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Hubarbeitsbühne vs. Seilklettertechnik

11.01.2019

Arbeitsverfahren in der Baumpflege:

Für die Baumpflege und Sicherung in der Baumkrone haben sich insbesondere zwei Arbeitsverfahren etabliert: Der Einsatz von Hubarbeitsbühnen und die Seilklettertechnik (SKT) gelten heute als Standardverfahren des Höhenzugangs. Beide Varianten weisen dabei ihre eigenen Eigenschaften und Vorzüge auf.

Der Arbeitsplatz Baum ist schwer zugänglich
Der Arbeitsplatz Baum ist aufgrund mehrerer Faktoren nur sehr schwer zugänglich: Baumpfleger müssen nicht nur die Höhe überwinden, es kommt auch auf die Stabilität des Baumes sowie seinen Standort an. Um diesen Arbeitsraum zu bezwingen, wurden für die professionelle Baumpflege unterschiedliche Arbeitsverfahren entwickelt. Die Regelverfahren in der Baumpflege werden im Folgenden mit ihren Vor- und Nachteilen gegenübergestellt.

Wann werden Hubarbeitsbühnen bei der Baumpflege eingesetzt?
Der Einsatz von Hubarbeitsbühnen markiert den Beginn der professionellen Baumpflege und war lange Zeit das einzige Standardverfahren für den Höhenzugang.Das klassische Einsatzgebiet von Hubarbeitsbühnen in der Baumpflege sind gut anfahrbare Standorte mit möglichst vielen zu bearbeitenden Bäumen. Diese Voraussetzungen sind idealerweise im kommunalen Straßenbaumbestand gegeben. Wichtig ist, dass die Zufahrt zum Baum soweit gegeben ist, dass die Reichweite der Hubarbeitsbühne ausreicht, um alle Bereiche der Baumkrone zu erreichen.

Welche Hebebühnen werden für die kommunale Baumpflege benötigt?
Für standardmäßige Baumpflegearbeiten im kommunalen Bereich ist eine Reichweite von etwa 21 bis 27 Metern ausreichend. Für größere (meist ältere) Bäume in Parkanlagen oder Wäldern gibt es Hubarbeitsbühnen mit einer Reichweite ab 35 bzw. 45 Metern.

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In Deutschland werden bevorzugt selbstfahrende Hebebühnen auf Lkw-Fahrgestellen eingesetzt. An schwer erreichbaren Standorten kommen auch kompakte Arbeitsbühnen auf Raupenfahrwerken infrage. Für die fachgerechte Baumpflege eher uninteressant sind dagegen Scherenarbeitsbühnen oder abstützungsfreie Selbstfahrer.

Qualifikation des Personals
Der Höhenzugang mittels Hebebühne ist an spezielle persönliche Voraussetzungen des bedienenden Personals gebunden. Der Baumpfleger muss in diesem Fall folgende Anforderungen erfüllen:
• Einschlägige zweistufige Ausbildung (AS Baum I und II) mit Erhalt einer Bedienererlaubnis

• Einweisung für das Bedienen der Arbeitsbühne auf Grundlage der BGG 966

• Nachweis über gesundheitliche Eignung für die Arbeit in der Höhe und für das Führen von Maschinen mittels einer arbeitsmedizinischen Untersuchung (AMU)

Erfüllt der Baumpfleger diese Anforderungen, wird er von seinem Arbeitgeber schriftlich zum Führen der Hubarbeitsbühne beauftragt, bevor er die Arbeit aufnimmt.

Hinweis: Die Baumpflege mittels Hebebühne muss immer in einem Team erfolgen. Es ist mindestens eine zweite Person am Boden erforderlich, die die Notsteuerung bedienen kann und vorab entsprechend geschult wurde.

Seilklettertechnik (SKT) als Baumpflegemaßnahme
Die Seilklettertechnik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Alternative zur Hubarbeitsbühne in der Baumpflege durchgesetzt. Bei diesem Arbeitsverfahren bewegt sich der Baumpfleger flexibel, aktiv und schnell in der dreidimensionalen Struktur einer Baumkrone, ohne einen anfahrbaren Standort zu benötigen. Sinnvollerweise wird die Seilklettertechnik dort eingesetzt, wo der Zugang zum Baum schwierig ist und die Arbeitsräume eingeschränkt sind. Dieses Arbeitsverfahren kommt bevorzugt infrage, wenn nur eine geringe Stückzahl an Bäumen gepflegt werden muss oder wenn der Einsatz anderer Verfahren mit einem unangemessen hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand verbunden ist.

