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Große Preisverleihung des Heinze ArchitektenAWARDs

02.04.2015

Eindrucksvolle Architekturobjekte und strahlende Sieger in Münster

Der mit 40.000 Euro dotierte Heinze ArchitektenAWARD fand seinen krönenden Abschluss erneut auf der architectureworld in Münster. Der Wettbewerb mit dem Thema „Faszination Nichtwohnbau“ übertraf ein weiteres Mal die Teilnehmerzahlen der Vorjahre: Mit 350 gebauten Beiträgen von Architekturbüros aus ganz Deutschland und 81 studentischen Arbeiten hatte die hochkarätig besetzte Jury eine besonders anspruchsvolle Aufgabe die Sieger zu ermitteln.

Max Dudler von MAX DUDLER ARCHITEKTEN überreichte feierlich als Vorsitzender den Siegern bei der Preisverleihung am 20. März 2015 die begehrten Trophäen, die in diesem Jahr aus reinem Glas gefertigt wurden.

Konzeptionelle Klarheit, Städtebauliche Einbindung und Architektonische Ausführung, demzufolge Licht, Raum und Material und schließlich Qualität im Detail – dies waren die Kriterien nach denen die Juroren suchten und die sie fanden. Der diesjährige Heinze ArchitektenAWARD hat, so Max Dudler, würdige Gewinner gefunden.

Die Juroren machten von ihrem Recht Gebrauch, die Verteilung der Auszeichnungen entsprechend der Individualität der gesamten Einreichungen umzuverteilen. So wurde neben den 6 Preisträgern und den 3 Nachwuchspreisen ein Gesamtsieger bestimmt. Auch das Publikum durfte in diesem Jahr wieder seine Lieblinge auswählen. Die Erstplatzierten konnten sich ebenfalls in Münster über eine Auszeichnung für ihr Projekt freuen. Fast alle Gewinnerobjekte werden im Folgenden und alle auf heinze.de vorgestellt.

Gesamtsieger „Faszination Nichtwohnbau“
GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN
NS-Dokumentationszentrum München

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Foto: © Stefan Mueller

Begründung der Jury
Mit dem NS-Dokumentationszentrum auf dem Grundstück der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP in München ist dem Büro GEORG SCHEEL WETZEL ein Kunststück gelungen. Der Neubau an der Stelle des „Braunen Hauses“ setzt einen asymmetrischen Akzent innerhalb der axialen Raumkonfiguration zwischen Königsplatz und Karolinenplatz. Die einfache, aber raffinierte städtebauliche Setzung stellt unmittelbar eine Distanz zu der hier allzu herrschenden Ordnung her, ohne dabei das Gebäude als Gegenwelt zu inszenieren. Aus dieser Grundidee haben die Architekten mit großer Konsequenz einen bewundernswert klugen Bau erdacht, an dem zuallererst die Zurückhaltung einnimmt, mit der sie sich diesem schwierigen Thema angenähert haben. Anstelle von symbolischem Schwulst und großen Gesten setzten die Architekten auf formale Klarheit und konstruktive Durchdringung. An dem unheilvollen Ort der Täter steht darum nun ein Bau, der sehr fein von innen nach außen wie von außen nach innen durchdacht ist. Ein Bau, dem es auf glaubwürdige Weise gelingt, die problematischen Bedingungen des Ortes aufzunehmen und – zumindest ein Stück weit – zu transformieren. Es ist die Zurückhaltung, oder soll man besser sagen Sachlichkeit dieses Baus, die uns berührt und die dem Besucher Raum zum Nachdenken eröffnet. Mit einem Wort: ein Kunststück.


Sieger „Faszination Nichtwohnbau“
nps tchoban voss (Berlin), speech (Moskau)
Museum für Architekturzeichnungen

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Foto: © Roland Halbe

Begründung der Jury
Das neue Museum für Architekturzeichnungen in Berlin formuliert städtebaulich ein kleines Stadtfoyer für ein ehemaliges Industrieareal, das nun ein Quartier für Kunst und Architektur darstellt. Die gemeißelten Kuben aus reliefiertem Beton nehmen Bezug auf die kleinteilige Umgebung, stellen gleichzeitig eine prägnante, beinahe skulpturaler Figur dar, die lapidar ein Thema der Architektur signalisiert. Der letzte gläserne Kubus wird kontrovers diskutiert, vermittelt auf jeden Fall eine innere Funktionalität nach außen. Im Inneren herrschen Proportionen, die dem Format „Zeichnung“ entsprechen. Die äußere Qualität fehlt zugunsten einer eher wohnlichen Alltäglichkeit. Das Gebäude stellt stadträumlich und funktional einen wichtigen Schlussstein im Quartier dar, was insbesondere durch seine Figur hervorragend gelingt.

