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Die aktuelle Situation der Abbruchbranche

23.03.2022

Lieferschwierigkeiten, Fachkräftemangel…doch die Branche kämpft sich durch


Die Abbruchbranche ist ein wichtiger Bestandteil der Bauwirtschaft, der viel zu oft übersehen wird. Dabei ist sie genauso von aktuellen Entwicklungen im Bau betroffen wie andere Branchenteile und hat mindestens genauso viel zu bieten. Wie also ist die aktuelle Situation in der Baubranche?


Die Auftragslage


Zunächst muss man festhalten, dass in der Abbruchbranche Themen, die andere Branchen wie die Elektroindustrie oder die Metallbauindustrie beschäftigen, oft mit einem zweijährigen Nachlauf stattfinden. Das heißt, wenn die Konjunktur abnimmt, haben in der Abbruchbranche tätige Unternehmen oft noch lange volle Auftragsbücher. Auch wenn das regional sehr unterschiedlich ausfällt. Aber auch mit diesen regionalen Verschiebungen muss festgehalten werden, dass die Anfragen seit September letzten Jahres rückläufig sind.


Ebenso muss zwischen privaten Investoren und Bauherren oder großen Unternehmen und Investoren unterschieden werden. Bei kleineren Bauobjekten mit vier, fünf Einheiten oder Doppelhaushälften sind nach wie vor hohe Auftragsvolumen vorhanden, aber im Bereich großer Investoren, Fonds, Versicherungen und Banken ist das Geld für Investitionen zwar vorhanden, es wird aber sehr vorsichtig damit umgegangen. Die Anforderungen des Marktes sind derzeit noch moderat. Es ist aber es ist deutlich erkennbar, dass Investoren vor allem im bayerischen Raum zurückhaltender geworden sind. In Ballungsräumen wie Frankfurt oder Berlin ist das freilich noch anders, da herrscht noch immer eine hohe Investitionsfreude.


Auf der anderen Seite bleibt auch festzuhalten, dass die Belastungen für Unternehmen der Abbruchbranche zugenommen haben. Damit sind nicht nur die neuesten Entwicklungen mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs gemeint, der auch Auswirkungen haben wird, sondern der Anstieg der Kosten generell, und besonders beim Kraftstoff. Das sind Kostensteigerungen, die Unternehmen nicht weitergeben können, auf denen bleiben die Firmen momentan sitzen.


Lieferschwierigkeiten


Auch die Lieferschwierigkeiten der Industrie bereiten zum Teil große Probleme, denn die Industrie kann schlichtweg nicht liefern. Also nicht nur normale Lkw, auch Kleinfahrzeuge und Baumaschinen. Die Verzögerungen betragen dabei teilweise über Größenordnungen von mindestens einem Jahr und mehr Lieferzeit, Tendenz steigend, wo sonst fünf bis sechs Monate maximal die Regel waren. Die deutsche Industrie stellt sich da aktuell ein ganz schlechtes Zeugnis aus.
Die Branche klagt an dieser Stelle über ein klares Missmanagement. Firmenlenker hätten sich dabei nicht richtig informiert, sondern nur darauf geachtet, wo am günstigsten produziert werden kann. Und nun müssten Produktionen eingestellt werden, weil Kabelbäume aus der Ukraine fehlten. Das fällt aber nun nicht nur der Industrie auf die Füße, sondern es hat Auswirkungen auf viele andere Branchen.


Fachkräftemangel


Auch vom Fachkräftemangel bleibt die Branche aktuell nicht verschont, wobei wichtig ist festzuhalten, dass Abbruchunternehmen, genau wie die ganze Baubranche, davon schon immer schwerer betroffen waren, als andere Branchen. Es wird immer schwerer, Nachwuchs zu finden, weil jungen Menschen andere Werte vermittelt werden. Und während andere Branchen mit Ortsgebundenheit oder den Argumenten "Bürojob" oder "Dach über dem Kopf" werben können, müssen Unternehmen in der Abbruchindustrie dem Job hinterherfahren und bei Wind und Wetter draußen arbeiten. Während der Corona-Pandemie war zwar das Auftragsvolumen gleichbleibend hoch und nur wenige Unternehmen mussten Kurzarbeit anmelden, langfristig ist der demographische Wandel allerdings ein Problem, zumal nun geburtenschwache Jahrgänge auf die Branche zukommen. Auch Quereinsteiger habe es früher mehr gegeben, heißt es aus der Branche. Heute nehmen Lehrberufe und Ausbildungszahlen ab, was letztlich für uns bedeutet, dass es weniger Zuwanderung von dieser Seite geben wird.


Die Mantelverordnung ab dem 1. August 2023


In die Zukunft blickend äußert die Abbruchbranche Kritik an der kommenden Ersatzbaustoffverordnung, zur Neufassung der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung und zur Änderung der Deponieverordnung und der Gewerbeabfallverordnung. Laut aktueller Fassung der Mantelverordnung soll Abbruchmaterial wie Beton, Kalksandstein oder Ziegel nicht mehr recycelt, sondern deponiert werden. Dabei eignet sich dieses Material nach Angaben der Branche besonders gut für die Weiterverwertung oder das Recycling. Ebenso wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Techniken und Verfahren für die Aufbereitung und Wiederverwertung geschaffen, die bei sauberen Mauersteinen oder Beton, der täglich in Brechanlagen verarbeitet wird, bestens angewandt werden können. So besteht die Sorge, dass das beste Granulat nicht mehr verwendet werden kann, weil es rechtlich gesehen als Abfall gilt. Die Branche versucht daher aktuell diesem Dilemma entgegenzuwirken und sich für eine nachhaltigere Mantelverordnung einzusetzen.

  Quelle: allgemeinebauzeitung.de


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