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Erneuerbare Energie – aus Abwasser

06.07.2022

Hier werden die wichtigsten Fragen dazu beantwortet.


Bereits vorhandene Wärme nochmals einzusetzen, eine solche Idee verspricht immer viele Vorteile, insbesondere in Zeiten ebenso teurer wie knapper Energie. Aus dem Abwasser Energie zu gewinnen, ist zwar nicht ganz neu – 2018 hat die EU dies als erneuerbare Energie deklariert –, aber sehr gefragt.


Wie funktioniert das?


Abwässer gibt es zwar fast überall, nicht jeder Kanal ist jedoch ein potenzieller Energielieferant. Wie funktioniert das System also? Abwasser hat eine Temperatur von 12 bis 20 Grad Celsius. Ist ein Industrie- oder Gewerbebetrieb in der Nähe, können es bis zu 30 Grad sein. Um diese Wärme wiederverwenden zu können, werden Wärmetauscher im Kanal oder direkt in einer Kläranlage eingebaut. Sie ziehen die Temperatur aus dem Abwasser heraus und machen sie für Raumwärme verfügbar oder um Wasser zu erwärmen.


Die so gewonnene Energie eignet sich auch für Kühlung. Im Sommer können die Wärmepumpen nämlich in "umgekehrter" Weise eingesetzt werden und mutieren dann zu "Kältemaschinen". Voraussetzung dafür, dass das innovative System funktioniert, ist in jedem Fall ein Kanal mit mindestens 400 Millimetern Durchmesser und einer Abwassermenge von zehn Litern pro Sekunde. Dieser Kanal muss außerdem noch in der Nähe des Einsatzgebietes liegen, etwa 100 bis 300 Meter Entfernung dürfen es sein, bei Großanlagen gehen auch 900 Meter, so Rabmer-Koller. Im ländlichen Bereich sollte eine Kläranlage oder ein Sammelkanal in der Nähe sein, damit das Ganze funktioniert.


Wann lohnt es sich?


Wie schnell sich der Einbau einer solchen Anlage rentiert, ist unterschiedlich. Etwa zehn Jahre dauert es generell. Werden große Mengen geheizt und gekühlt, geht es auch rascher – wie etwa bei Krankenhaus in Ungarn zeigte, wo sich der Einbau bereits nach vier Jahren rechnete. Angesichts der aktuell enormen Energiepreise amortisiert sich eine Abwasser-Energieanlage natürlich immer schneller.
Für ein Einfamilienhaus allein rechnet sich das Konzept nicht, ein Nachwärme-Netz für eine Siedlung mit 30 Häuser ergibt hingegen deutlich mehr Sinn. Gut eignet sich das System für Unternehmen, Bürogebäude und Wohnanlagen.


Das Potenzial dieser Art der Energiegewinnung kann sich jedenfalls sehen lassen: Immerhin wird über 50 Prozent des weltweiten Energiebedarfs für Heizen und Kühlen verwendet. Im Wohnsektor liegt der Anteil sogar bei 73 Prozent des gesamten Energieverbrauchs. Und bis zu 14 Prozent des Wärmebedarfs im Gebäudesektor könnte man mit der Energie aus dem Kanal decken.

  Quelle: www.wienerzeitung.at


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