Maschinenbau-Absolvent der FH Münster hat ein Konstruktionsprogramm für Tepper entwickelt
Wie viele verschiedene Aufzüge es gibt, hat Heiko Rademaker erfahren, als er seine Praxisphase bei Tepper in Münster am Hafen startete. „Es gibt sogar welche für Autos, die sind größer als mein WG-Zimmer“, sagt der Maschinenbauabsolvent der FH Münster schmunzelnd. Mittlerweile arbeitet Rademaker in dem Betrieb, er wurde nach seiner Bachelorarbeit direkt als Konstrukteur übernommen. Der 25-Jährige hat ein spezielles Programm für Personenaufzüge geschrieben – eine Art Baukastensystem, das unterschiedliche Werteeingaben in Abhängigkeit voneinander verarbeitet.
„Für Personenaufzüge gab es, als ich bei Tepper startete, fünf Kabinengrößen – das war aber nicht mehr der Stand der Zeit“, berichtet Rademaker. Die Kabinen sollten in ihren Größen flexibler sein, außerdem in 3-D visualisiert direkt in einem neuen Programm erscheinen. Dieses zu entwickeln hatte sich Rademaker zur Bachelorarbeitsaufgabe gemacht. „Ich habe mir dafür zwei Programmiersprachen selbst beigebracht, mich in neue Konstruktionsprogramme eingearbeitet und erst einmal mit anderen Bauteilen geprobt.“
Digitales Konstruieren: Heiko Rademaker arbeitet jetzt bei Tepper und entwirft in seinem selbst geschriebenen Programm verschiedene Aufzüge.
Foto: FH Münster/Pressestelle
Dann ging es ran an Boden, Wände und Decke. Aus diesen drei Komponenten werden Aufzüge in der Konstruktion nämlich zusammengesetzt. Das passiert bei Rademaker aber noch mit einem Zwischenschritt. Erst konstruiert das Programm die einzelnen Teile – der Boden besteht zum Beispiel aus einem Bodenblech und dem passenden Rahmen, an den Wänden können Handläufe, Spiegel oder Sockelleisten angebracht werden. Die Decke hat mehrere Materialschichten und kann Lichter, Kacheln oder einen Ventilator enthalten. Diese einzelnen Bauteile setzt das Programm dann zu Boden, Wänden und Decke zusammen mit bildet im Anschluss aus diesen drei Komponenten den kompletten Aufzug. Das Besondere: „Die einzelnen Bauteile sind im Programm parametrisiert“, erklärt Rademaker. „Das bedeutet: Alle Werte sind tabellarisch festgehalten, um variierende Größen zu konstruieren – und um sowohl Einzelteile als auch die ganze Einheit steuern zu können.“ Alles passiert in Abhängigkeit voneinander; ändert sich ein Wert, ändern sich automatisch auch alle anderen.
Rademakers Programm spuckt zum Schluss eine fertige Zeichnung aus, die direkt in der Produktion eingesetzt wird. „Das spart nicht nur Zeit, es reduziert auch die Fehleranzahl bei der Fertigung“, erklärt Rademaker. Kein Wunder, dass das Handwerkstool längst in seinem Arbeitsalltag etabliert ist.
Für diese Arbeit hat der VDI Münsterländer Bezirksverein den Konstrukteur mit dem VDI-Förderpreis ausgezeichnet. „Digitales Konstruieren wird immer gefragter in Industrieunternehmen – da hat Heiko Rademaker bei Tepper den Zahn der Zeit getroffen“, sagt Prof. Dr. Eckhard Finke, der die Arbeit betreute. |