zurück

Konjunkturbericht des deutschen Dachdeckerhandwerks

16.04.2021

Trotz Corona erwirtschaften Dachdeckerbetriebe ein Umsatzplus von 7 Prozent / Positive Geschäftsaussichten für privaten Bausektor / Personalengpässe bremsen Wachstum

Trotz der eingetrübten Wirtschaftslage präsentiert sich das Dachdeckerhandwerk in einer robusten Verfassung: Mit einem Jahresumsatz von 11,4 Milliarden Euro konnten die Dachdeckerbetriebe 2020 ein Umsatzplus von 7 Prozent erreichen, das sind 746 Millionen Euro mehr als 2019. Auch 2021 wird mit einer zumindest zufriedenstellenden Ertragslage im Dachdeckerhandwerk gerechnet. Der private Wohnungsbau und in Teilen auch der Wirtschaftsbau (Lagergebäude) werden sich weiter positiv entwickeln. Ob sich die überraschend positive Entwicklung bei Bauvorhaben der Öffentlichen Hand (+ 8 Prozent) fortsetzen wird, ist abzuwarten.

Wahrscheinlicher ist ein Rückgang der Bauinvestitionen in diesem Bereich. Gründe dafür sind rückläufige Einnahmen bei der Gewerbe- und Körperschaftsteuer sowie steigende Sozialausgaben, aber auch Personal-Engpässe.

Gründe für das Umsatzplus 2020 – aufgeteilt nach Bausektoren
Haupttreiber der positiven Entwicklung ist der private Wohnungsbau. Die Fertigstellung der klassischen Ein-und Zweifamilienhäuser zog 2020 kräftig an. Die Gründe hierfür sind gestiegene Sparquoten während der Corona-Pandemie, niedrige Bauzinsen, stabile Einkommen sowie das Baukindergeld. Bei den Bestandsmaßnahmen im Wohnungsbau wirken sich bereits staatliche Fördermaßnahmen sowie verbesserte KfW-Mittel aus und sorgen für eine rege Bautätigkeit im Bestand; hier vor allem in den Bereichen Dämmung, Sanierung und Reparatur. Eine aktuelle ZVDH-Umfrage bestätigt diesen Trend: Rund 65 Prozent der Betriebe spüren eine verstärkte Nachfrage bei Maßnahmen zur energetischen Sanierung. Ganz oben auf der Wunschliste stehen dabei komplette Dachsanierungen, gefolgt von Dachdämmung, Austausch von Fenstern und Installation von Photovoltaik-Anlagen. Zunehmend wird auch die Beratung zu Fördermöglichkeiten für Sanierungsmaßnahmen nachgefragt.

05-21-PM_Umsatz-Dachdecker-2010_2020-ZVDH.png

Eher zurückhaltend war die Investitionsbereitschaft beim Wirtschaftsbau. Allerdings entfallen hierauf nur circa 30 Prozent der Erlöse der Dachdecker-Betriebe. Die Nachfrage nach Flachdachbauten ließ merklich nach und lag unterhalb des Vorjahresniveaus. Besonders betroffen waren die Fabrik-und Werkstattgebäude sowie Büro- und Verwaltungsgebäude. Bei den Handelsgebäuden lag einzig die Kategorie Lagergebäude durchgehend im Plus. Beim Öffentlichen Bau, mit etwa 13 Prozent die Sparte mit dem niedrigsten Umsatzanteil, verlief die Umsatzentwicklung im Jahr 2020 wie erwartet dynamisch: Nach einem Umsatzplus von 11 Prozent im Jahr 2019 dürfte die Sparte weitere 8 Prozent zugelegt haben.

In die Zukunft geschaut
Der Geschäftsausblick für Dachdecker-Betriebe ist stark abhängig von ihrem Tätigkeitsfeld, also ob der Schwerpunkt eher im Wohnungsneubau und dem Sanierungssektor liegt oder ob die Leistungen vorwiegend im Wirtschaftsbau und für die Öffentliche Hand erbracht werden. Der Wohnungsbau zeigt weiterhin eine von der Pandemie nahezu unbeeindruckte Entwicklung. Die Kapazitätsauslastung der Betriebe ist aufgrund vorhandener Auftragsbestände hoch, wie der moderate Rückgang des Baupreiswachstums im Neubau sowie die hohen Preissteigerungsraten im Bereich Sanierung signalisieren. Fast 50 Prozent der Betriebe melden aktuell Vorläufe von über vier Monaten.

