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Historische Kur-Architektur erstrahlt in neuem Glanz

25.09.2012

Schonende Reinigung der Zuganker im Trockeneisverfahren

Sie ist Zeuge des Aufstiegs der Stadt zur „Sommerhauptstadt Europas“ im 19. Jahrhundert und zählt zu den architektonischen Wahrzeichen des Kurortes: die Trinkhalle in Baden-Baden. Nach den Plänen von Heinrich Hübsch erbaut, präsentiert sie eine Material- und Farbvielfalt, deren denkmalschutzgerechte Aufbereitung und werterhaltende Instandsetzung einen besonders sensiblen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz erfordert. Im Rahmen der derzeit stattfindenden Restaurationsmaßnahmen werden unter anderem die Zuganker im Deckenbereich von Farbe und Rost befreit und anschließend mit einer passivierenden Rostschutzfarbe versehen. Das Besondere dabei: Die Reinigung der filigranen, gusseisernen Zuganker erfolgt im Trockeneisverfahren. Dabei wird die Gusshaut der Anker nicht angegriffen und eine ausreichende Haftungsgrundlage für neue Farbschichten erzeugt. Nach den Plänen von Heinrich Hübsch, einem Schüler Friedrich Weinbrenners, wurde in direkter Nachbarschaft zum Baden-Badener Kurhaus im 19. Jahrhundert die Trinkhalle erbaut. Hübsch setzt im Gegensatz zu seinem Lehrer Weinbrenner nicht auf klare Formen, gedeckte Farben oder Weiß als Nichtfarbe, sondern auf eine ausgeprägte Material- und Farbvielfalt. Mit Sandstein, Marmor, Backstein und Terrakotta entstand ein Prachtbau, in dem die damals sehr beliebten Trinkkuren angeboten wurden. Er besteht aus zwei Baukörpern: Zum einen die rund 90 m lange Wandelhalle und zum anderen der rückwärtig angeschlossenen Brunnenraum mit quadratischem Grundriss. Die nach Osten offene Halle im romanischen Stil wird von 15 korinthischen Säulen getragen und zeigt 14 Wandbilder von Jakob Götzenberger, die Szenen aus Mythen und Sagen der Region darstellen. Die Fassade wird von Pilastern akzentuiert, deren unterbrechender Charakter sich auch im Deckenbereich wiederfindet.

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Foto: Alfred Kärcher

Der flach ausgeprägte Segmentbogen in den Arkaden des vorderen Gebäudeteils setzt sich im Gewölbe des Baus fort. Zur statischen Tragfähigkeit kommen Zuganker aus Gussstahl zum Einsatz, die auch optisch ein verbindendes Element zwischen Arkade und Pilaster darstellen. Sie nehmen die Auflager-kräfte auf und tragen diese nach außen ab. Um dieses kulturelle Erbe zu bewahren und einen langfristigen Korrosionsschutz zu erzielen, führt die ARGE Restauratoren Thomas Wieck und Georg Schmid derzeit umfassende Restaurationsarbeiten der Raumoberflächen und der Zuganker durch. Neben der denkmalgerechten Aufbereitung der Terrakottaelemente und der Putzflächen wird auch die Architekturpolychromie erfasst und in ihren historischen Farbigkeiten wiederhergestellt. Aufgrund der Farbvielfalt der Flächen und der unterschiedlichen verwendeten Materialien stellt diese denkmalschutzgerechte Aufbereitung des Baus eine besonders anspruchsvolle Aufgabe an alle Projektbeteiligte dar. Obwohl vor Schlagregen geschützt hat der Zahn der Zeit auch an den gusseisernen Zugankern seine Spuren hinterlassen: Sie weisen Rost auf und sollen einen neuen Anstrich erhalten. Zuvor sollten aber die einzelnen, filigranen Elemente werterhaltend und oberflächenschonend gereinigt werden. Zum Entrosten und Entfernen der losen Farbschichten entschieden sich die ausführenden Restauratoren für das Trockeneisverfahren. Es greift die Gusshaut nicht an und ermöglicht zudem eine gründliche, zeitsparende und rückstandsfreie Behandlung filigraner Elemente und Formen.

  Quelle: www.kommunikation2b.e


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