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Leica Camera kehrt zurück

14.07.2014

Neues Fertigungs- und Verwaltungsgebäude in Wetzlar

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Das neue Fertigungs- und Verwaltungsgebäude wird mit der Leica-Welt Besuchern und Foto-Enthusiasten aus aller Welt Einblicke in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Fotografie ermöglichen.

Hundert Jahre nach dem Bau der Ur-Leica in Wetzlar kommt das Unternehmen nun an seinen Ursprungsort zurück. Im neu konzipierten Leitz-Park ergänzt das dreiteilige Ensemble der Frankfurter Architekten Gruber + Kleine-Kraneburg zwei bereits vorhandene Sichtbetonbauten. Leica-Welt Besuchern und Foto-Enthusiasten aus aller Welt ermöglicht das neue Fertigungs- und Verwaltungsgebäude von Leica Camera AG in Wetzlar ab diesem Jahr Einblicke in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Fotografie. Die klare Konzeption des neuen Gebäudes erschließt sich dem Besucher unmittelbar. Weit entfernt von jeder modischen Attitude erstreckt sich der Bau, einem zeitlosen Urtyp gleich, wie selbstverständlich über die großzügige Platzanlage. Die Frankfurter Architekten Gruber + Kleine-Kraneburg realisierten den Hauptsitz des international tätigen Unternehmens der optischen Industrie nach einem eingeschränkten Wettbewerb im zweiten Bauabschnitt. Eine stimmige Entscheidung, denn schon ab 2009 hat dieses Architekturbüro im neu konzipierten Leitz-Park die Firmengebäude von zwei unabhängig voneinander operierenden, feinoptischen Unternehmen, der Weller Feinwerktechnik GmbH und der ViaOptic GmbH, gebaut. Mit dem dreiteiligen Ensemble der neuen Leica-Welt konnten sie nun die architektonische Verbindung zu den beiden bereits vorhandenen Sichtbetonbauten schaffen.

Corporate Architecture
Das Bauwerk spiegelt Unternehmensphilosophie und Gebäudezweck auf subtile Weise. Die Architekten stimmten das Gebäude genau auf die Anforderungen des Unternehmens ab. Sie ordneten das Ensemble in ein dominantes Entree und einen rückwärtigen Trakt. In Anlehnung an die Form von Objektiven bildeten sie die dem Platz zugewandten Kopfbauten als konkav-konvexen Komplex aus, bei dem ein Baukörper im Grundriss an eine Acht erinnert und ein weiteres, etwas höheres Gebäude, auf einer kreisrunden Grundfläche sitzt. Der Haupteingang liegt zwischen diesen beiden markanten Volumen. Linkerhand befindet sich im Erdgeschoss die Kantine für fast 700 Mitarbeiter. Rechterhand führt der Weg zum Leica-Store. Oben von der Aussichtsplattform dieses Bauteils reicht der Blick bis zum Wald hinüber; ideal, um Ferngläser gleich vor Ort zu testen.

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Die Fertigteile der vorgehängten Sichtbetonfassaden schmiegen sich an die geschwungenen Baukörper an.

Das mit Glas überdachte Foyer wirkt als zentrales Verbindungselement. In ihm ist das Museum untergebracht – hier ist etwa die Ur-Leica ausgestellt –, und eine Galerie, in der wechselnde Foto-Ausstellungen gezeigt werden können. Alle Bauteile sind durch Gänge aneinander gekoppelt. Kunden gelangen durch das Foyer oder vom Store aus zum wichtigen Bereich des Customer Care, einem Servicezentrum, dessen Grundriss einem Kreissegment entspricht, das mit der offenen Seite direkt an den Produktionstrakt anschließt. Der eigentliche Produktionsbereich gliedert sich räumlich in die Bereiche Objektivfertigung, Objektivmontage und Kameramontage. Besucher haben vom Museum aus freie Sicht auf die Produktion. Transparenz war dem Bauherrn wichtig, auch wenn Lichteinfall bei der Herstellung der empfindlichen feinmechanischen Präzisionsgeräte, die oft sogar luftpartikelfrei sein muss, eher irritiert und hinderlich ist.