Sieger „Faszination Nichtwohnbau“
tillicharchitektur
Produktions- und Bürogebäude Textilmacher

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Foto: © Michael Compensis

Begründung der Jury
Wie gibt man einem sehr einfachen Volumen, einer durchaus trivialen Aufgabe – Produktion und Büro – eine adäquate, unaufdringliche Präsenz? Dem vorliegendem Projekt im industriellen Münchener Norden gelingt dies mit einfachen industriellen Mitteln hervorragend: Vier unterschiedliche Betonelemente formulieren einen leicht expressiven Baukörper, der aus seiner grundsätzlich simplen Rechteckform in eine Licht und Schatten produzierende Form gebracht wird. Die großen Fenster, geschickt verteilt, verstärken den massiven Aufritt des frei stehenden Gebäudes, an den Ecken wird die Form geradezu expressiv. Das kleine Gebäude wird als Solitär gesehen und so sollte es auch bleiben: als Solitär in einem dynamischem Industrieviertel.

 

Sieger „Faszination Nichtwohnbau“
raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH
Parkhaus Jahrhunderthalle Bochum

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Foto © www.koculak.de

Begründung der Jury
In der industriegeprägten Stadtlandschaft integriert sich das Gebäudevolumen mit dem Parkhaus an der Jahrhunderthalle selbstverständlich in das städtebauliche Umfeld. Es nimmt Bezug auf die historische Entwicklung des Standorts, reagiert angemessen auf das Denkmal der Jahrhunderthalle und spielt mit den Typologien der klassischen Industriearchitektur. Während der im Inneren sichtbare Stahlbau die Funktionalität des Parkens optimal und effizient organisiert, präsentiert sich die Außenfassade eigenständig im Dialog mit den umgebenden Bauten. So entstehen differenzierte Fassadenabwicklungen mit schwarzblau-bunten Kohlebrandziegeln, die dem Gebäude eine besondere Wertigkeit verleihen. Besonders hervorzuheben ist die Detaillierung der vorgehängten Fassade, die durch die gewebeartige Ausführung einerseits den Ansprüchen an eine offene Garage gerecht wird und gleichzeitig dem Äußeren eine individuelle und hochwertige Erscheinung verleiht. Die Stärke dieser Arbeit liegt in der Gesamtheit des städtebaulichen und architektonischen Entwurfs, der bis zum Detail präzise umgesetzt wurde.

 

Sieger „Faszination Nichtwohnbau“
Königs Architekten
Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

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Foto: © Christian Richters

Begründung der Jury
Das architektonische Konzept wurde einerseits aus dem Standort und andererseits aus dem sinnstiftenden sakralen Raum entwickelt. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich die Logik dieser einzigartigen Form, die außen ein klares Zeichen setzt und innen einen besonderen Raum inszeniert. Auf der Grundlage der klassischen geometrischen Grundformen Kreuz und Rechteck entsteht ein Gebäudevolumen mit einem klar definierten Sockel und einem skulpturalen Kirchenraum. Das außen und innen erlebbare wellenförmige Dach nimmt das Motiv des nahe liegenden Meeres auf und schafft mit architektonischen Mitteln einen Außen- und Innenraum, der über reine Funktionalität hinausweist. Mit der Lichtführung über die Dachkonstruktion entsteht ein dynamischer Verlauf von Licht und Schatten, der im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten einzigartige Lichtinszenierungen schafft und den Innenraum atmosphärisch bereichert. Bewusst wird der Innenraum von der Gebäudehülle durch einen differenzierten Wandaufbau getrennt. Die notwendigen Fassadenöffnungen beschränken sich konzeptionell auf den Gebäudesockel. Durch einen sorgfältig und aufwendig bearbeiteten Klinker erscheint die Kirche selbstverständlich und nachhaltig an diesem Ort. Der eigenständige und mutige Ansatz dieser Arbeit sowie die Qualität der architektonischen Umsetzung wird durch die Jury besonders hervorgehoben.

 

Sieger „Faszination Nichtwohnbau“
meck architekten gmbh
Erweiterung Zentralbibliothek Hochschule München

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Foto: © Michael Heinrich

Begründung der Jury
Der Neubau für die Erweiterung der Zentralbibliothek der Hochschule München überzeugt durch seine klare städtebauliche und architektonische Haltung inmitten der gewachsenen und heterogenen Bebauungsstruktur. Zwischen den bestehenden Hochschulbauten und dem großzügigen Grünraum positioniert sich der Kubus eindeutig zu den unterschiedlichen Ausrichtungen und schafft mit der Anbindung an das Bestandsgebäude einen „Rücken“. Vor diesem Hintergrund entsteht ein klar gegliedertes Fassadenbild, das sich ausschließlich zum Grünraum öffnet und gleichzeitig die Besonderheit der Nutzung zum Ausdruck bringt. Mit zunehmenden Geschosshöhen wird der Gebäudeschnitt bis in die oberste Ebene inszeniert und findet mit dem großzügigen Lesesaal einen herausragenden Abschluss. Konsequent wird die Tragstruktur in den architektonischen Raum und die Fassaden integriert. Durch die Reduktion der Materialien und Umsetzung präziser Details entstehen minimalistisch anmutende Flächen und Räume, die das Programm der Bibliothek optimal außen wie innen präsentieren. Der Erweiterungsbau für die Zentralbibliothek wird mit dem gesamtheitlichen Konzept, von der städtebaulichen Setzung bis zum ausgeführten Detail, als herausragend bewertet und verdient im Rahmen des Heinze AWARDs eine besondere Anerkennung.

