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Grüne Technik braucht viele kleine Schritte

25.04.2012

Unternehmen stellen auf der Hannover Messe Neuheiten zur Energieeinsparung vor - wenig davon ist anschaulich

-- Von Philipp Heinz --

Hannover (dapd). Die Solarzellen, eingebettet in zartes Kalbsleder, wirken auf den ersten Blick wie die Spielerei eines Designers. Von den zwei dunkelblauen Modulen abgesehen sieht die moccafarbene Umhängetasche aus wie eine gewöhnliche Aktentasche. Doch sie hat eine ganz besondere Funktion, die für alle interessant sein sollte, die schon einmal über ein leeres Handy oder Smartphone geflucht haben. Die Solarzellen sind kein Accessoire, sondern verbunden mit einem Akku, der allzeit bereit ist, den Sonnenstrom abzugeben.

"In den nächsten Jahren wird es bei den Akkus keinen großen Sprung geben", erklärt Stefan Ponsold, der Erfinder der Sunny Bag. Dagegen werden Smartphones immer mehr Teil des Alltags, der Energiehunger der immer leistungsfähigeren Geräte steigt.

Auf der Hannover Messe, die dieses Jahr ganz im Zeichen der intelligenten Energieeinsparung steht, stellt der 28 Jahre alte Österreicher mit dem halben Dutzend Mitarbeitern seiner 2010 gegründeten Firma die Solartasche vor, die es aus edlem Leder und in gedeckten Farben für Geschäftsleute gibt, aber auch bunt und aus Lkw-Plane für Studenten und die Freizeit. Zwei Stunden Sonnenlicht reichen für eine Smartphone-Ladung.

Die Tasche ist nur ein Beispiel für die vielen Ideen für Energieeinsparungen, die auf der weltgrößten Industriemesse zu sehen sind. Die meisten Beispiele sind weniger anschaulich, sondern kommen in Fabriken zum Einsatz, haben dafür aber auch ganz andere Einsparpotenziale. Der Zentralverband der Elektrotechnik und Elektronikindustrie hat vorgerechnet, dass allein energieeffiziente Elektromotoren und eine moderne Mess- und Regeltechnik den gewerblichen Energiebedarf um fast ein Viertel senken könnten.

Das Unternehmen Eisenmann etwa, ein Mittelständler aus Böblingen, zeigt ein neues Verfahren zum Umgang mit Lackresten in der Auto-Herstellung. Die schwäbischen Tüftler haben eine Möglichkeit entwickelt, die mit Hightech Strom spart und nebenbei die Luft weniger belastet sowie Lärm und Wartungsbedarf reduziert. Die elektrostatische Abscheidung hat im Vergleich zur klassischen Nassauswaschung den Vorteil, dass sie mehr als drei Viertel weniger Energie pro Karosserie verbraucht.

Viele kleine Schritte

Es sind die vielen kleinen Schritte, die die Industrie und den Alltag umweltfreundlicher machen. Doch der Einsatz lohnt sich: Strom erst gar nicht zu verbrauchen, ist meist billiger, als ihn aufwendig aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.

Genau diesem Ziel hat sich das Unternehmen Imtech verschrieben, das zum Beispiel Bürogebäude, Kraftwerke und Rechenzentren auf Energieeffizienz trimmt. Erst einmal checkt das Unternehmen durch, wo sich mit dem geringsten Einsatz von Geld am meisten sparen lässt und schlägt dann ein Bündel von Veränderungen vor.

Ein bekanntes Beispiel ist das Fußballstadion des Hamburger SV, das nach der Modernisierung jährlich 2.8000 Megawattstunden weniger Energie verbrauch. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 200 Einfamilienhäusern. Die Rasenheizung ist nun effizienter, in den Büros gibt es unterschiedlich beheizbare Klimazonen und Bewegungsmelder schalten elektrische Verbraucher ab, wenn sie nicht benötigt werden. Die Kosten des Umbaus holt der Verein nach Angaben von Imtech nach etwa zwei Jahren wieder rein.

Dass der HSV den FC Bayern an dieser Stelle überrundet hat, wollen die Münchner nicht auf sich sitzen lassen. Bis zum Champions League Finale am 19. Mai sollen die ersten zehn Schritte zur Energieeinsparung schon umgesetzt sein.

  Quelle: dapd


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