aussicht auf die Stadt, die Skyline und den Main: "Einfach toll", sagt der Architekt stolz. Ihm gefalle der Rohbau fast besser als das fertige Gebäude. "Beton hat etwas Archaisches." Im 22. Geschoss solle die Rechtsabteilung unterkommen. 35 bis 45 Menschen werden den Angaben zufolge pro Stockwerk in der neuen EZB arbeiten, 2.300 insgesamt.

Von oben sind die aufwendigen Arbeiten am Dach der Großmarkthalle gut zu erkennen. Der historische Bau soll den Eingangsbereich der neuen EZB-Zentrale bilden. Die die maroden Abdeckungen müssten mit dem Spachtel abgekratzt werden, "schreckliche Arbeit", betont Rinderspacher. Erst nachdem der alte Anstrich mit Sandstrahlern entfernt worden sei, könne die neue Abdeckung aufgegossen werden.

Wahre Helden

Die Brücke zum Südturm schwankt, es zieht. Das ganze Gebäude habe später fünf bis zehn Zentimeter Spiel, sagt Rinderspacher. So sei es beim Hochhaus der Commerzbank auch. "Das nimmt man nicht wahr." Unten sind schon Fassadenelemente und Fenster eingesetzt. "Sie geben der Konstruktion mehr Stabilität." Zwischen den beiden Türmen entsteht ein sogenanntes Atrium. Rinderspacher vergleicht es mit einem Wintergarten, ein "kontrollierter Außenraum". Bei Hitze könne der Zwischenraum belüftet werden. "Wenn es zu kalt wird, leiten wir Wärme vom Rechenzentrum hierher." Je 80 Tonnen schwere Streben halten die beiden Hochhäuser zusammen. "Wahre Helden" nennt Rinderspacher die Bauarbeiter, die sie in luftiger Höhe verschweißen.

Fast 500 wuseln in den Türmen und über das Gelände. Im Laufe des Jahres soll sich die Zahl verdoppeln. Pro Woche entstehe ein neues Stockwerk reiner Rohbau, erläutert Rinderspacher. Manchmal herrsche bis Mitternacht geschäftiges Treiben. "Was schnell geht und toll aussieht, ist Beton und Struktur", aber mit den Installations- und Innenarbeiten komme noch viel Arbeit auf das Team zu. Die ineinander verschlungenen Hochhäuser werden einmal 185 Meter hoch sein.

Ein Blick zurück in die Höhe

Auch die Hafenfläche neben dem EZB-Gelände wird neu gestaltet. Ein Park soll entstehen, "mit Bolzplatz und Halfpipe", weiß Rinderspacher. Auf dem Grundstück der EZB werde es zwischen der Eisenbahnlinie und der Großmarkthalle ebenfalls einen Grünzug geben - allerdings nicht für die Öffentlichkeit. Nicht alle dürften das Gelände betreten, es gebe einen großen Bedarf an Sicherheit, betont Rinderspacher, "aber wir wollen uns nicht einmauern".

Ein Blick zurück in die Höhe: Oben an beiden Türmen prangt eine gelbe Abdeckung, die Bauarbeiter vor Wind und Wetter schützen soll. Der Winter sei zwar kalt, aber nicht lang gewesen, sagt der Projektleiter. Die Bautätigkeit habe nur für zwei Wochen ganz ruhen müssen. Ende 2013 soll die neue EZB fertiggestellt werden, im Laufe des Jahres 2014 bezugsfertig sein. Er sei optimistisch, dass der Umzug so wie geplant über die Bühne gehe, sagt Rinderspacher und schiebt hinterher: "Bei den Hochhäusern liegen wir sogar etwas vor dem Plan." Die Sanierung der Großmarkthalle sei dagegen aufwendiger als erwartet. 500 Millionen Euro soll der Neubau insgesamt kosten, berechnet auf Basis der Preise von 2005.

Die größte Herausforderung sei, die Nerven zu behalten, betont Projektleiter Rinderspacher. Jeden Tag prasselten unzählige Informationen auf ihn ein. "Trotzdem: An einem solchen Gebäude bauen zu dürfen, ist wahnsinniges Glück."

 

  Quelle: dapd


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare