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Längsentwässerung im Tunnel Hirschhagen

23.02.2018

Finger Beton liefert monolithische Schächte und Stahlbetonrohre in FBS-Qualität für zweitlängsten Tunnel Deutschlands

Eines der größten Tunnelbauprojekte Deutschlands läuft derzeit zwischen der Gemeinde Helsa im Landkreis Kassel und der Stadt Hessisch Lichtenau im Werra-Meißner-Kreis. Seit Mitte 2013 baut hier das Land Hessen den Tunnel Hirschhagen, der Teil der künftigen Verlängerung der A 44 von Kassel (geplantes Lossetaldreieck) an der A 7 nach Herleshausen (geplantes Wommener Dreieck) an der A 4 ist. Nach seiner Fertigstellung wird der Tunnel mit einer Länge von 4.204 Metern (Südweströhre) nach dem thüringischen Rennsteigtunnel der zweitlängste Autobahntunnel Deutschlands sein. Bei der Längsentwässerung beider Röhren kommen monolithische Stahlbetonschächte in FBS-Qualität zum Einsatz, die einige besondere Vorteile bieten.

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Die beiden Röhren am Ostportal des Tunnels Hirschhagen an der A44 bei Hessisch-Lichtenau.

Foto: Hessen Mobil

Neuesten Sicherheitsstandards entsprechend erhält der Tunnel zwei Röhren, die durch 7 befahrbare und 8 begehbare Querstollen miteinander verbunden sind. Sie dienen bei Gefahrsituationen als Fluchtwege in die jeweils andere Röhre und Rettungskräften als Zuwege. Die Tunnelröhren haben zwei Stahlbetonschalen: Ihre Außenschalen sind 40 cm dick, die Innenschalen bis 80 cm; zwischen beiden Schalen befindet sich eine wasserdichte Folie. Die Röhren sind jeweils insgesamt 11 m hoch und 12 m breit. Im Inneren sind sie 6,5 m hoch, und die zweispurigen Richtungsfahrbahnen sind je Röhre 7,5 m breit.

Tunnellängsentwässerung über Stahlbetonrohre DN 300
Ein wichtiger Aspekt nach Fertigstellung der Tunnelröhren und vor Ausbau der Fahrbahnen war die Tunnellängsentwässerung. Bauleiter Robert Greßler von der Bauer Bauunternehmung GmbH aus Walschleben schildert die Situation: „Aufgrund der Wannenlage des Tunnels, wurde dieser auf seiner gesamten Länge druckwasserdicht ausgebildet. Das Entwässerungssystem sieht daher lediglich die Ableitung des Schleppwassers von Fahrbahnen und Gehwegen sowie von Löschwasser im Havariefall vor. Die anfallenden Flüssigkeiten werden dabei zunächst in den seitlich verlaufenden Schlitzrinnen gefasst und von dort über Tauchwandschächte in Stahlbetonrohre DN 300, die unterhalb der Fahrbahn verlaufen, geleitet. Über diese werden sie dem Tiefpunkt zugeführt und von hier mittels einer Hebeanlage über Druckleitungen in ein Schadstoffbecken am Westportal des Tunnels gepumpt.“

Finger-Beton Fertigteilschacht für Längsentwässerung und Sickerleitung
Unmittelbar neben den Stahlbetonrohren verläuft eine Kunststoff-Drainageleitung DN 150. Ursprünglich sah die ausgeschriebene Bauweise T-WAS 2 hier vor, einen Schacht für die Längsentwässerung und für die Sickerleitung vor Ort zu bauen. Robert Greßler erklärt, warum sich die Planer für eine Fertigteil-Schachtlösung entschieden haben: „In jeder der beiden Tunnelröhren muss für Kontroll- und Reinigungszwecke der Längsentwässerung alle 50 Meter ein Schacht eingebaut werden. Das heißt, wir sprechen hier von insgesamt 174 Schächten für beide Röhren.

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Längsentwässerung im Tunnel Hirschhagen an der A44 bei Hessisch-Lichtenau.

Wenn wir uns an die Ausschreibung gehalten hätten, dann hätten wir nach herkömmlicher Bauweise zunächst die Stahlbetonrohre DN 300 für die Längsentwässerung verlegen müssen, dann die Rohrleitungen auftrennen, den Stülpschachtring aufsetzen, den Gerinnebeton einbringen, dann das Gerinne dreimal mit einem Epoxidharzanstrich versiegeln und zuletzt die Außenflächen mit Bitumen abdichten müssen. Hätten wir diese Arbeitsschritte für die große Anzahl an Schächten ausführen müssen, wäre ein wirtschaftlicher und schneller Bauablauf nicht möglich gewesen. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, statt der vor Ort hergestellten Schächte für Längsentwässerung und Sickerleitung Schächte in Fertigteilbauweise einzusetzen. Diese Schächte wurden im Vorfeld im Beisein von Auftraggeber, Planungsbüro und Bauunternehmer im eingebauten Zustand auf Dichtheit mit Wasser geprüft und konnten daher für den gesamten Tunnel zum Einsatz kommen“, so Greßler.

Monolithisches Schachtsystem ermöglicht wirtschaftliche Bauweise
Geliefert wurden sowohl die Stahlbetonrohre als auch die Schächte von der Finger Beton GmbH & Co. KG aus dem Thüringischen Werk in Sonneborn. Verkaufsberater Marcel Hellmund schildert die Vorteile des Schachtsystems: „Die hier eingesetzten Schächte für die Längsentwässerung wurden in monolithischer Bauweise gefertigt. Dies bedeutet, dass sowohl der Grundkörper als auch das Gerinne aus einem Guss in der Betonqualität C40/50 hergestellt wurden und somit eine gleichbleibende Qualität aufweisen. Eine zusätzliche Beschichtung ist daher nicht erforderlich. Entscheidender Vorteil ist, dass das Schachtsystem einerseits ein offenes Gerinne für die Tunnellängsentwässerung und andererseits ein geschlossenes Gerinne für die Tunnelsickerleitung ermöglicht.

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Längsentwässerung und Sickerleitung liegen dicht beieinander und sind über einen gemeinsamen Schacht erreichbar.

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Maßarbeit: Die Arbeiten im Tunnel finden unter sehr beengten Bedingungen statt.

So laufen beide Medien getrennt, können aber für Wartungszwecke zusammengeführt werden. Gelöst haben wir dies in Abstimmung mit dem ausführenden Spülbetrieb über eine verschraubte Reinigungsöffnung über dem Zugang zur Sickerleitung“, so Hellmund. Für eine gute Dichtheit sind alle Schachtfutter werkseitig mit passenden öl- und benzinbeständigen NBR Dichtungen ausgestattet. Für die Tunnelsicker-leitung verfügen die Schächte über fest einbetonierte Edelstahlrahmen mit integrierter öl- und benzinbeständiger Dichtung und passenden, fest verschraubten Edelstahlabdeckungen.

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Monolithischer Schacht in FBS-Qualität: sowohl der Grundkörper als auch das Gerinne wurden aus einem Guss in der Betonqualität C40/50 hergestellt und weisen somit eine gleichbleibende Qualität auf.

Fotos: Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS)

  Quelle: www.fbsrohre.de


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