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Forscher suchen in Leuna nach Ersatz für Erdöl und -gas

08.10.2012

Forschungszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft in Betrieb genommen

Von Norbert Claus

Leuna (dapd-lsa). Der Forschungsbereich am fast 100 Jahre alten Chemiestandort Leuna bei Merseburg (Saalekreis) wächst. Nach zweijähriger Bauzeit wurde ein Zentrum der Fraunhofer-Gesellschaft eröffnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) nahmen das 53-Millionen-Euro-Projekt offiziell in Betrieb. In dem Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) wollen Wissenschaftler herausfinden und in der Praxis umsetzen, wie nachwachsende Rohstoffe in der chemischen Industrie integriert werden können und damit Erdöl als Basis unter anderem für die Herstellung von Kunststoffen ersetzen. Nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Stroh können künftig als Grundstofflieferanten der chemischen Industrie dienen.

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Foto: Jens Schlüter /dapd

In der Forschungsanlage arbeiten den Angaben zufolge zurzeit 19 Mitarbeiter. Es werde externen Partnern aus Forschung und Industrie zur Verfügung gestellt, um biotechnologische und chemische Prozesse zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe bis in produktreife Dimensionen zu entwickeln. Es sei das einzige für Dritte offene europaweite Prozesszentrum, in denen chemisch-biotechnologischer Verfahren entwickelt werden. Forscher des Zentrums hätten darin unter anderem gemeinsam mit zwölf Partnern aus Industrie und anderen Forschungseinrichtungen bereits ein Verfahren entwickelt, mit dem sie 80 bis 90 Prozent des Holzes stofflich nutzen können.

Beispiel für Aufbau Ost

Merkel bezeichnete den Chemiepark Leuna, in dem das CBP seit Dezember 2010 errichtet wurde, als "herausragendes Beispiel für den schwierigen, aber letztlich erfolgreichen Aufbau Ost". Das einst graue Leuna habe sich zu einem "glänzenden Aushängeschild für die Attraktivität des Standortes Sachsen-Anhalt entwickelt", sagte Merkel. Deutschland brauche innovative Unternehmen, die immer wieder neuen Marktchancen suchten. Nur so könne Beschäftigung für Morgen und Übermorgen entstehen.Inzwischen würden die neuen Länder immer mehr eigene Kapazitäten in Forschung und Entwicklung aufbauen, wie dieses Beispiel in Leuna zeige. Dort lägen aber noch Schwachstellen. Die großen industrielle Kerne seien hier noch rar und damit die Wertschöpfung im Vergleich zur den großen industriellen Zentren der alten Bundesrepublik noch gering, betonte Merkel. Der Osten verfüge aber über das Potenzial. "Deshalb dürfen wir hier nicht auf ausgetretenen Pfaden wandeln, sondern müssen immer wieder neue Wege wagen". Auf die Initiative 2020 "Patenschaft für Innovationen" eingehend sagte Merkel, die Bundesregierung stelle damit bis zum Jahr 2019 insgesamt 500 Millionen für Forschungskooperation in ostdeutschen Bundesländern bereit. Die Bundeskanzlerin sagte, parallel zur heutigen Erdölraffinerie werde langfristig eine Bioraffinerie entstehen und die werde Grundstoffe für die chemische Industrie bereitstellen. Damit steige der Bedarf an Biomasse als erneuerbarer Rohstoff. Die Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln habe aber Vorrang. Notwendig sei deshalb nachhaltige angebaute Biomasse. Es müsse auf Rohstoffe gesetzt werden, die die Lebensmittel unberührt ließen.

Neue Perspektiven für Chemieindustrie

Haseloff sagte, die Suche nach Alternativen zu endlichen fossilen Rohstoffen wie Erdöl sei eine der großen Herausforderungen der Menschheit. Das Fraunhofer-Zentrum leiste einen wichtigen Beitrag dazu, die Grundstoffversorgung künftig auf eine breitere Basis zu stellen. Der chemischen Industrie eröffneten sich so neue Perspektiven, betonte der Ministerpräsident. Der neue Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft Reimund Neugebauer, sagte, das neuen Zentrum in Leuna werde die Lücke zwischen Labor und industrieller Umsetzung schließen. Er bezeichnete die Einrichtung als "Innovationsschmiede in Mitteldeutschland".

 

  Quelle: dapd


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