Per November 2020 sind für mehr als 333.000 Wohneinheiten (WE) Baugenehmigungen erteilt worden, und damit für gut 14.000 WE mehr als im Vorjahr (+ 4 Prozent). Dazu beigetragen haben die Maßnahmen zu Sonderabschreibungen im Mietwohnungsbau, das Baukindergeld sowie günstige Finanzierungsbedingungen. Die Perspektive für das Jahr 2021 bleibt somit beim privaten Wohnungsbau positiv. Erwartet werden auch in diesem Jahr 300.000 neue Wohneinheiten. Die Umsätze werden sich im Maß der Preisentwicklung für Wohnbauarbeiten von ca. + 3 Prozent entwickeln.

Der Wirtschaftsbau muss mit einer Markteintrübung rechnen. Hier haben sich aktuelle Lage und Aussichten aufgrund der Corona-Pandemie teilweise deutlich verschlechtert. Die Investitionsneigung fällt allerdings bei den einzelnen Gebäudetypen sehr unterschiedlich aus. Während die Baugenehmigungen für Handelsgebäude deutlich nachgaben, haben sich jene für Lagergebäude positiv entwickelt – der verstärkte Online-Handel benötigt zusätzliche Flächen. Bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden kam es zu verzögerten Effekten. Die stärksten Rückgänge gab es bei den Fabrik- und Werkstattgebäuden. Die gebremste Entwicklung wird voraussichtlich auch in diesem Jahr andauern. Die Konjunkturexperten der großen Bauverbände rechnen beim Wirtschaftshochbau 2021 mit einem Umsatzrückgang von 4 Prozent. Sobald die Krise überwunden ist und die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, ist mit einer Fortsetzung der bis Anfang 2020 positiven Entwicklung zu rechnen, die jedoch zunächst weniger dynamisch verlaufen wird.

Im Sektor Öffentlicher Bau (ohne Tiefbau) werden sich rückläufige Einnahmen bei der Gewerbe- und Körperschaftsteuer sowie steigende Sozialausgaben 2021 negativ auf die Orderbereitschaft der öffentlichen Hand auswirken. Die Kompensation von pandemiebedingten Gewerbesteuerausfällen durch Bund und Länder in Höhe von ca. 12 Milliarden Euro im Jahr 2020 wird das Schrumpfen sicherlich abfedern. Allerdings lehnt die Bundesregierung einen erneuten Ausgleich der Gewerbesteuermindereinnahmen für 2021 und 2022 ab, sodass sich die Lücken in den kommunalen Kassen massiv vergrößern werden. Zudem fehlen Personalkapazitäten bei der Bauplanung, den Genehmigungen und der Bauabnahme in den Behörden. Daher wird erwartet, dass im Öffentlichen Hochbau das Umsatzwachstum 2021 auf +1,0 Prozent sinkt.

Umsatz und Ertrag im Dachdeckerhandwerk
Vor diesem Hintergrund ist es ein Erfolg, wenn das deutsche Dachdeckerhandwerk 2021 den Umsatz des Vorjahres halten oder leicht steigern kann. Die Ertragslage dürfte sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, in welchem Sektor das Unternehmen sein Tätigkeitsfeld hat. Für Betriebe mit Schwerpunkt Wirtschaftsbau und Öffentlichen Bau könnte die Ertragssituation im Laufe des Jahres zunehmend unter Druck geraten. Preissteigerungen bei wichtigen Baumaterialien – Lattholz und EPS-Dämmstoffen – kommen erschwerend dazu. Dachdeckerbetriebe, die auf Wohngebäudesanierung spezialisiert sind, werden sich über volle Auftragsbücher freuen können. Insgesamt sollte die Ertragslage im Dachdeckerhandwerk 2021 zufriedenstellend ausfallen.

Ausblick über 2021 hinaus
Der Bau- und Gebäudesektor hat viel Potenzial, um zur Erreichung der Klimaschutzziele beizutragen. Das Dachdeckerhandwerk wird weiterhin die positiven Effekte der steuerlichen Förderung für energetische Maßnahmen zur Gebäudesanierung spüren. Hinzu kommen sozialer Wohnungsbau, Sonderabschreibungen beim Bau von Mietwohnungen sowie die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Auch davon werden Dachdeckerbetriebe indirekt profitieren.

Hinweis: Ein ausführlicher Konjunkturbericht steht als PDF hier als Download zur Verfügung. Bei Verwendung der Texte bitte als Quelle „ZVDH-Konjunkturbericht 2020“ angeben. Autor ist Felix Fink, Bereichsleiter Wirtschaft und Unternehmensführung beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). 

  Quelle: www.dachdecker.de


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare