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Insekten beleben Moore

06.10.2020

Neues Renaturierungsprojekt in Niedersachsen fördert biologische Vielfalt in abgetorften Mooren

Hochmoore sind nicht nur für den Klimaschutz und den Wasserhaushalt von Landschaften von Bedeutung. Sie bieten auch Lebensraum für an die Umgebung angepasste und deshalb seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Werden diese Flächen entwässert und abgebaut, bleiben homogene und weitgehend vegetationsfreie Flächen zurück.

Im Projekt „Insekten beleben Moore“ sollen deshalb im Naturschutzgebiet „Totes Moor“ in der Region Hannover abgetorfte Flächen nicht nur wiedervernässt, sondern auch mit hochmoortypischen Pflanzen wiederbesiedelt werden. So können die Insekten der Hochmoore zurückkehren. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit fördert das Projekt, das inhaltlich vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet wird, mit rund 1,8 Millionen Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „In Deutschland gelten mehr als 90 Prozent der Moorflächen als entwässert – sie wurden für den Torfabbau trockengelegt. Ihre natürlichen Funktionen können sie dadurch nicht mehr entfalten. Nasse Moore dienen als Wasserspeicher und als Lebensraum selten gewordener Arten, außerdem speichern sie CO2 und spielen damit nicht nur für den Natur- sondern auch für den Klimaschutz eine wichtige Rolle. Deshalb wollen wir den Schutz der Moore mit neuen Renaturierungsmethoden fördern, damit die Artenvielfalt wiederhergestellt und gewahrt werden kann.“

BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Im Projekt "Insekten beleben Moore" werden die entwässerten, abgetorften Flächen wiedervernässt und mit Moorpflanzen aus der direkten Umgebung ‚geimpft‘. Dadurch schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass sich das typische Moor wieder flächendeckend ausbreiten kann und wertvoller Lebensraum für die speziell an Hochmoore angepassten Insekten und andere moortypische Arten zurückgewonnen wird.“

Im Projektgebiet im Naturschutzgebiet „Totes Moor“ bei Neustadt am Rübenberge wird aktuell noch Torf abgebaut. Dem Torfabbau folgt zwar die vorgeschriebene Wiedervernässung; anschließend entwickeln sich auf den Flächen ohne weitere Renaturierungsmaßnahmen jedoch bislang meist nur artenarme, nahezu blüten- und insektenfreie Lebensräume, die viele Jahrzehnte stabil bleiben.

Durch neue Renaturierungsmethoden möchte die Region Hannover gemeinsam mit dem Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover jetzt ein struktur- und insektenreiches Hochmoor schaffen. Dazu wird der Boden reliefartig gestaltet und mit Pflanzgut von nie abgetorften sogenannten „Heile Haut“-Flächen „geimpft“. So kann sich ein Moor mit den für Insekten notwendigen Mikrohabitaten wie Blüten, Larvenfutterpflanzen, Eiablage- und Überwinterungshabitaten entwickeln. Die Maßnahmen zielen auf die gesamte Lebensgemeinschaft des vielfältigen Hochmoorkomplexes ab: Feuchtheiden und Übergangsmoore sowie das Nebeneinander trockener Bulte und nasser Schlenken bieten vielen hochspezialisierten und oft seltenen Arten Lebensraum. Die Region Hannover erprobt die vorgesehenen Maßnahmen zunächst auf sieben Flächen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien nach dem Torfabbau und mit unterschiedlichen Standortbedingungen. Es handelt sich bei diesen Flächen nicht nur um kürzlich abgetorfte, vegetationsfreie Bereiche sondern auch um Flächen, die vor bis zu 30 Jahren wiedervernässt wurden und auf denen sich bislang keine typischen und für Insekten wichtigen Pflanzenarten und Strukturen entwickelt haben. Die Leibniz Universität Hannover untersucht die Wirkung der „Impfungen“ und entwickelt Empfehlungen für größere Flächen. Die erfolgreichsten Renaturierungsmaßnahmen werden anschließend auf bis zu 50 Hektar umgesetzt.

Die Ergebnisse des Projektes sollen vor allem mit Experten der Hochmoor-Renaturierung diskutiert werden. Für die breite Öffentlichkeit bietet der Naturpark Steinhuder Meer Exkursionen und Veranstaltungen an.

  Quelle: www.bmu.de


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