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Kurzurlaub in der Kanalisation

13.07.2012

In Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche kuriose Übernachtungsmöglichkeiten

Von Tonia Haag


Hinter der hellen Tür sieht es spartanisch aus: Ein Lattenrost mit Matratze, ein Brett, das als Nachtisch dient, eine Lampe und Steckdosen - mehr hat das Bottroper Parkhotel nicht zu bieten. Und doch ist es unter Abenteuerlustigen äußerst beliebt. Denn wer im Parkhotel übernachtet, der kann auf jeden Fall eines von sich behaupten: Dass er schon einmal in einem Abwasserrohr geschlafen hat. „Es ist komplett verrückt“, sagt Gregor Evers, der für das seltsam anmutende Hotel der Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög zuständig ist. Bereits im vergangenen Jahr, dem Eröffnungsjahr, habe es unglaublich viele Buchungen für die fünf Rohre gegeben, die auf dem Gelände einer früheren Kläranlage aufgestellt sind. Und als nach dem Winter die Buchungssaison für dieses Jahr eröffnet wurde, kamen gleich am ersten Tag mehr als 200 Anfragen rein. „Anfänglich hatten wir gedacht, dass vor allem Radfahrer kommen würden, die eine günstige Übernachtungsmöglichkeit suchen“, sagt Evers. Doch es habe sich herausgestellt, dass der Kreis der Interessenten viel größer sei. Sogar Rentner hätten schon in den Rohren genächtigt. „Sie haben sich Klappstühle mitgebracht, sich abends vor ihre Röhre gesetzt und einen Wein getrunken“, berichtet Evers. Wie teuer die Übernachtung in einer der Röhren ist, lässt sich so leicht nicht sagen. „So viel, wie es einem wert ist“, sagt Evers. Neben dem Bett liegt in jeder Röhre ein Umschlag, in den die Gäste so viel Geld hineinstecken, wie sie es für angemessen halten. „Ab 20 Euro ist es eine faire Angelegenheit“, findet der Betreiber. Einige legten jedoch gar nichts oder nur ein, zwei Euro in den Umschlag, andere wiederum deutlich über 20 Euro. Wer selbst einmal eine Nacht in der Röhre verbringen will, der muss wohl bis nächstes Jahr warten. „Wir sind eigentlich ausgebucht. Nur am 30. September, der letzten Nacht für dieses Jahr, könnte man noch Glück haben“, sagt Evers.

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Foto: Patrick Sinkel / dapd

Ehemaliges Amtsgericht lockt mit Gefängnischarme
Doch das Parkhotel ist nicht die einzige ungewöhnliche Unterkunft in NRW. Wer nicht bis nächstes Jahr auf eine unvergessliche Nacht warten will, kann beispielsweise im Gefängnis im alten Amtsgericht in Petershagen übernachten. Dort seien auch in den Sommerferien noch genug Termine frei, sagt Pächter Martin Humcke. Stilecht wird dort in metallenen Doppelstockbetten geschlafen und wer will, kann sich sogar einen gestreiften Sträflingsanzug leihen. „Manche nehmen ihn als Schlafanzuge, andere laufen den ganzen Tag darin herum“, berichtet Humcke. 500 bis 700 Gäste aller Altersstufen zählt er im Jahr. 25 Euro kostet die Übernachtung für einen Erwachsenen.

  Quelle: dapd


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