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Die Zeit der Hubbrücke ist bald vorbei

15.10.2012

Eine der ältesten und größten Hubbrücken Deutschlands muss neuer Klappbrücke weichen - Zukunft ungewiss

-- Von Normann Berg --

Huntebrück (dapd-nrd). Die Hubbrücke in Huntebrück (Landkreis Wesermarsch) sieht aus wie ein vergessenes Überbleibsel aus den Anfängen des motorisierten Straßenverkehrs. 30 Meter hoch und weithin sichtbar ragt die Stahlkonstruktion aus der flachen Landschaft heraus. Das denkmalgeschützte Bauwerk ist noch im Dienst. Doch seine Tage sind gezählt: Direkt nebenan steht bereits der Rohbau einer modernen Klappbrücke. Völlig unklar ist, wie und wo das Industriedenkmal seinen Ruhestand verbringen soll.

Durchschnittlich viermal am Tag hebt sich das 53 Meter lange und an zwei Türmen montierte Hubteil in die Höhe, um den Schiffsverkehr auf der Hunte hindurch zu lassen. Dann steht der Autoverkehr auf der von etwa 8.000 Fahrzeugen am Tag befahrenen Bundesstraße 212 zwischen Elsfleth und Berne still. Bis zu 15 Minuten dauert es, die Konstruktion anzuheben, je nach Bedarf 4 oder 20 Meter hoch. Laut wird es dagegen, wenn es den Autofahrern nicht schnell genug voran geht. So wird aus der Hubbrücke mitunter eine "Hupbrücke".

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Foto: David Hecker / dapd

Ein Küstenmotorschiff passiert die Hubbrücke bei Huntebrück nahe Oldenburg. Die Hubbrücke ist seit 1953 in Betrieb und sieht aus wie ein vergessenes Überbleibsel aus den Anfängen des motorisierten Straßenverkehrs. 30 Meter hoch und weithin sichtbar ragt die Stahlkonstruktion aus der flachen Landschaft heraus. Denkmalgeschützt ist das Bauwerk bereits, weiter im Dienst aber auch. Doch ihre Tage sind gezählt. Direkt nebenan steht bereits der Rohbau einer modernen Klappbrücke. Völlig unklar ist dagegen, wie und wo das Industriedenkmal seinen Ruhestand verbringen soll.

Schuld an der langsamen Funktionsweise des Bauwerks sind dessen hohes Alter und der labile Gesamtzustand. Die Brücke wurde 1953 in Dienst genommen und arbeitet nur noch im sogenannten "Schneebetrieb". Um das Material zu schonen, wird auf die volle Leistung des antreibenden Elektromotors verzichtet.

"Wir wollen nicht, dass in den letzten zwei Jahren noch etwas passiert", begründet Brückenwärter Horst Reimers diese Maßnahme. In zwei Jahren soll die alte Hubbrücke im Zuge der Verlegung der Bundesstraße durch eine moderne Klappbrücke ersetzt werden. Den Rohbau in Sichtweite, laufen die Fundamentarbeiten in der Hunte auf Hochtouren.

Ursprünglich sollten die Autos schon in diesem Jahr über die neue Brücke rollen, doch es kam zu Bauverzögerungen. "Ich rechne damit, dass die neue Brücke Mitte 2014 in Betrieb geht", sagt der Leiter der zuständigen Straßenmeisterei in Brake, Jürgen Oltmanns. Bis dahin werde nur noch das Notwendigste an dem Altbau repariert. "Die Brücke an sich hält noch 50 Jahre, nur der Antrieb nicht. Es schleift schon", fügt Oltmanns an.

Durchdringendes Alarmsignal warnt Verkehrsteilnehmer

Hörbar ist das Schleifen nicht, wenn die Fahrbahn angehoben wird. Das Geräusch wird von einem durchdringenden Alarmsignal übertönt, das an ein amerikanisches Polizeiauto erinnert und die Verkehrsteilnehmer warnen soll. Gemächlich setzt sich der Motor anschließend in Bewegung, lässt die jeweils 160 Tonnen schweren Gegengewichte zu Boden und hebt das Hubteil in die Höhe.

Damit das alles überhaupt funktioniert, sitzen vier Brückenwärter im Schichtbetrieb in einem kleinen Häuschen und beobachten von dort den Verkehr. Wenn sich ein Schiff nähert und seine Ankunft per Funk ankündigt, setzt sich der Diensthabende in Bewegung. Er klettert in eine kleine Box, die in sechs Metern Höhe an der Brücke angebracht ist und drückt mehrere Knöpfe. Damit werden Ampeln, Schranken und das Hebewerk gesteuert.

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Foto: David Hecker / dapd

Manchmal wird das Baudenkmal in Huntebrück auch für den Schiffsverkehr zur "Hupbrücke": Ortsunkundige Hobbysegler ohne Funkgerät oder ausländische Führer von Küstenmotorschiffen stehen plötzlich ohne Vorwarnung vor der Brücke und melden sich lauthals mit ihren Schiffshörnern. "Dann heißt es: Zügig sein", sagt Brückenwärter Reimers. Meistens sieht er die Wasserfahrzeuge aus seinem Häuschen schon von weitem. Allerdings ist die Leitstelle nur zwei Stunden vor Sonnenaufgang bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang besetzt.

Mitte Juli war es wieder soweit: Ein Schiffsführer schätzt die Höhe der Hubbrücke frühmorgens falsch ein und kracht mit dem Schornstein seines Motorschiffs dagegen. "Auch Führerhäuser und Autos, die auf Binnenschiffen transportiert wurden, sind schon abgerissen worden und in den Fluss gefallen", erzählt der 53-jährige Reimers.

Ändern soll sich das mit der neuen Brücke. Damit steigt die Durchfahrtshöhe um zwei Meter. Unklar bleibt vorerst, was mit der alten Hubbrücke passiert. Der Plan des ehemaligen Bürgermeisters von Elsfleth, die Brücke zu demontieren und auf dem Campus der örtlichen Jade Hochschule wieder aufzubauen, droht zu scheitern. "Das ist absolut ausgeschlossen, weil allein der Transport viel zu teuer wäre", sagt Dekan Klaus-Jürgen Windeck der Nachrichtenagentur dapd.

 

  Quelle: dapd


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