 

Sieger „Faszination Nichtwohnbau“
wulf architekten
Evangelische Grundschule mit Sporthalle

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Foto: © Brigida González, Stuttgart

Begründung der Jury
Grundschule und Sporthalle bilden ein harmonisches Ensemble: Zwei einfache Grundfiguren definieren im Stadtgrundriss einen kleinen sinnvollen Vorplatz für beide Gebäude. Die Grundhaltung, eine weitgehend offene Atmosphäre zu schaffen, überzeugt. Beide Gebäude werden von lichtdurchfluteten Umgängen umschlossen, die farbigen Lamellen erzeugen eine luftige und heitere Stimmung, die einer Grundschule gut tut. Diese Atmosphäre wird im Inneren in einer großen zentralen Halle fortgesetzt: hier sehr funktional und dem Zweck angemessen. Ein schönes zusätzliches Angebot befindet sich auf dem Dach der Sporthalle: ein Spielbereich im Freien, von einer Lamellenarkade eingefasst, ein wunderbarer Raum ohne Dach. Dieses Schulensemble sollte Schule machen, nicht nur für Montessori-Pädagogik.

 

Sieger Kategorie „Nachwuchsarbeiten“
TU Berlin, Bastian Landgraf, Markos Lasos
Landwirtschaftsschule Bella Vista

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Begründung der Jury
Ein engagiertes Projekt und ein wunderbares Architekturkonzept: Eine Landwirtschaftsschule in Bella Vista in Bolivien wurde von Bastian Landgraf und Markos Lasos von der TU Berlin als studentisches Design-Build Project geplant. Theoretisches Wissen wird hier praktisch erlebbar – sprich baubar. Das Konzept sieht ein schattenspendendes großes Dach vor, das über drei gegeneinander verschobenen Kuben aus Stampflehm errichtet ist. Das Gebäude trennt in Form eines Riegels entlang der Ost-West-Achse das Grundstück in einen öffentlichen Teil im Norden und einen privaten Teil im Süden. Wie eine urbane Insel schiebt sich diese aus einfachsten Elementen präzis gefügte Architektur in die Landschaft. Aus einer Landwirtschaftsschule am Fuße der Anden wird auf diese Weise zugleich ein Lehrstück der Architektur.


Sieger Kategorie „Nachwuchsarbeiten“
RWTH Aachen, Shahin Farahzadi
Astronomiemuseum Chile

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Begründung der Jury
Gibt es etwas Faszinierenderes als den Weltraum, die Erforschung der unendlichen Weiten, den schweifenden Blick durch das Fernrohr? Es ist der Stoff, aus dem Träume gemacht sind. In der Atacama Wüste im Norden Chiles hat Shahin Farahzadi von der RWTH Aachen diese Träume in die Architektur eines Astronomiemuseums übersetzt. In grandiosen Bildern erzählt er uns die Geschichte der Astronomie, lustvoll umgesetzt als Inszenierung der reinen Körper unter dem Licht der Wüste – eine Architekturfantasie, die uns an die Meister der Filmarchitektur erinnert hat.

 

Sieger Kategorie „Nachwuchsarbeiten“
RWTH Aachen, Johanna Becker
Das Haus des Badens

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Begründung der Jury
Ein faszinierender Konzeptentwurf, der durch die Auseinandersetzung elementarer Naturgewalten geprägt wird. Das Zusammentreffen der schroffen Vulkanfelsenküste mit dem rauen Meer vor der Küste Catanias wird durch eine zutiefst menschliche Hinzufügung aufgelöst: Johanna Becker von der RWTH Aachen hat ein fragiles Badehaus aus Holz auf einem schwimmenden Ponton zum Schutz und zum Vergnügen der Menschen gestaltet. Diese Arche in der Form der Urhütte versteht sich als ideale Heimstätte der Schwimmer – luftig, licht, leicht – und ist wie nebenbei Resonanzraum und Verstärker mannigfaltigster Assoziationen. Eine überaus sinnliche Echokammer der Architekturgeschichte, die ihre Poesie nicht zuletzt aus der präzisen konstruktiven Umsetzung schöpft.

  Quelle: www.heinze.de


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