zurück

Gute Aussichten dank intelligentem Glas

05.05.2015

Jean-Christophe Giron als Finalist für Europäischen Erfinderpreis 2015 nominiert

• Elektrochromes Glas reguliert die Sonneneinstrahlung und -wärme ohne sichteinschränkende und schattenwerfende Jalousien oder Rollläden
• Dynamische Fensterscheiben: Sonnenwärme im Winter – Wärmeschutz im Sommer
• Lichtdurchlässigkeit des Glases per Knopfdruck regulieren
• Die Erfindung des Franzosen reduziert Energiekosten für Heizungen oder Kühlanlagen um bis zu 20 Prozent
• EPA-Präsident Battistelli: „Die Technologie von Giron ist ein großer Schritt zur umweltfreundlicheren Gestaltung von Gebäuden.“

Die Sonne spendet Energie und Leben: Tageslicht und ein freier Ausblick machen die Menschen zufriedener und leistungsfähiger. Doch in vielen Schulen, Krankenhäusern und Bürokomplexen ist das Gegenteil der Fall, weil Sonnenschutzsysteme nicht nur die Sonneneinstrahlung, sondern auch den Blick aus den Gebäuden blockieren. Der Franzose Jean-Christophe Giron hat eine intelligente Glastechnologie erfunden, die dieses Dilemma löst: Sie ermöglicht neben einem freien Blick nach draußen auch, dass Tageslicht ins Gebäudeinnere dringt. Gleichzeitig verhindert seine Entwicklung störendes Blendlicht und die schädlichen Strahlen, welche die Räume aufwärmen und Möbel ausbleichen.

Weil sich dank Girons Innovation die eindringende Lichtmenge je nach Situation elektronisch regulieren lässt, ist seine Methode auch ein veritabler Meilenstein in der ökologischen Bauweise von Gebäuden. Denn das elektrochrome Glas nutzt im Winter die Kraft der Sonne, um den Raum aufzuwärmen und verdunkelt sich im Sommer, um die Wärmestrahlung zu blockieren und den Raum vor Überhitzung zu schützen. Die Folge: Man spart Strom für die Beleuchtung und reduziert den Aufwand für Heizung und Kühlung eines Gebäudes.

epo15_Giron-0246_DE6F785C299E4BFBBFFAC500539E9B75.jpg

Foto: www.epo.org

Für diese Leistung hat das Europäische Patentamt (EPA) Jean-Christophe Giron als einen von drei Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015 in der Kategorie „Industrie“ nominiert. Am 11. Juni 2015 wird die begehrte Auszeichnung im Rahmen eines Festakts in Paris zum zehnten Mal verliehen.

„Die Technologie von Jean-Christophe Giron steigert das Wohlbefinden der Menschen im Innern der Gebäude und kann den Energieverbrauch eines Bauwerks erheblich senken“, sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015. „Das ist ein großer Schritt zur umweltfreundlicheren Gestaltung von Gebäuden, zum Gebäude der Zukunft.“

Lichtdurchlässigkeit des Glases per Knopfdruck regulieren
Die Idee, Fensterscheiben zu verdunkeln, ist nicht neu: Dimmbare Sonnenschutzverglasung aus den 1980er Jahren funktioniert mit thermochromem und photochromem Glas, welches seine Farbe ändert, indem eingebettete Flüssigkristalle oder photochemisch aktive Moleküle auf Wärme und Licht reagieren. Der Nachteil: Das Glas ist nicht steuerbar, sondern verdunkelt sich automatisch bei einer bestimmten Lichteinstrahlung. Giron und sein Forscherteam jedoch setzten bei ihrer Lösung auf die Nanotechnologie und den Elektrochromismus – dem Phänomen, das bestimmte Objekte durch eine elektrische Spannung ihre Farben ändern lässt. Das dynamische Glas besitzt eine elektrochromische Beschichtung aus fünf Nanoschichten. Wird eine Niederspannung angelegt, verdunkelt sich das Glas durch eine Redoxreaktion. Es verhält sich wie eine durchsichtige Lithium-Batterie, bei der die Transparenz je nach Ladestand variiert. Diese Technologie erlaubt den Nutzern, die Lichtdurchlässigkeit des Glases per Knopfdruck oder automatisch als Bestandteil des Gebäudemanagementsystems dynamisch zu regulieren. Die Glastönung kann die Durchlässigkeit des sichtbaren Lichts zwischen 60% (klar) und 1% (voll getönt) steuern.

Umweltfreundliche Alternative zu mechanischen Sonnenschutzsystemen
Die Erfindung läutet ein neues Zeitalter des Lichteinsatzes im Gebäudebau ein: Architekten können selbst große Glasflächen planen, ohne Abstriche in der Energieeffizienz oder im Wohnkomfort in Kauf nehmen zu müssen. Da die Sonnenschutz-Funktion bereits im Glas integriert ist, bietet es eine elegante und leistungsfähige Alternative zu mechanischen Systemen. Zudem ist der finanzielle Aufwand für elektrochrome Systeme durchaus mit konventionellen Sonnenschutz-Lösungen vergleichbar. Da sich dank der intelligenten Glastechnologie die Ausgaben für Strom, Heizung und Klimaanlage jedoch um bis zu
20 Prozent reduzieren können, liegen die Gesamtbetriebskosten dieses Systems langfristig darunter.

Französischer Forscher führt amerikanisches Unternehmen zum Erfolg
Jean-Christophe Giron begann seine Karriere im Norden von Paris bei Saint-Gobain im Bereich elektrochrome Dünnschichten. Der studierte Physiker und Chemiker promovierte 1995 in anorganischer Chemie an der Pariser Universität Pierre et Marie Curie, nachdem er sich vier Jahre an der ESPCI Paris Tech (École Supérieure de Physique et Chimie Industrielles) und danach drei Jahre am Lawrence Berkeley National Laboratory mit elektrochromen Nickeloxid-Dünnschichten beschäftigt hatte. 2001 wechselte der Franzose zu einem anderen Forschungszentrum von Saint-Gobain in der Nähe von Aachen, wo er und sein Team die erste elektrochrome Pilotlinie aufbauten, um elektrochrome Schiebedächer für den Automobilmarkt herzustellen. 2005 erhielten sie dafür den Ferrari Technology Award.

2010 investierte Saint-Gobain in SAGE, einem 1989 gegründeten amerikanischen Unternehmen. Dort übernahm Giron die Leitung von Entwicklung und Technik im Firmenhauptsitz in Minnesota, wo er sich auch mit seiner Familie niederließ. Es gelang ihm und seinem Forscherteam, die Technologie innerhalb von vier Jahren von der Pilotphase zur Marktreife zu führen und die intelligenten Fenster zu entwickeln. Heute ist Jean-Christophe Giron Vizepräsident der Forschung und Entwicklung und Produktentwicklung bei SAGE, einer 100%-Tochter von Saint-Gobain und Weltmarktführerin für dynamisches, elektronisch tönbares Glas. Giron ist bei 500 Patenten weltweit als Erfinder genannt. Laut Schätzungen verschiedener Analysten wird der Wert des Marktes für intelligente Fensterscheiben bis 2020 auf 500 Millionen Euro anwachsen.

  Quelle: www.echolot-pr.de


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare