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Eine Trittschalldämmung aus Holzfasern

04.04.2022

Ein Team von Wissenschaftlern in Wien macht es möglich


Wer es je erlebt hat, der weiß, wie unangenehm es sein kann: das dumpfe Beben, wenn der Nachbar im oberen Stockwerk schweren Schrittes seine Wohnung durchmisst. Schuld daran, dass dieses oft mit Vibrationen verbundene Dröhnen so deutlich vernehmbar ist, ist nicht nur der Nachbar, sondern auch eine schlechte Trittschalldämmung in der Trenndecke zwischen den Etagen. Die Lösung? Mehr Wohnkomfort durch nachwachsende Ressourcen.
Daran arbeitet ein Wissenschaftlerteam in Wien. Ihr Projekt: Trittschalldämmung aus Holzfasern. Sie soll auch bei tiefen Frequenzen wirksam sein und die Eigenschaften von „schwimmenden Estrichen“ verbessern.


Das Projekt


Es geht um die Entwicklung einer Trittschalldämmung, die aus Holzfasern, also aus einer Ressource mit einem geringen ökologischen Fußabdruck, besteht: Sie kann Schwingungen durch Schritte, die Ursache der tieffrequenten Störgeräusche, möglichst gut dämpfen. Holzfaser-Dämmungen anstelle von solchen aus weniger umweltfreundlichen Materialien gibt es zwar schon und sie leisten auch gute Dienste. Da sie aufgrund ihrer Härte hohen Punktdrucklasten standhalten und somit einen Bruch des Estrichs verhindern können, sind sie besonders beim Einbau von Trocken-Estrichen von Vorteil. Ihre Härte geht allerdings auf Kosten der Trittschalldämmung. Die Forschergruppe versucht nun, die Holzfasern so zu behandeln, dass sie einerseits stark genug sind, um die erforderlichen Lasten auszuhalten, und andererseits elastisch genug, um die Schwingungen, die durch das Gehen entstehen, abzufedern. Dafür werden erweiterte Schall- und Schwingungsmessungen durchgeführt, um die Dämmwirkung der unterschiedlichen Materialvarianten zu überprüfen. Zusätzlich werden digitale Modelle entwickelt, um Verbesserungspotenziale auszuloten und die jeweiligen Dämmeffekte zu prognostizieren.


Positiver Aspekt aus ökologischer Sicht: Holzfaserdämmungen mit optimalen Eigenschaften würden die Einsatzmöglichkeiten dieses umweltfreundlichen Materials im Estrichbau erheblich erweitern. Immerhin wird ist eine erneuerbare Ressource als Ausgangsmaterial genutzt, und sowohl die Herstellung als auch der Verwertungsprozess am Lebensende des Produkts haben ökologische Vorteile gegenüber konventionellen Materialien.


Die Wahrnehmung von Lärm

Der bisher übliche „Trittschallpegel“, der die Vielfalt der Gehgeräusche auf eine einzige Zahl verdichtet, sei veraltet und zu wenig differenziert, heißt es von der Seite der Wissenschaftler. Denn Lärm sei keine physikalische Kategorie, die sich in einer solchen Zahl zusammenfassen ließe, sondern ein subjektives Empfinden. Um diesen gesamten Schalleindruck einzufangen, verteilen die Wissenschaftler Dutzende Mikrofone in einem Raum und nehmen das Dröhnen auf. Anschließend werden die Aufnahmen im Schalllabor in Slowenien Probanden vorgespielt. Mittels Fragebogen sowie Herzfrequenz- und Stresshormonmessung wird erhoben, wie unangenehm die Testpersonen die Geräusche empfinden. Das Ziel: Das Projekt soll die Grundlagen für die Entwicklung von hocheffizienten Trittschalldämmplatten und damit für die Verbesserung der Eigenschaften sogenannter schwimmender Estriche liefern.

  Quelle: www.diepresse.com


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