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JadeWeserPort trotz Streitereien und Baumängeln auf der Zielgeraden

07.05.2012

Betreiber Eurogate startet Probebetrieb - Parallel beginnen Sanierungsarbeiten an maroder Spundwand
Von Normann Berg

Wilhelmshaven (dapd-nrd). Bis hierher und nicht weiter: Ein unscheinbarer gelber Container auf der Kaimauer des neuen Tiefwasserhafens JadeWeserPort in Wilhelmshaven markiert eine Grenze. Auf 400 Metern vor dem Container darf Hafenbetreiber Eurogate am Samstag (5. Mai) den Probebetrieb starten. Auf den dahinter liegenden 600 Metern beginnen in den nächsten Tagen Sanierungsarbeiten an der maroden Spundwand. Trotz der Baumängel soll der eine Milliarde Euro teure JadeWeserPort im August seinen Betrieb aufnehmen.

Der Bau des ersten deutschen Tiefwasserhafens wird seit den Anfängen vor elf Jahren von Pannen, Terminverschiebungen, politischen Streitereien und juristischen Auseinandersetzungen begleitet. Ursprünglich wollte neben den Ländern Niedersachsen und Bremen auch Hamburg an dem Projekt mitwirken, der Essener Baukonzern Hochtief sollte den Hafen bauen und der Betrieb Ende 2010 aufgenommen werden. Nichts davon ist eingetreten.

Hamburg stieg aus, Hochtief verlor den Zuschlag vor Gericht, und fertig ist der 360 Hektar große JadeWeserPort immer noch nicht. Auch mit dem endgültigen Zuschlag für das Bauunternehmen Bunte aus dem emsländischen Papenburg änderte sich die Szenerie nicht.

Weder Eurogate noch die Bremer Hafenwirtschaft und Bunte sind sich grün mit der von Bremen und Niedersachsen geführten JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft. Ein ehemaliger, vom Land Bremen entsandter Geschäftsführer der Realisierungsgesellschaft bezeichnete Bunte einst als "Torfstecher".

Nach mehreren Verzögerungen einigten sich Realisierungsgesellschaft und Eurogate vor zwei Jahren auf August 2012 als Starttermin. Danach wurde mehr gebaut als geredet, ehe die Feindseligkeiten zum Jahreswechsel wieder hochkochten, nachdem Risse an der stählernen Spundwand des Hafens auftauchten.

Über Tests mit Containerbrücken noch nicht entschieden

175 sogenannte Schlosssprengungen sind mittlerweile dokumentiert. Der Probebetrieb kann deswegen nur eingeschränkt beginnen. Eurogate sah daraufhin den Start im August in Gefahr und bezweifelte das Sanierungskonzept von Bunte mit einer zusätzlichen Betonwand vor der Kaje. Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) giftete zurück. Die Stabilität sei nicht beeinträchtigt, und Eurogate müsse laut Betreibervertrag einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zahlen, wenn nicht pünktlich gestartet werde, sagte er.

Der vorläufige Schlusspunkt des Zwists wurde Ende April auf einer Aufsichtsratssitzung der Realisierungsgesellschaft gezogen. Bode und Bremens Staatsrat Heiner Heseler (SPD) verkündeten dort, dass das Bunte-Konzept bis 30. Juni umgesetzt und am Starttermin nicht gerüttelt werde. Eurogate äußert sich nicht dazu.

Südlich des gelben Containers will der Hafenbetreiber am Samstag mit dem Probebetrieb beginnen. Geplant sind nach Unternehmensangaben Tests der Bahn- und Lkw-Abfertigung sowie der IT-Anlage. Auch die 36 Container-Transporter (Van Carrier) sollen erstmals ihre Runden drehen. Über Tests mit vier Anfang März aus China angekommenen Containerbrücken wurde wegen der möglichen Instabilität der Spundwand noch nicht entschieden. Dabei drängt die Zeit: Mitte Mai werden vier weitere dieser weltweit größten Verladekräne in Wilhelmshaven erwartet.

Nördlich des gelben Containers bereitet Bunte die Sanierung der beschädigten Spundwand vor. Die Baustelle werde eingerichtet, die Geräte würden geordert und die Betonplatten gegossen, sagte ein Unternehmenssprecher in Papenburg auf dapd-Anfrage. In der kommenden Woche soll demnach der Einbau der Betonwand starten. Unklar bleiben die Ursache der Schlosssprengungen und die Übernahme der Sanierungskosten in Höhe von 30 Millionen Euro. Eine Fortsetzung der Streitereien scheint vorprogrammiert.

 

  Quelle: dapd


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