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Gebäude aus Mauerwerk mit Kostenvorteil gegenüber anderen Bauweisen

02.07.2015

Diplom-Ingenieur Dietmal Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE//eV) im Gespräch mit der DGfM über die aktuelle Studie zum Massiv- und Holzbau bei Wohngebäuden.

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Dipl.-Ing. Dietmar Walberg, Geschäftsführer der ARGE//eV Kiel.

Foto: Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.

DGfM: Herr Walberg, die Zuwachsraten im Wohnungsbau betreffen vor allem den Mehrfamilienhausbau in städtischen Räumen. Dort steht die traditionelle Mauerwerksbauweise mit dem Stahlbeton- und Holzbau im Wettbewerb. Das von Ihnen geleitete Institut Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. in Kiel verglich in einer umfangreichen Studie diese Bauweisen. Was genau wurde untersucht?

Walberg: In der Studie untersuchten wir die Baukosten von Gebäuden der verschiedenen Bauweisen hinsichtlich ihrer Grundkonstruktion und den Außenwänden einschließlich aller Einbauteile. Zugrunde gelegt wurde dafür die beispielhafte und vergleichende Darstellung der Kosten für ein sogenanntes Typenhaus, also ein modellhaftes Gebäude. Ein weiterer Aspekt war die gesamtheitliche Betrachtung bei Häusern verschiedener Gebäudekonstruktionen sowie die Untersuchung technischer Vor- und Nachteile von Holz- und Massivkonstruktionen.

DGfM: Wo sehen Sie die Stärken des Mauerwerksbaus für diesen Anwendungsbereich gegenüber dem Stahlbeton- und dem Holzbau?

Walberg: Mauerwerk ist die traditionelle Bauweise im Geschosswohnungsbau. Mit den entsprechenden regional bekannten und verwandten Wandbaustoffen ist es sozusagen ein Spiegelbild regionaler Baukultur. Darüber hinaus überzeugt es durch eine hohe Nachhaltigkeit und einen geringen Instandhaltungsaufwand. Ebenfalls sehr wichtig: Gebäude aus Mauerwerk sind in der Regel im Vergleich zu anderen Bauweisen kostengünstiger zu errichten.

DGfM: Der Bau von Eigentums- und Mietwohnungen geht zum Teil über den Preis. Hat der Mauerwerksbau dabei nach Ihrer Studie eine Chance?

Walberg: Mehr als nur eine Chance. Betrachtet man den Median, ist der Mauerwerksbau mit seinen Steinarten Porenbeton, Ziegel, Kalksandstein und Leichtbeton für die Erstellung von Außenwänden im Wohnungsbau sogar die deutlich wirtschaftlichste Konstruktionsart. So ergibt sich bei Mehrfamilienhäusern mit Außenwänden aus Mauerwerk im Gegensatz zu Stahlbetonkonstruktionen eine rund elfprozentige Kostenersparnis. Gegenüber Holzkonstruktionen liegt der Kostenvorteil nochmal höher, bei circa 15 Prozent. Im Einfamilienhausbau sind Außenwandkonstruktionen aus Mauerwerk im Vergleich zu Betonelementen rund acht bis neun Prozent kostengünstiger, während der preisliche Unterschied zu Holzkonstruktionen etwa elf bis zwölf Prozent zugunsten von Mauerwerk beträgt.

DGfM: Preise bilden sich am Markt und der ist innerhalb Deutschlands nicht einheitlich. Wie haben Sie das berücksichtigt?

Walberg: Bei unserer Untersuchung wurden sowohl regionale Abfragen durchgeführt als auch regionale Konstruktionen berücksichtigt. So wird etwa in Süddeutschland in der Regel monolithisch gebaut, während im Norden zweischalige Außenwände die häufigste Variante darstellen. Zusätzlich dazu verwendeten wir regionale Kostenindizies.

DGfM: Käufer verlangen heute große Fenster und weite Deckenspannweiten. Zusätzlich sind Wärme-, Schall- und Brandschutz im Mehrfamilienhausbau besonders wichtig. Wie sieht es mit den technischen Möglichkeiten des Mauerwerksbaus aus?

Walberg: Diese sind sehr überzeugend. So zeichnet sich der Mauerwerksbau zum Beispiel durch einen hohen Schall- und Brandschutz aus, der in der Regel ohne zusätzliche konstruktive Maßnahmen möglich ist. Ebenso ist der heutzutage geforderte Wärmeschutz bei der massiven Bauweise teilweise ohne eine zusätzliche Dämmung möglich. Zu diesen überzeugenden Vorteilen zählt nicht zuletzt auch das sehr gute Tragverhalten von Mauerwerk.

DGfM: Man sieht heute viele Flachdächer und schwach geneigte Dächer. Haben Sie auch das Typenhaus so ausgewählt?

Walberg: Das Typengebäude ist nicht auf eine bestimmte Dachform oder Neigung festgelegt. Andere Dachformen werden bei der Kostenbeurteilung entsprechend ihrer Mehr- oder Minderkosten berücksichtigt.

DGfM: Die Politik fordert bei Baumaßnahmen immer stärker, die Nachhaltigkeit der Maßnahme zu berücksichtigen. Wo steht Ihren Erkenntnissen zufolge hier der Mauerwerksbau im Vergleich beispielsweise zu Bauweisen aus nachwachsenden Rohstoffen?

Walberg: Was den Lebenszyklus eines Gebäudes angeht, spielt die Nutzungsphase die zentrale Rolle. Daher sind in diesem Zusammenhang die Materialien der Gebäudekonstruktion eher untergeordnet zu betrachten. Und trotzdem: Hinsichtlich der Umwelteigenschaften sowie der Ressourcenverwendung bewegen sich sowohl Massivbauten als auch Holzgebäude auf einem vergleichbaren Niveau. Das belegen unter anderem aktuelle Untersuchungen der TU Darmstadt.

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Foto: www.dgfm.de

  Quelle: www.dgfm.de


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