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Eine neue Verwendung von Kunstrasen

10.02.2022

Stoffliche Verwertung stellt eine nachhaltigere, effiziente Verwertungsmethode von altem Kunstrasen dar. Doch auch sie hat ihre Herausforderungen


Was passiert mit den Kunstrasen-Spielfeldern am Ende ihrer Nutzungszeit? Normalerweise hat ein Kunstrasenfeld eine Lebensdauer zwischen zwölf und 15 Jahren. Danach stellt sich die Frage, wohin mit dem alten Belag: Bisher wurde der Rasen deponiert oder thermisch verwertet. Das entspricht zwar auch heute noch den gesetzlichen Vorgaben, ist aber nicht besonders nachhaltig.


Stoffliche Verwertung


Es gibt allerdings noch eine neue, nachhaltigere Alternative, die der stofflichen Verwertung. Dabei wird der Rasen ausgebaut, die einzelnen Bestandteile werden in einem Nasstrennverfahren separiert und wiederverwertet. Aus den Kunststoffen entstehen neue Produkte, die zum Beispiel beim Sportplatzbau wieder eingesetzt werden können. Das können Bausteine, Rasengittersteine oder Kantsteine sein. Der Sand, der bis zu 70 Prozent Gewichtsanteil bei einem Kunstrasensystem hat, wird gewaschen und kann zum Beispiel wieder als Infill oder zu anderen Zwecken hergenommen werden.


Das Verfahren zeigt deutliche Vorteile gegenüber dem bisherigen Ablauf. Wenn etwa 40.000 Tonnen Kunstrasen jährlich recycelt werden, bedeutet das ungefähr 33.333 Tonnen weniger Treibhausgase gegenüber einer bisherigen Entsorgung. Das entspricht in etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß der Bundesbürger einer deutschen Kleinstadt.


Auf diese Weise wird der Wertstoffkreislauf geschlossen. Wichtig bei dieser Art von Verwertung ist aber auch Transparenz. So werden alle ausgebauten Felder mit einem QR-Code versehen. Kunden können bis zum fertigen Produkt nachverfolgen, was mit seinem alten Rasen passiert. Seit Ende 2021 werden bereits alte Rasen gesammelt und eingelagert, um sie dann auf neue Art und Weise zu verwerten.


Die Herausforderungen


Eine Herausforderung ist an vielen Orten allerdings der Zustand der alten Plätze. Es stellt sich oft die Frage, was ausgebaut und recycelt werden kann. Wie belastet sind außerdem die alten Felder, was hat sich im Laufe der Jahre alles abgelagert? Um diese Fragen zu beantworten, wird der alte Rasen einem umfangreichen Testverfahren unterzogen. Eine erste Probe sollte bereits im Vorfeld gezogen werden, um den richtigen Entsorgungsweg bestimmen zu können. Eine zweite nach der Ankunft des Rasens an dem Standort des Verwertungsprozesses und eine dritte aus den neuen Produkten, die aus dem alten Kunstrasen entstanden sind.
Eine weitere Schwierigkeit: Die neue Art der Verwertung ist teurer als den alten Kunstrasen zu deponieren, was manche Bauherren und Projektleiter eher von dem Prozess abschreckt. Aber er ist eben deutlich umweltfreundlicher und entspricht den aktuellen rechtlichen Auflagen.


Warum kein neuer Kunstrasen?


Doch warum kann man aus altem Kunstrasen keinen neuen Kunstrasen machen? Tom Beck, Geschäftsführer des Unternehmens FormaTurf, das sich mit dem Recycling und der stofflichen Verwertung von Kunstrasen beschäftigt, erklärkt: „Das kann man auch machen, aber dafür benötigt man sehr viel Energie und muss einen hohen Aufwand betreiben. Zudem muss man bedenken, dass sehr wenig Material übrigbleibt, das am Ende als neues Rohmaterial verwendet werden kann. Wir haben uns deshalb bewusst für eine werkstoffliche Verwertung des Kunstrasens entschieden. Wirtschaftliche und ökologische Bilanzen zeigen, dass ein rohstoffliches (chemisches) Recycling zur Gewinnung von Kunstrasenrohmaterial keinen Sinn machen. Außerdem sparen wir durch die Herstellung neuer Bauprodukte einen hohen Anteil fossiler Ressourcen.“

  Quelle: www.umweltwirtschaft.com


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