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Die Bauhaus-Weberinnen

27.05.2019

Carpet Concept webt Teppichböden im Bauhaus-Ensemble. In Münchenbernsdorf entstand einst auch ein Dessin der berühmten, aber nicht unumstrittenen Bauhaus-Weberin Margaretha Reichhardt. Ihr widmen sich jetzt mehrere Ausstellungen in Thüringen.

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Carpet Concept sanierte ein altes Bauhaus-Ensemble an der Wiege des Bauhaus nahe Weimar.

Ob an Webstuhl oder Kameraobjektiv: Frauen prägten das berühmte Bauhaus nachhaltig. Dass sie in beträchtlichem Umfang das Bauhaus mitgestalteten, ist immer noch wenig bekannt. Als erste Frau unter den Bauhaus-Meisterinnen wurde die Weberin Gunta Stölzl berühmt. „Alles neu! Nichts Hemmendes ist an meinem äußeren Leben, ich kann mir´s gestalten, wie ich will“, freute sie sich 1919 unter Gropius studierend.

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Garne aus recycelten Fischernetzen. Daraus entstehen nachhaltige Teppichböden.

Walter Gropius hatte in diesem Jahr das Staatliche Bauhaus eröffnet und verkündet: „Als Lehrling aufgenommen wird jede unbescholtene Person ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, deren Begabung und Vorbildung vom Meisterrat als ausreichend erachtet wird.“ Schon im ersten Semester verzeichnete er mehr weibliche als männliche Bewerber. Viele Frauen ergriffen endlich die Chance, die ihnen bis dato meist verwehrt wurde – auf eine Kunstakademie zu gehen. Deshalb hatten viele der jungen Frauen, die ihr Studium am Weimarer Bauhaus aufnahmen, bereits eine abgeschlossene Ausbildung. So auch Margaretha Reichhardt, die von 1921 bis 1925 eine Ausbildung an der Staatlich-Städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Erfurt absolvierte und ihr Studium ab 1926 am Bauhaus in Dessau begann.

Auch sie wurde eine erfolgreiche Weberin, spezialisierte sich bei Gunta Stölzl und wurde ab 1930 freie Mitarbeiterin in ihrer Weberei. Im Sommer 1931 erhielt sie das Bauhausdiplom Nr. 54.

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Carpet Concept setzt auf den Standort Deutschland, eine eigene Produktion, die Mitarbeiter und Nachhaltigkeit.

Unumstritten war Margaretha Reichhardt nicht. Es hieß, dass sie mit Kommilitonen ein Komplott gegen Gunta Stölz bildete und sie aufgrund ihres jüdischen Ehemanns schikanierte. Gunta Stölz verliess daraufhin das Bauhaus, ebenso Margaretha Reichhardt. Margaretha Reichhardt baute sich danach eine eigene, kleine Manufaktur in Erfurt auf. Später in einem traditionell gehaltenen Haus, das heute als kulturhistorisches Denkmal ersten Ranges gilt und im Bauhaus-Jahr mit spannenden
Ausstellungen aufwartet.

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Das Museum in der Manufaktur von Carpet Concept lässt die Geschichte des Webens greifbar werden.

FotoS: HGEsch

Nur eine knappe Autostunde von Erfurt entfernt, im thüringischen Münchenbernsdorf, beschäftigt sich ebenfalls ein Unternehmen mit den Bauhaus-Weberinnen. Carpet Concept produziert in einem sorgsam sanierten Bauhaus-Ensemble seit 25 Jahren nachhaltige Teppichböden. Den Leitgedanken des Bauhauses setzte man hier schon seit dem Unternehmens-Aufbau um: mit der Synthese von Architektur, Handwerk und Kunst, schuf das Unternehmen Teppichböden die inzwischen über 120 renommierte Designpreise gewannen. Bei Carpet Concept entstand auch ein Teppich mit dem Dessin der berühmten Bauhaus-Weberin Margaretha Reichhardt. Gewebt und zur Verfügung gestellt für eine Ausstellung des Design-Zentrums Thüringens. Eine enge Verzahnung mit dem Bauhaus prägt Carpet Concept bis heute: die Suche nach den Potenzialen, die sich aus dem Bauhaus-Erbe für das 21. Jahrhundert ableiten lassen und in eine nachhaltige Zukunft weisen.

  Quelle: www.grosz-herzig.de


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