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Frankfurt verliert ein Wahrzeichen

09.01.2013

Der marode Henninger Turm wird im kommenden halben Jahr abgerissen

Von Oliver Teutsch

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Foto: Michael Gottschalk / dapd

Frankfurt/Main (dapd-hes). Noch ist die riesige Kuppel, in der sich einst ein Drehrestaurant befand, in Frankfurt weithin sichtbar. In einem halben Jahr soll von dem einstigen Frankfurter Wahrzeichen am Sachsenhäuser Berg im Süden der Stadt nichts mehr zu sehen sein. So zumindest ist die Planung des Immobilienkonzerns Actris. Das Mannheimer Unternehmen will auf dem ehemaligen Brauereigelände bis Anfang 2016 rund 800 Wohnungen bauen. Am Montag haben die Vorbereitungen für den Abriss des einstigen Touristenmagnets begonnen. Als der Henninger Turm am 18. Mai 1961 eingeweiht wurde, war er mit seinen knapp 120 Metern nicht nur das höchste Gebäude der Stadt, sondern auch das weltweit höchste Getreidesilo. Größere Bekanntheit erlangte der Turm aber durch das ab 1962 ausgetragene Radrennen "Rund um den Henninger Turm". Der Turm war Start- und Zielpunkt des renommierten Klassikers, am Fuße des Gebäudes sprinteten Radsportlegenden wie Rudi Altig und Eddie Merckx oder später auch Erik Zabel zum Sieg. Obwohl das stark sanierungsbedürftige Gebäude für die Öffentlichkeit bereits seit 2002 gesperrt war, trug das jährlich am 1. Mai ausgetragenen Radrennen den Namen noch bis 2008, bevor es in das etwas sperrige "Rund um den Finanzplatz Eschborn - Frankfurt" umgetauft wurde. Über die Zukunft des markanten Gebäudes mit dem herrlichen Rundumblick von der 110 Meter hohen Aussichtsplattform wurde da bereits seit Jahren gestritten. Die Radeberger Brauerei als ehemaliger und Actris als neuer Besitzer des 5,4 Hektar großen Geländes, auf dem der Turm steht, hatten sich nicht darüber einigen können, wie viel Wohngebiet auf der Brachfläche ausgewiesen werden soll. Doch das ist mittlerweile geklärt. "Bis Anfang 2016 sollen auf dem Gelände rund 800 Wohnungen entstehen", sagt Actris-Sprecher Ludwig Marquart. Bis Ende Februar soll die fachgerechte Entsorgung des asbesthaltigen Baumaterials im Innern des Turm dauern, dann wird abgerissen.

Keine Nostalgie bei Planern

Im Frankfurter Stadtplanungsamt herrscht angesichts des bevorstehenden Abrisses eines einstigen Wahrzeichens eher Erleichterung. "Bei aller Nostalgie, eine wirtschaftliche Nutzung des maroden Gebäudes war niemandem zuzumuten", konstatiert Sprecher Mark Gellert. Immerhin konnte die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung aushandeln, dass der neu entstehende Wohnturm Reminiszenzen an den alten Turm aufweisen muss. Rund 100 Wohnungen sollen in dem Turm, weitere 700 auf dem umliegenden Gelände entstehen. Die Stadt Frankfurt kann zusätzlichen Wohnraum gut gebrauchen, wie auch Gellert bestätigt: "Der Wohnungsmarkt ist angespannt, wir freuen uns über jede zusätzliche Wohnung, die in Frankfurt errichtet wird.

Keine Luxuswohnungen

Inwieweit der Wohnraum auch für Familien und Normalverdiener bezahlbar sein wird, bleibt abzuwarten. Es werde "sicherlich nicht ganz billig", räumt Gellert vom Stadtplanungsamt ein. Sachsenhausen sei ohnehin einer der am stärksten nachgefragten Stadtteile in Frankfurt. Investor Actris will nach eigenen Angaben zunächst einmal einen dreistelligen Millionenbetrag in die Entwicklung des Geländes stecken. Das Unternehmen wird von Daniel Hopp geleitet, dem Sohn des SAP-Mitbegründers Dietmar Hopp. Laut Konzernsprecher Marquart sollen es "keine Luxuswohnungen" werden, sondern Wohnungen "mit gehobenem Standard". Noch ist nicht ganz klar, wie das Gelände im Einzelnen bebaut werden woll. Erst im Spätsommer werde das genaue Konzept stehen. Bis dahin ist der Henninger Turm wohl schon Geschichte.

  Quelle: dapd


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