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Digitale Transformation benötigt Strom

13.01.2023

Das ZEW Mannheim und die Universität Göttingen veröffentlichen Studie zur Interaktion von digitaler Transformation und deren Umweltauswirkung

Auf der einen Seite weckt die digitale Transformation Hoffnung auf IKT-gestützten Klimaschutz und eine verbesserte Energieeffizienz in der Produktion. Auf der anderen Seite verbrauchen Informations- und Kommunikationstechnologien Energie. Mögliche nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt rücken zunehmend in den Vordergrund.

Verarbeitendes Gewerbe besonders umweltschädlich

Das ZEW Mannheim und die Universität Göttingen veröffentlichten eine Analyse von mehr als 28.700 deutschen Unternehmen. Diese liefert neue Erkenntnisse zur Beziehung zwischen digitalen Technologien und Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe. Da das verarbeitende Gewerbe für einen großen Teil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, ist die Verbesserung seines ökologischen Fußabdrucks besonders wichtig. So entfielen nach Angaben der Internationalen Energieagentur 26 Prozent der weltweiten CO2 Emissionen und 38 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs
im Jahr 2020 auf das verarbeitende Gewerbe.

Beziehung von Digitalität und Umwelt bislang nur wissenschaftlich

Neue digitale Technologien, wie intelligente Sensoren und Weiterentwicklungen in der Datenanalyse, bieten energie- und ressourcceneffizientere Nutzung. Die Hoffnung der Politik ist nun, dass sich die Produktivität im verarbeitenden Gewerbe steigert, während Energieverbrauch und Treibhausemissionen sinken. „Dieser Zusammenhang zwischen digitalen Technologien und Energieverbrauch ist keineswegs so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint“, sagt Janna Axenbeck, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ und Ko-Autorin der Studie. „Da immer mehr digitale Geräte produziert, verwendet und entsorgt werden, rücken allmählich die negativen Auswirkungen auf die Umwelt stärker in den Blickpunkt. Wie genau die Beziehung zwischen digitaler Transformation und Umweltnutzen aussieht, wird in der Wissenschaft diskutiert – empirische Evidenz liegt bislang allerdings kaum vor.“

In ihrer Studie befassen sich Wissenschaftler*innen des ZEW Mannheim und der Universität Göttingen mit diesem Thema. Ihre Daten beziehen sie aus den „Amtlichen Firmendaten für Deutschland“ (AFiD), die es ermöglichen, Mikrodaten der Wirtschafts- und Umweltstatistiken zusammenzuführen. Untersucht werden die Jahre 2009 bis 2017. Fokus der Studie sind die Differenzen in der Energienachfrage auf Unternehmensebene beim Einsatz digitaler Technologien.

Digitale Technologien steigern Energiebedarf

Im Durchschnitt steigt in den Unternehmen mit zunehmendem Einsatz von IKT-Technologien der Energieverbrauch um 1,03 Prozent innerhalb eines Jahres an. Anders als bisher angenommen scheinen digitale Technologien den Energieverbrauch auf Unternehmensebene eher zu erhöhen als zu senken. „Immerhin gibt es beim Strom die Möglichkeit, von fossilen auf erneuerbare Energieträger umzusteigen. Dies könnte zur Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft beitragen“, fügt Ko-Autorin Anne Berner, Expertin für Statistik und Analysen bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) und Wissenschaftlerin an der Universität Göttingen, hinzu.

Zielkonflikt zwischen Umweltpolitik und Wirtschaftsförderung

Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass im Durchschnitt in kleinen und mittleren Unternehmen in strukturschwachen Regionen der Energieverbrauch stärker ansteigt als in großen Unternehmen in wirtschaftlich starken Regionen. „Dieses Ergebnis deutet auf einen politischen Zielkonflikt hin, und zwar zwischen der Senkung des Energieverbrauchs einerseits und der wirtschaftlichen Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen und Unternehmen in strukturschwachen Gebieten andererseits“, so Janna Axenbeck.

Weitere Forschungen sind nötig, um die Interaktion zwischen dem verstärkten Einsatz von IKT-Technologien und Energieverbrauch zu verstehen. Denn nur dann ist die Politik in der Lage, Richtlinien zur Förderung des technologischen Fortschritts und Instrumente zur Verringerung des Energieverbrauchs systematisch aufeinander abzustimmen.

  Quelle: https://www.pressebox.de/inaktiv/zew-leibniz-zentrum-fuer-europaeische-wirtschaftsforschung-gmbh-mannheim/stromverbrauch-steigt-


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