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Die Bauindustrie im Kontext der Nachhaltigkeit

29.09.2023

Zirkuläres Bauen und der neue DIN-Standard 91484: Ein nachhaltiger Weg, um die Umweltauswirkungen der Bauindustrie zu reduzieren.

 

Ziegel Beton Baumaterial

Bild: Adobe

 

Die Bauwirtschaft ist weltweit einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige, trägt jedoch gleichzeitig erheblich zur CO2-Emission und zur Produktion von Abfall bei. Etwa 38 Prozent der weltweit ausgestoßenen CO2-Emissionen sind auf die Baubranche zurückzuführen. Hinzu kommt die massive Menge an Bauabfällen, die jährlich anfallen und größtenteils nicht recycelt werden. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2020 über 220 Millionen Tonnen mineralischer Bauabfall erzeugt, wie das Bundesumweltamt berichtet.

Die Herausforderung: Ressourcenverschwendung und Energieverbrauch

Das Problem besteht darin, dass die Herstellung von Baumaterialien einen enormen Energieverbrauch erfordert und wertvolle Ressourcen verschwendet. Doch es gibt einen nachhaltigen Ausweg aus diesem Dilemma, der als "zirkuläres Bauen" bekannt ist. Der frisch eingeführte DIN-Standard DIN SPEC 91484 hat das Ziel, klare Richtlinien für die Wiederverwertung von Baustoffen festzulegen.

Was ist zirkuläres Bauen?

Zirkuläres Bauen basiert auf dem Konzept, Rohstoffe für Gebäude so zu nutzen und zu planen, dass sie bei einem späteren Abriss oder Umbau entweder wiederverwendet oder vollständig in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden können. Gebäude sollen so gestaltet werden, dass über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg kaum oder gar kein Abfall entsteht und bestehende Gebäude als Ressourcenquelle dienen können. Dieser Ansatz wird auch als "Urban Mining Design" bezeichnet und trägt weitere Namen wie Kreislaufprinzip, kreislauffähiges Bauen oder cradle-to-cradle.

Das Potenzial des zirkulären Bauens

Insbesondere in der Bauindustrie bietet das zirkuläre Bauen ein enormes Potenzial. Schätzungen zufolge wurden im deutschen Gebäudebestand bisher etwa 15 Milliarden Tonnen Baumaterial verwendet, das theoretisch wiederverwendet werden könnte, sofern von Anfang an auf zirkuläres Bauen gesetzt wird. Hier setzt der DIN-Standard DIN SPEC 91484 an, indem er klare Leitlinien für das zirkuläre Bauen definiert.

Der Beitrag der privaten Bauherren

Die Bauindustrie ist für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, was deutliche Auswirkungen auf die Umwelt hat. Private Bauherren können jedoch dazu beitragen, ihre Gebäude so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Da der Bau jedoch nicht nur eine ökologische, sondern auch finanzielle Dimension hat, bieten wir drei Tipps für nachhaltiges Bauen mit begrenztem Budget.

Modulares Bauen als nachhaltige Lösung

Eine immer beliebtere Bauweise ist das modulare Bauen, die sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt und für wen diese Bauweise geeignet ist.

Der DIN-Standard DIN SPEC 91484 erleichtert die Wiederverwertung

Der DIN-Standard DIN SPEC 91484 wurde vom Deutschen Institut für Normung (DIN) eingeführt und richtet sich an alle Akteure in der Bauindustrie. Er dient als Leitfaden, um den systematischen Umgang mit vorhandenen Gebäuden zu erleichtern und klare Vorgaben dafür zu machen, wie mit verbauten Materialien bei Rück- und Umbauarbeiten umzugehen ist.

Das Pre-Demolition-Audit und seine Bedeutung

Ein zentraler Bestandteil der DIN SPEC 91484 ist das sogenannte Pre-Demolition-Audit. Dieser zweistufige Prozess beinhaltet die Sammlung grundlegender Informationen über Bauprodukte, die anschließend von Fachexperten überprüft werden. Dadurch kann ermittelt werden, welche Bauteile wiederverwendet werden können. Bei diesem Prozess werden Faktoren wie die Lage des Gebäudes und die Art der Nutzung berücksichtigt. Experten aus verschiedenen Bereichen, darunter Architekten, Statiker, Denkmalschützer und Abbruchunternehmen, sind in das Pre-Demolition-Audit eingebunden.

Die DIN-Norm als Vorlage für zukünftige Gesetze

Die neue DIN-Norm zielt darauf ab, der Bauindustrie klare freiwillige Richtlinien für den nachhaltigen Umgang mit Baustoffen während des Abbruchs und Umbaus von Gebäuden zu bieten. Gleichzeitig bietet die Norm der Politik die Möglichkeit, zukünftige Gesetze und Vorschriften zur Wiederverwertung von Baustoffen im Baubereich mit DIN SPEC 91484 zu verknüpfen.

Die Zukunft des zirkulären Bauens

Ob es tatsächlich zu Gesetzen kommt, die auf dieser Norm basieren, bleibt abzuwarten. Dennoch sind Experten überzeugt, dass zirkuläres Bauen angesichts des fortschreitenden Klimawandels, steigender Energiekosten und zunehmender Materialknappheit eine herausragende Chance bietet, um diese drei Herausforderungen gezielt anzugehen. Die neue DIN-Norm soll den Anfang dieser Bewegung in Deutschland markieren.

  Quelle: https://www.haus.de/news/neuer-din-standard-erleichtert-nachhaltigen-bau-re-37259


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