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HDB senkt Konjunktur-Prognose für 2022

30.05.2022

Außerdem geben zwei Umfragen Auskunft über die aktuelle Lage und das Image der Baubranche


Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und angesichts der hohen Unsicherheit über die weitere Entwicklung der geopolitischen Rahmenbedingungen korrigiert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zum „Tag der Bauindustrie“ (19. Mai 2022) die Konjunktur-Prognose für das laufende Jahr nach unten.


Die Branche erwartet für das laufende Jahr für die realen baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe eine Entwicklung zwischen Null und minus zwei Prozent (Prognose Ende 2021: +1,5 Prozent). Darin ist schon das – vor allem witterungsbedingte – hohe reale Umsatzplus von 9 Prozent im Januar und Februar „eingepreist“. Die Prognose steht zudem unter dem Vorbehalt, dass sich im weiteren Jahresverlauf keine weiteren Verschärfungen bei Energiepreisen und dem Bezug von Baumaterial ergeben. Sie ist von daher vor allem ein Abbild der aktuellen Situation.


Ukraine-Umfrage unter den HDB-Unternehmen


Der Hauptverband hat in den letzten Tagen seine dritte Umfrage unter seinen Mitgliedern erhoben. Sie sollte die aktuelle Lage in Anbetracht der durch den Ukraine-Krieg entstandenen Lieferprobleme und Preiserhöhungen darstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass neun von zehn Firmen direkte oder indirekte Auswirkungen des Krieges auf ihr Unternehmen beklagen. Die Probleme liegen hauptsächlich bei der mangelnden Verfügbarkeit beziehungsweise den starken Preissteigerungen bei diversen Baumaterialien sowie beim Bruch von Logistikketten. 80 Prozent der Unternehmen bezeichnen diese Probleme als stark beziehungsweise sehr stark. 74 Prozent der Firmen beklagen Verzögerungen bei laufenden Bauprojekten. 35 Prozent sind von Auftragskündigungen betroffen, nochmal 6 Prozent mehr als vor 4 Wochen, und 10 Prozent mehr als Anfang März. Mittlerweile 45 Prozent der Antwortenden gaben an, sich mit dem Auftraggeber auf eine Preisgleitung zu einigen (Vorumfrage: 33 Prozent).


Image-Umfrage in der Bauindustrie


Weil die Branche nach vorn kommen muss, brauche es einen dringenden Innovationsantrieb, so die Experten. Obwohl der Bau eine Schlüsselbranche für die großen gesellschaftlichen Themen im Land sei, würde er unter Fachkräftemangel leiden. Da sollte das Image nach außen deutlich verbessert werden. Was kann in diesem Bereich getan werden?


Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, hat der HDB eine Studie in Auftrag gegeben (Institut für Demoskopie Allensbach). Zu den wichtigsten Ergebnissen gehörten die folgeden. 64 Prozent der Befragten gaben an, dass die Bauwirtschaft für Deutschland besonders wichtig sei, 2015 haben dies 54 Prozent gesagt. 49 Prozent gaben an, dass sie der Meinung sind, die Bauwirtschaft hätte gute Zukunftsaussichten. 2015 gaben dies nur 26 Prozent an. 60 Prozent gaben an, dass die Bauwirtschaft auch in Zukunft sichere Arbeitsplätze bietet. 67 Prozent der Bürger halten die Bauwirtschaft für einen attraktiven Arbeitgeber, nur 14 Prozent als unattraktiv.


Hier ist die junge Generation aber skeptischer. 40 Prozent sind der Meinung, dass die Bauwirtschaft für junge Leute, die eine Lehre abgeschlossen haben, interessante und vielseitige berufliche Möglichkeiten bieten, 2007 gaben dies aber noch 56 Prozent an. Bei den unter 30-Jährigen geben dies 2022 nur 34 Prozent an. Nur 26 Prozent sind der Meinung, dass die Bauwirtschaft für junge Leute, die ein Studium abgeschlossen haben, interessante und vielseitige berufliche Möglichkeiten bieten (2007: 20 Prozent). Bei den unter 30-Jährigen geben dies nur 17 Prozent an.


Ein Kommentar von Peter Hübner


Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie erläutert: „Vor fünf Monaten ist der Bau noch mit einem historisch hohen Auftragsbestand in das neue Jahr gestartet. Mit dem Angriffskrieg Putins wurde er zu einem konjunkturellen Fragezeichen. Preissteigerungen und Baumateriallieferanten, die oftmals nur noch Tagespreise abgeben – davon sind über 80 Prozent unserer Mitglieder betroffen. Fakt ist: Wir haben ein Problem. Fehlendes Bitumen für den Straßenbau, fehlende Investitionen durch Preissteigerungen und in letzter Konsequenz eine Konjunktur im Minus, Sie können sicher sein: Das Problem der Bauindustrie betrifft uns alle.“


Hübner fährt fort: „Der Krieg legt die engen Lieferketten und Abhängigkeiten brutal und schonungslos offen. Wir müssen uns künftig Gedanken darüber machen, welche Rohstoffstrategie wir sowohl in Deutschland als auch in Europa verfolgen wollen. Wichtig ist, dass der Produktionsstandort Deutschland gesichert wird: durch attraktive Energiepreise, Transformationsinvestitionen auch am Bau oder der Vereinfachung des Abbaus von heimischen Rohstoffen. Zum Thema Rohstoffstrategie gehört auch das Thema Recycling. Bei ungefährlichen mineralischen Bauabfällen erreichen wir bereits eine Verwertungsquote von fast 90 Prozent. Wir müssen hier allerdings die Qualität des Recyclings noch erhöhen.“

  Quelle: www.bauindustrie.de


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