zurück

Im Tempel der Freimaurer - Mysteriöse Symbole und alte Geschichten

28.06.2012

freimaurer-online.jpg

Foto: Philipp Guelland / dapd

Älteste deutsche Loge feiert 275-jähriges Bestehen

Von Markus Huth

Hamburg (dapd). Das Gebäude der Freimaurerloge "Absalom zu den drei Nesseln" schält sich langsam aus dem nassen Hamburger Schmuddelwetter. Altertümliche Rituale, mysteriöse Symbole und dunkle Geheimnisse - solche Erwartungen werden von dem schmucklosen 70er-Jahre-Bau am Gänsemarkt enttäuscht. "Die Nazis", erklärt ein Freimaurer vor der Tür, "haben das schöne historische Logengebäude komplett abgerissen: Auf der Suche nach Geheimnissen." Die Nationalsozialisten hätten die Freimaurer auch wegen ihrer Ideale Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität verfolgt.Die Hamburger Loge ist die älteste Deutschlands und feiert in diesem Jahr 275-jähriges Bestehen. Was es mit den drei Nesseln im Namen auf sich hat, wüssten selbst Freimaurer nicht so genau, sagt der ältere Herr im Anzug. "Vielleicht ein Wappen eines Gründers."Für die Eröffnung der Jubiläumsfeierlichkeiten ist der Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Rüdiger Templin, angereist. Ja, sagt der Freimaurer-Chef, er habe die Bücher von Dan Brown gelesen, auch "Das Verlorene Symbol", wo es um angebliche Geheimnisse der Bruderschaft geht. "Sehr spannend, aber vieles ist erfunden: Ein Schriftsteller muss eben seine Bücher verkaufen." Der Mediziner Templin will das Jubiläum vor allem dafür nutzen, die Öffentlichkeit besser über die Freimaurer zu informieren.

Tempelraum mit Sternenhimmel

Dazu wurden Journalisten und auch der frühere Bürgermeister Ole von Beust in die Logenräume geladen. Beust hatte noch im Amt vor über zwei Jahren die Schirmherrschaft über die Feierlichkeiten übernommen. Auch wenn er selbst kein Freimaurer sei, schätze er ihr soziales Engagement, sagt der Christdemokrat. Im Anzug unterscheidet er sich äußerlich kaum von ihnen. Heutige Freimaurer haben nur noch wenig mit Steinmetzen zu tun, aus denen die Bruderschaft einst hervorgegangen ist. Bernd-Dieter Hessling, in der Absalom-Loge amtierender Meister vom Stuhl, wie die Vorsitzenden genannt werden, ist beispielsweise Wirtschaftsprüfer. Entgegen dem Eindruck der tristen Fassade sind die Innenräume des Gebäudes prachtvoll geschmückt: Zwischen Halbsäulen zeigen Ölgemälde die alten Meister vom Stuhl. Über Holztüren hängen Tempelgiebel mit dem goldenen Symbol der Freimaurer: Winkelmaß und Zirkel - die Arbeitsmittel mittelalterlicher Steinmetze. Begleitet vom Klicken der Kameras stößt Beust als Geste der gesellschaftlichen Öffnung die Holztüren zum Tempelraum auf. Königsblau und mit Sternen ist die Decke des rechteckigen Raums bemalt. "So sah der Nachthimmel über Hamburg am Gründungsdatum 6. Dezember 1737 aus", erläutert Hessling. Am Ende des Tempelraums steht ein Zeremonienpult, geschmückt mit dem "allsehenden Auge". Großmeister Templin erläutert das Symbol im goldenen Dreieck und Strahlenkranz: "Es steht für den großen Baumeister aller Welten, in den jeder Freimaurer seine Religion hineininterpretieren kann." Denn sie stünden allen Glaubensrichtungen offen. Unter den derzeit 14.000 Freimaurern in Deutschland gebe es unter anderem Christen, Juden und Muslime. In den 40 Hamburger Logen seien 1.400 Mitglieder organisiert, davon etwa 100 Frauen. Weltweit gebe es vier Millionen Freimaurer.

Weltbruderkette am Marmorbrunnen

Den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten haben die Freimaurer für September vorgesehen. Vom 15. bis zum 30. September soll eine Ausstellung im Rathaus über ihre Geschichte und Symbole informieren. Schließlich ist für Samstag (29. September) ein Festritual in Hamburgs Wahrzeichen geplant, der evangelischen Hauptkirche St. Michaelis. Freimaurer-Delegationen aus 60 Ländern haben sich angekündigt. Eine derartige Zeremonie in einer christlichen Kirche? Die Protestanten akzeptierten die Vorstellung "von der Kirche als Bauwerk", in dem auch nicht-christliche Veranstaltungen stattfinden könnten, sagt ein Freimaurer. Außerdem seien unter den Architekten des "Michel" Freimaurer wie Ernst Georg Sonnin gewesen. Sogar ein Geschenk bringen sie mit: Ein marmorner Brunnen für den Eingangsbereich der Kirche. Das Geschenk an die Kirche kommt dann doch nicht ohne Freimaurer-Symbolik aus: Der Fuß des Brunnens wird von einer Kette umschlossen. "Eine endlose Kette, die Weltbruderkette", sagt Großmeister Templin.

  Quelle: dapd


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare