Obwohl Lean Construction große Chancen für effizienteres Bauen bietet, wird der Ansatz in Deutschland nur zögerlich genutzt – oft fehlt es an Know-how und Schulung.

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Effizienz durch Lean Construction – bislang kaum ausgeschöpft
Die deutsche Bauwirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen: Zeitverzug, Kostenüberschreitungen und ineffiziente Abläufe prägen viele Projekte. Der Managementansatz Lean Construction (LC) bietet hier einen strukturierten Lösungsweg. Durch verschwendungsarme Prozesse, bessere Planung und enger abgestimmte Abläufe könnten Bauprojekte erheblich wirtschaftlicher gestaltet werden. Eine neue Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zeigt jedoch: In Deutschland wird das Potenzial dieser Methode bisher nur begrenzt ausgeschöpft.
Verbreitung bleibt hinter Erwartungen zurück
Die Analyse des KIT identifiziert 452 relevante Akteure in der Bauwirtschaft – doch nur ein Bruchteil davon nutzt LC umfassend. Besonders Fachplaner und Projektmanager greifen auf Elemente der Methode zurück. Bauherren hingegen setzen LC nur zu drei Prozent ein, was zeigt, dass die Methode häufig erst während der Bauausführung berücksichtigt wird – nicht jedoch in der frühen Projektphase, wo sie besonders wirkungsvoll wäre.
Wissen fehlt – Vorbehalte bleiben
Ein zentrales Hemmnis für die breite Anwendung ist der mangelnde Wissenstransfer. Nur 12 % der befragten Unternehmen haben LC vollständig in ihre Abläufe integriert. 43 % nutzen es selektiv, 23 % nur sporadisch. Die Gründe: fehlendes Know-how, unzureichende Schulungsangebote und die Unsicherheit im Umgang mit neuen Managementmethoden. In vielen Betrieben fehlt zudem der strategische Blick auf langfristige Prozessoptimierung.
Chancen für Bauprojekte – wenn frühzeitig integriert
Trotz der Hürden sehen Experten in Lean Construction einen bedeutenden Hebel zur Verbesserung von Bauprojekten. Frühzeitige Fehlervermeidung, optimierte Ressourcenplanung und bessere Teamkoordination zählen zu den wichtigsten Vorteilen. LC bietet zudem die Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz stärker zu verankern. Entscheidend ist jedoch, dass die Methode nicht nur in der Ausführungsphase, sondern bereits in der Planung systematisch eingebunden wird.
Weg in die Zukunft: Bildung, Digitalisierung, Kulturwandel
Mit zunehmender Digitalisierung und dem Einsatz von BIM (Building Information Modeling) könnten LC-Ansätze zukünftig besser verankert werden. Dafür müssen jedoch Ausbildungsprogramme angepasst und Unternehmen aktiv unterstützt werden. Das German Lean Construction Institute (GLCI) plant deshalb für Mitte 2025 eine umfassende Publikation zur Studie, die konkrete Praxishilfen bieten soll. Wer heute in Schulung und Prozessoptimierung investiert, kann langfristig Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile realisieren. |