zurück

Guter Klang aus Sachsen für die ganze Welt

22.08.2012

Lautsprecher der Firma Musikelectronic Geithain auch bei Olympischen Spielen in London genutzt

Von Jörg Aberger
Von Deutschland über Großbritannien bis nach China und Japan: In vielen Teilen der Welt sorgen technische Geräte aus der Kleinstadt Geithain im Landkreis Leipzig für einen guten Klang. Bei den meisten Rundfunkanstalten der ARD und beim chinesischen Staatsfernsehen sind Lautsprecher der Firma Musikelectronic Geithain im Einsatz. Auch in einem Kinoraum bei den gerade zu Ende gegangenen Olympischen Spielen in London wurden sie genutzt. „Wir sind in Deutschland Marktführer bei Regielautsprechern“, sagt der 71-jährige Firmenchef Joachim Kiesler nicht ohne Stolz. Zahlreiche Übertragungswagen, aber auch Hörfunkstudios sind mit der Technik aus Geithain ausgestattet. „Zu verdanken haben wir das Frank Müller-Römer, der früher Technikdirektor beim Bayerischen Rundfunk war“, berichtet Kiesler. 1989 hatte die ARD einen Wettbewerb für Regielautsprecher ausgeschrieben, und Müller-Römer brachte die Geithainer mit ins Spiel. „Transparenz, Durchsichtigkeit, Ortungsschärfe - in allen Kategorien erzielte unser Lautsprecher höchste Punktzahlen.“ 1960 als Produktionsgenossenschaft des Handwerks für Rundfunk und Fernsehen gegründet, hatte die Firma zur Wende schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Wurden zunächst noch Radios und Fernsehgeräte repariert, entwickelte die Mannschaft um Kiesler später eigene Produkte wie Mikrofon- und Leistungsverstärker sowie sogar elektronische Orgeln. Im 1972 verstaatlichten Betrieb wurden dann die ersten eigenen Lautsprecher hergestellt. Zunächst ein Kugellautsprecher für Autos, von dem rund zehn Millionen Exemplare gebaut wurden, und ab Mitte der 80er Jahre ein Hifi-Lautsprecher, der unter der Bezeichnung BR 25 etwa 650.000-mal gebaut wurde.

musik-online.jpg

Foto: Norman Rembarz / dapd

Der „Abhörspezialist“ aus dem Osten
Der Regielautsprecher RL900 rundete 1985 das Programm ab und wurde zu einem Vorzeigeprodukt. Er fand nicht nur beim Rundfunk der DDR Verwendung, auch in Konzerthäusern wie dem Leipziger Gewandhaus gehören die auch Abhörlautsprecher genannten Geräte in den Regieräumen zum Inventar. „Bei einer Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Akustik habe ich mich nach der Wende als ‚Abhörspezialist‘ aus dem Osten vorgestellt“, gibt Kiesler eine mit der Bezeichnung verbundene Anekdote zum besten. Auch wenn die letzten Töne der Spiele der 30. Olympischen Spiele inzwischen verklungen sind, so haben Kiesler und seine Mannschaft mit ihren Produkten dort Eindruck hinterlassen. Und zwar mit einem Schallsystem für ein Kino, das das japanische Fernsehen in London aufbaute. „Ende vergangenen Jahres haben wir ein Pflichtenheft der Japaner bekommen, in dem die Anforderungen für Lautsprecher für ein Drei-D-Kino mit Raumklang beschrieben waren“, berichtet Olaf August, der in Geithain die Betriebsorganisation leitet und für den Vertrieb zuständig ist. Innerhalb von vier Wochen musste ein Prototyp nach Tokio geliefert werden. Dann bestellten die Asiaten 100 Lautsprecher, die in eine Anlage mit 22 Tonkanälen verbaut wurden, die in Verbindung mit hoch auflösenden Bildern den Eindruck eines direkten Miterlebens von Sportereignissen vermittelten soll.

„Der Jugend Freude an Technik vermitteln“
Solche Herausforderungen halten Kiesler offenbar jung. Dennoch wird er den Betrieb irgendwann an Olaf August als Nachfolger abgeben. „Wenn Sie so etwas aufgebaut haben, wollen Sie es in gute Hände legen“, sagt er - und weiß in August einen, der die Arbeit verantwortungsvoll weiterführen wird. Sorgen bereitet es ihm allerdings, dass es schwieriger wird, geeigneten Ingenieurnachwuchs zu finden. „Den Kindern wird in der Schule keine Freude an der Technik vermittelt“, beklagt er. Zu DDR-Zeiten sei genau dies beispielsweise in Arbeitsgemeinschaften umgesetzt worden. „Ich habe als Schüler innerhalb eines Jahres ein Tonband selbst gebaut“, erinnert sich Kiesler. Bei ihm müssen Auszubildende zwar keine Tonbandgeräte bauen - dafür aber einen kompletten Lautsprecher.

  Quelle: dapd


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare