Appell an die neue Bundesregierung:
Solange sich im Strompreis alle Kosten der Energiewende sammeln, lohnt sich eine CO2‐Einsparung für Verbraucher und Unternehmen wirtschaftlich nicht. Deshalb appelliert die Wärmepumpen‐Branche in ihrer diesjährigen „Banzer Erklärung“ an die neue Bundesregierung, endlich für faire Wettbewerbsbedingungen im Wärmemarkt zu sorgen.
Wärmepumpen‐Nutzer zahlen die volle EEG‐Umlage und leisten so einen Beitrag zur Finanzierung der Energiewende. Heizöl, ein Hauptverursacher der globalen Erderwärmung, wird gar nicht beteiligt. Bei Umsetzung der Forderungen in der Banzer Erklärung ließe sich der Preis für Wärmepumpenstrom um ein Fünftel senken.
Die deutsche Wärmepumpen‐Branche fordert von der neuen Bundesregierung eine spürbare Entlastung der Strompreise, um die Wärmewende voranzutreiben und die Klimaziele zu erreichen. In der Banzer Erklärung, die die Führungskräfte der Wärmepumpen‐Branche auf ihrer alljährlichen Klausur verabschiedeten, fordert sie, die Stromsteuer zu senken und das EEG teilweise aus Steuermitteln zu finanzieren. Nur so könne Deutschland seine Vorreiterrolle im internationalen Klimaschutz behalten. „Abgaben, Steuern und Umlagen treiben den Strompreis in die Höhe. Die Stromrechnung eines Wärmepumpen‐Kunden geht durchschnittlich zu 62 Prozent an den Staat ‐ während fossile Brennstoffe kaum belastet werden“, erklärt der BWP‐Vorstandsvorsitzende, Paul Waning.
Paul Waning, BWP‐Vorstandsvorsitzende
„Wir brauchen dringend eine strategische Ausrichtung der Energiepolitik. Hauptaufgabe muss es sein, dafür zu sorgen, dass sich CO2‐Einsparungen für Verbraucher und Unternehmen wirtschaftlich lohnen und dass sie bei notwendigen Investitionen für ein klimaschonendes Heizsystem unterstützt werden“, so Waning weiter.
Die Wärmepumpen‐Branche bedauert, dass der vorliegende Koalitionsvertrag diese zentrale Herausforderung nicht adressiert. Paul Waning: „Es gibt viele positive Ansätze im Koalitionsvertrag, z. B. das Bekenntnis zum Klimaschutzplan und die Verbesserung der Förderung. Das alles ist wichtig, aber eben nicht ausreichend. Wir werben dafür, diese Lücke im Koalitionsvertrag durch konkretes Regierungshandeln zu füllen.“ Die Wärmepumpen‐Branche habe in den letzten Jahren umfangreiche Anstrengungen in Forschung und Entwicklung unternommen und stehe mit einer Vielzahl von ausgereiften und kundenorientierten Lösungen bereit, ergänzt der Verbandschef.
Wärmewende im Zeichen der Sektorkopplung Seine Vision der Wärmewende legt der BWP zudem in einem neuen Positionspapier dar. Darin wirbt der Verband dafür, Sektorkopplung vor allem als Instrument zur Dekarbonisierung heute weitgehend fossil geprägter Märkte, wie z. B. den Wärmesektor, zu verstehen. Durch die Nutzung von Strom werde die Erfolgsgeschichte der Energiewende im Strommarkt auf den Wärmesektor übertragen.
Dr. Martin Sabel, BWP‐Geschäftsführer
Fotos: www.waermepumpe.de
Sektorkopplung sei mehr, als Überschussstrom zu verwenden – den es in einem integrierten Energiesystem auch gar nicht gäbe. Einen besonderen Stellenwert räumt der BWP dabei dem Thema Stromeffizienz ein. BWP‐Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: „Wind und Sonne stehen uns zwar scheinbar unbegrenzt zur Verfügung. Wir können sie aber nicht unbegrenzt zur Energiegewinnung nutzen. Aus diesem Grund muss darauf geachtet werden, den zusätzlichen Strombedarf durch die Sektorkopplung möglichst klein zu halten.“
Eine Wärmepumpe kann mit derselben Menge an Erneuerbarem Strom fünf bis sieben Mal mehr Wärme bereitstellen, als eine Methanisierungsanlage (Power‐to‐Gas) mit anschließender Verbrennung. Sabel ergänzt: „Wir wollen keine Sonderbehandlung, sondern lediglich faire Marktbedingungen. Wenn wir die haben sind wir zuversichtlich, dass sich unsere Technologie die Position am Markt erobert, die sie im Sinne des Klimaschutzes einnehmen muss.“
Hintergrund Die Forderungen des BWP in der Erklärung von Banz stützen sich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Umsetzung der Energiewende. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Denkfabrik Agora Energiewende, die Deutsche Energieagentur (dena) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) umfassende Studien zum Energiemix der Zukunft vorgelegt.
In den vergangenen Monaten haben verschiedene Untersuchungen aufgezeigt, wie sich der Wärmepumpenmarkt entwickeln müsste, damit die Pariser Klimaschutzziele im Gebäudesektor bis 2050 erreicht werden können. Um den Wärmesektor gemäß diesen Zielen zu dekarbonisieren, fehlen immer noch entscheidende Signale aus der Politik.
Aus allen dreien ergibt sich, dass ein deutlich stärkerer Ausbau des Wärmepumpen‐Bestandes (heute rund 800.000 Anlagen) notwendig ist, um die Klimaziele zu erreichen. Die Experten gehen dabei von rund 4 bis 8 Millionen Anlagen bis 2030 und rund 8 bis 17 Millionen bis 2050 aus, soll Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen erfüllen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 78.000 Heizungswärmepumpen in Betrieb genommen.
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