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Kaltrecycling-Projekt im Landkreis Böblingen

23.07.2014

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Die K 1058 wies vor dem Kaltrecycling: Risse, Spurrinnen und Aufbruchschäden auf. Außerdem war die Deckschicht im Randbereich in weiten Bereichen zusammengebrochen.

Wie saniert man eine teerhaltige Landstraße nachhaltig, kostengünstig und bürgerfreundlich? Im Landkreis Böblingen fanden die Fachleute eine klare Antwort: mit Kaltrecycling in situ. Ein entsprechendes Projekt wurde im Sommer 2013 ausgeschrieben und im Herbst von der Schnorpfeil Bau GmbH realisiert. Dank gründlicher Vorbereitung und fachkundiger Ausführung ein voller Erfolg für Baufachleute, Kämmerer und Verkehrsteilnehmer.

Die Kreisstraße K 1058 im Landkreis Böblingen, gelegen zwischen der Ortschaft Weil im Schönbuch und der B 464, war stark sanierungsbedürftig. Die 1,8 km lange Straße wies Spurrinnen, Risse und Aufbruchschäden auf, und an den Rändern war die Deckschicht in weiten Bereichen zusammengebrochen. Eine Sanierung war unausweichlich. Die herkömmliche Herangehensweise mit Abfräsen und Neueinbau wäre aufwendig und teuer geworden, zumal im unteren Bereich der Fahrbahndecke in den 1960-er Jahren teerhaltiges Material verbaut wurde.

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Das Vorfräsen der Fahrbahn ist der erste Schritt beim Kaltrecycling. Danach wird das Fräsgut mit einem Grader nivelliert.

Auf der Suche nach einer nachhaltigen, praktikablen und möglichst kostengünstigen Alternative zum Ausbau wurden der Leiter des Straßenbauamts Andreas Klein und Projektingenieur Wolfgang Behrens bei einer Fachtagung auf das Kaltrecycling in situ aufmerksam. „Nachdem wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben, waren wir sicher: Diese Bauweise löst unser Problem, denn wir immobilisieren die teerhaltigen Bestandteile. Gleichzeitig ist diese Form der Sanierung schnell, umweltfreundlich und schont die Kassen“, so die erfahrenen Bauingenieure. Hilfreich bei der Entscheidungsfindung war auch das Merkblatt M-KRC, herausgegeben von der FGSV. Dort ist das Verfahren gut beschrieben.

Doch was genau bedeutet Kaltrecycling in situ? „In situ“ heißt „vor Ort“, denn diese Bauweise recycelt die alte Fahrbahn an Ort und Stelle. Statt den vorhandenen Asphalt abzutransportieren und eine Fahrbahn aus neuem Mischgut aufzubauen, wird das Material vor Ort aufgefräst, mit Zusatzkörnung und Bindemitteln ergänzt, neu gemischt und wieder eingebaut.

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Entscheidender Schritt der Bauweise ist die Überfahrt mit dem Schnorpfeil-Mixpaver WR 4200. Er schiebt den Bitumentanker vor sich her und mischt die vorgestreuten Zuschlagstoffe (Zement, Zusatzkörnung) sowie Wasser und Bitumenemulsion in die granulierte Fahrbahn ein.

Konkret bedeutete das auf der K 1058 zunächst das Vorfräsen der sanierungsbedürftigen Fahrbahndecke. Das erledigte der Auftragnehmer, die Schnorpfeil Bau GmbH, in zwei Schritten: zuerst mit einer Kaltfräse, danach granulierte ein Traktor mit Anbaufräse den Belag, auf den dann Zement und Zusatzkörnung verteilt wurde. Wie viele und welche Mineralstoffe, Bindemittel und Wasser im Verlauf des Prozesses zugegeben werden, hängt immer von der Eignungsprüfung ab, die im Vorfeld für jedes Projekt unter Berücksichtigung der angestrebten Belastungsklasse erstellt wird.

Direkt im Anschluss folgte der eigentliche Recyclingprozess, den das Team von Schnorpfeil mit einem Kaltrecycler vom Typ WR 4200, auch Mixpaver genannt, ausführte. Dabei fährt der Recycler über den vorgefrästen und mit Zugabestoffen bestreuten Belag. Fräswalzen im vorderen Bereich der Maschine nehmen die Baustoffe auf, granulieren den Asphalt noch einmal und übergeben ihn an den integrierten Zweiwellen-Zwangsmischer. Dort werden Bitumenemulsion und Wasser exakt dosiert zugegeben und es entsteht ein neuer, homogener Recycling-Baustoff. Er weist durch die Zusatzkörnung die gewünschte Sieblinie auf, bekommt durch das hydraulische Bindemittel Zement die nötige Festigkeit und verfügt durch die Bitumenemulsion über ausreichend Dehnfähigkeit, Risssicherheit und Flexibilität.

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Immens wichtig: die Endverdichtung durch Walzen. Damit versiegelt man den frisch recycelten Fahrbahnbelag.

Aus dem Zwangsmischer fördert der Mixpaver das neue Baustoffgemisch zum Einbaumodul (Verteilerschnecke und Einbaubohle) im hinteren Teil der Maschine. So wird das Material unmittelbar nach dem Mischen in der gewünschten Breite eingebaut. Im Anschluss erfolgt die Verdichtung mit Walzen und die Versiegelung zum Schutz der Schicht vor Wasserverlust. Durch diese Aufbereitung der alten Fahrbahn entstand in nur einem Arbeitsschritt eine 20 cm dicke KRC-Schicht mit definierten Eigenschaften. Sie wurde im Anschluss von Schnorpfeil mit einer 8 cm dicken Asphalt-Tragschicht (AC 32 TN) überbaut und so zunächst für den Verkehr freigegeben. Im Frühjahr erfolgte dann der Abschluss in Form einer 4 cm dicken Asphaltdeckschicht (AC 11 DN).

Bei der Aufbereitung der Fahrbahn mit Kaltrecycling in situ konnte eine erhebliche Energieeinsparung realisiert werden. Ein Grund dafür: Der gesamte Prozess kommt ohne Erwärmung der Baustoffe aus. Eine weitere Ursache ist die niedrige Zahl an Transporten, denn es wird nur ein geringer Anteil an neuen Baustoffen zur Baustelle gebracht – fast alles passiert eben vor Ort bzw. in situ.

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Im hinteren Teil des Schnorpfeil-Mixpavers wird der recycelte Baustoff aus dem Zwangsmischer an die integrierte Einbaubohle übergeben. Sie baut das neue Gemisch an Ort und Stelle ein und sorgt für eine Vorverdichtung.

Fotos: Heinz Schnorpfeil Bau GmbH

Die Verantwortlichen im Landkreis Böblingen sind mit dem Ergebnis hoch zufrieden. Das Team von Schnorpfeil habe zusammen mit den Fachleuten des Landkreises in kürzester Zeit die Straße saniert – und zwar umweltfreundlich und kostengünstig. Die Kreisverwaltung ist überzeugt davon, dass das Kaltrecycling bei der Umsetzung des Sonderprogramms zum Erhalt der Kreisstraßen im Landkreis Böblingen eine gewichtige Rolle spielen kann. Der Amtsleiter des Straßenbauamts, Andreas Klein, denkt daher bereits an das nächste Projekt: „Wir sind guter Dinge, dass sich das Verfahren langfristig bewähren wird und bereiten bereits die nächste Sanierung einer Kreisstraße mit Kaltrecycling vor.“

  Quelle: www.schnorpfeil.com


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