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Kletterausrüstung des Baumpflegers
Für die Arbeit in der Baumkrone benötigt der Baumpfleger eine Spezialausrüstung sowie eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) gegen Absturz. Die Anforderungen an die PSA speziell für Baumarbeiten sind u. a. in der GBG 1.1 beschrieben. Alle sicherheitstechnischen und gesetzlichen Vorgaben zum Höhenzugang in der Baumpflege sind im Buch „Das 1x1 der Baumkontrolle“ enthalten.

Seilkletterer müssen regelmäßig zur Nachschulung
Analog zu den Baumpflegern, die eine Hubarbeitsbühne bedienen, müssen auch die Seilkletterer eine bestimmte Qualifikation mitbringen und folgende Anforderungen erfüllen:
• Zweistufige Ausbildung, in der die für diese spezielle Art des Höhenzugangs erforderliche Sachkunde (SKT A und B Kurs) vermittelt wird. Weil Baumpfleger mindestens 300 Kletterstunden absolvieren müssen, dauert diese Ausbildung etwa ein Jahr

• Regelmäßige Nachschulungen in Form von jährlichen Rettungsübungen und spätestens zweijährigen Auffrischung des Ersthelferscheins

• Nachweis der geistlichen und körperlichen Fitness mittels einer arbeitsmedizinischen Untersuchung (AMU) – vor Aufnahme der Tätigkeit und im regelmäßigen Turnus

Aufgrund der hohen Anforderungen an einen Seilkletterer wird die Auswahl des passenden Fachpersonals automatisch stark eingeschränkt.

Hinweis: Die Baumpflege mit Seilklettertechnik muss zwingend von mindestens zwei Mitarbeitern ausgeführt werden, die beide denselben Ausbildungsstand aufweisen. Nur so kann im Notfall eine Höhenrettung gelingen.

Weitere Arbeitsverfahren in der Baumpflege

Mobilkran
Für spezielle Arbeitsaufgaben in der Baumpflege (betrifft v. a. die Baumfällung) werden seit einigen Jahren selbstfahrende Autokräne, sog. Mobilkräne, eingesetzt. Ein Mobilkran dient z. B. als sicherer Ankerpunkt außerhalb der Baumstruktur für Seilkletterer oder wird anstelle einer Hubarbeitsbühne eingesetzt, wenn Standorte erreicht werden müssen, die außerhalb der Reichweite der Hebebühne liegen. Sowohl der Baumpfleger als auch der Kranführer müssen im Umgang mit Mobilkränen speziell geschult sein.

Fällkran
Ein Fällkran ist eine Art eines Mobilkrans und verfügt über einen speziell verstärkten Teleskoparm, an welchem direkt ein Schneid- und Haltekopf montiert sind. Aufgrund seiner kompakten Bauart hat der Fällkran nur eine geringe Reichweite und ist zudem auf seinen Aktionsradius von Fahrstraßen aus beschränkt.

Hubschrauber
Wenn Bäume aus schwierigen Standortverhältnissen geborgen werden müssen, kommen bei der Baumfällung Hubschrauber zum Einsatz. Dieses Arbeitsverfahren ist jedoch mit hohen Einsatzkosten und einem hohen organisatorischem Aufwand verbunden.

Sanierung der Baumwurzel
Neben Arbeiten im Kronenbereich von Bäumen, finden auch im Wurzelbereich der Bäume baumpflegerische Arbeiten statt. Ziel ist dabei die Pflege und Sanierung der Boden- und Standortbedingungen. In erster Linie gehören hierzu die Beratung zum pflegerischen Umgang und ökologische Baumbegleitungen zum Schutz des Baumes und Wurzelraums. So müssen etwa verdichtete Bäume aufgebrochen und stabilisiert werden. Wie das gemacht wird, ist im Buch „Das 1x1 der Baumkontrolle“ nachzulesen. (juse)

  Quelle: „Das 1x1 der Baumkontrolle“


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