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Gretchenfrage Fertigteilebau

14.12.2017

Kann eine kürzere Bauzeit die negativen Aspekte ausgleichen?

Auch wenn der Gebrauch von Fertigbauteilen europaweit immer mehr Anhänger findet, hat diese Bauweise hierzulande immer noch mit einigen Imageproblemen zu kämpfen. Problembehaftete Änderungen nach der Installation, erhöhte Materialkosten oder die beschränkte Designfreiheit sind nur einige negative Aspekte, die den deutschen Architekten in den Sinn kommen. Dabei kann das Bauen mit vorgefertigten Bauteilen durchaus auch seine Vorteile haben – wie z.B. kürzere Bauzeiten. Um das Für und Wider beim Fertigteilebau einmal deutlich herauszuarbeiten, hat BauInfoConsult 200 Architekten um ihre Fachmeinung zu dieser Bauweise gebeten.

Auch wenn sich der Einsatz von Fertigteilen in einigen europäischen Ländern wie Spanien oder den Niederlanden im alltäglichen Baubetrieb großer Beliebtheit erfreut, sind die deutschen Architekten eher skeptisch, was die Verwendung betrifft. Ergebnisse aus der alljährlich erscheinenden Branchenstudie der Düsseldorfer Baumarktforscher zeigen, dass den Planern gleich mehrere Aspekte sauer aufstoßen.

Für die Hälfte der Architekten liegt das größte Defizit beim Fertigteilebau darin, dass es schwierig werden könnte etwaige bauliche Änderungen im späteren Prozessverlauf umzusetzen. Die Befürchtung ist verständlich, da z.B. Versorgungsleitungen bei vorgefertigten Wandelementen meistens schon vorab festgelegt sind: Wenn – um in diesem Beispiel zu bleiben – etwas nach dem Wandeinbau geändert werden muss – z.B. zusätzliche Strom-, Gas- oder Wasserleitungen nachinstalliert werden sollen – dann wird dies nicht ohne zusätzlichen Mehraufwand zu realisieren sein.

Ein Viertel der Planer sieht auch die potenziell höheren Material- und Installationskosten als Manko bei Fertigteilebaulösungen. 15 Prozent der Planer bemängeln an dieser speziellen Bauweise, dass nur standardisierte Produkte verfügbar sind. Dieser Umstand schränkt natürlich den Gestaltungsspielraum der Architekten deutlich ein, insbesondere wenn es um Bereiche geht, in denen die ästhetische Komponente wichtig ist – etwa im klassischen Wohnungsbau. In eine ähnliche Richtung geht auch die Meinung jedes zehnten Planers, dass die fehlende Designfreiheit einen deutlichen Schwachpunkt von Fertigbauteilen darstellt.

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Natürlich hat auch das Bauen mit industriell vorgefertigten Gebäudeteilen seine Vorteile. Dabei sind sich die Architekten einig, dass diese Bauweise besonders mit ihrer Geschwindigkeit punkten kann: 82 Prozent der Planer sehen die kürzere Bauzeit als nicht zu verachtenden Pluspunkt an. Jeder fünfte Architekt ist darüber hinaus der Ansicht, dass sich durch den Einsatz von Fertigbauteilen eine Kostensenkung während der Bauphase realisieren lässt – wobei dieser Aspekt auch eng mit der schnelleren Bauzeit zusammenhängt. Fast genauso viele Planer (18 Prozent) bescheinigen dieser speziellen Bauweise eine verbesserte Produktivität auf der Baustelle.

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Somit wird also deutlich, dass es bei dem Für und Wider darauf hinausläuft, dass eine kürzere Bauzeit den Möglichkeiten im Wege steht die baulichen Änderungen im späteren Prozessverlauf einfach umsetzten zu können. Zudem zeigt die offizielle Statistik zum Fertigteilebau, dass die deutschen Architekten im Baualltag generell häufig einen Bogen um den ausufernden Gebrauch von Fertigbauteilen machen – zumindest im Wohnungsbau.

Über die Studie
Fertigteilebau ist nur ein Thema der Jahresanalyse 2017/2018, der jährlichen Bau- und Baumarketingstudie von BauInfoConsult. Auf Basis von über 600 Interviews unter Architekten, Bauunternehmern, Malern/Trockenbauern, SHK-Installateuren und Herstellern behandelt die Studie unter anderem Themen wie:
• Baukonjunktur und zentrale Kennzahlen
• regionale Bauprognosen 2018 und 2020
• Bau- und Produkttrends 2020
• Smart Home und intelligente Gebäudetechnik
• Fertigteilbau in Deutschland
• DMU und Einkaufsverhalten in der Baubranche
• Marketing- und Budgettrends
• u.a.

  Quelle: www.bauinfoconsult.de


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