Die Architekten lösten diese Aufgabe im Erdgeschoss mittels eines umlaufenden Flurs mit 250 Meter langer Verglasung, die sich wie ein Filmband an der Fassade abspult. Die aneinandergereihten, geschosshohen Scheiben mussten aufgrund ihrer Dimension und Wölbung einzeln angefertigt werden. Darüber schmiegen sich Elemente aus Betonfertigteilen um die Lochfassade. „Die gesäuerte Oberfläche des Betons in kaltem Grauton wirkt samtig weich. So erscheint die Fassade mit einer Leichtigkeit, die man Beton gar nicht zutraut“, beschreibt Architekt Martin Gruber das Projekt. Perfektion bis ins Detail ist seinem Büro wichtig. Das verbindet die Planer mit dem Unternehmen. „Jeder von uns hat seine Leica zuhause. Wir mögen die Klasse, die Handwerklichkeit des Herstellungsprozesses, die Manufaktur“, so Gruber, und er resümiert: „Architektur ist auch Handarbeit“. Auf diese Weise gelingt eine Firmenzentrale, deren Corporate Architecture exakt dem Unternehmensgeist entspricht. Nachhaltig in Form und Inhalt, optisch gekennzeichnet von akkuraten Kontrasten dunkler und reinweißer Flächen, drückt der Bau Purismus, Prägnanz und Präzision aus, und spiegelt auf diese Weise die Marke unverkennbar wieder.

Betonbauten charakterisiert durch Präzision und Eleganz
Bereits Mitte 2009 wurden mit der Entscheidung für den Leitz-Park die Weichen für die Rückkehr des Unternehmens an seinen Ursprungsort gestellt. Vorläufiger Höhepunkt der Aktivitäten im Jahr des hundertjährigen Bestehens ist die Einweihung des neuen Fertigungs- und Verwaltungsgebäudes, eines Stahlbetonbaus, der von der ARGE Lupp/Dressler/Imtech schlüsselfertig übergeben wurde. Geothermiebohrungen bis in 120 Meter Tiefe versorgen das nachhaltige Bauwerk mit Erdwärme, die mittels Betonkernaktivierung für Heizung und Klimatisierung genutzt wird. Die massive Betonbodenplatte wurde mit Stahlfasern bewehrt. Über 15.000 Kubikmeter Beton lieferte die Heidelberger Beton GmbH – Gebiet Rhein-Main aus dem nahe gelegenen Werk Niederkleen.

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In Räumen wie bei Objektiven kommt es auf den optimalen Lichteinfall an.

Fotos: HeidelbergCement / Fuchs

Die grau durchgefärbten Betonfertigteile für die Fassaden fertigte die Dressler Bau GmbH in Stockstadt. Im Team mit teilweise 200-300 Mitarbeitern haben acht bis zehn Poliere und vier bis fünf Bauleiter der Firmen Lupp, Dressler und Imtech den Neubau in rund 18-19 Monaten erstellt. „Es hat Spaß gemacht, auch wenn es der Bau in sich hatte“, erinnert sich einer der Bauleiter. „Komplex war schon die Arbeitsvorbereitung, denn die Hälfte der Gebäude ist ja rund – was von der Vermessung bis zur Schalung zeitaufwendig war. „So mussten die jeweiligen Stahlschalungen je nach innerem und äußerem Radius durch Spindeln verändert werden. Ein besonderes Highlight im Innern ist die große Wendeltreppe, die sich vom Customer Care nach oben in die Entwicklungsabteilung schraubt. Sie ist mit einer Laufbreite von zwei Metern auf sechs Stützen aufgelagert und, laut Bauleiter Fleischer, „wie ein Korkenzieher betoniert.“ Brüstungen aus Beton fassen die Treppen ein. Für ihren Bau war eine Extraschalung, eine Spezialanfertigung, nötig. Auch wenn der Beton verputzt wurde, musste er dennoch ansatzfrei ausgeführt werden und durfte keine Unebenheiten zeigen. Das Ergebnis zeugt innen wie außen von dem Enthusiasmus, mit dem Planer und Ausführende in Wetzlar am Werk waren.

Wetzlar gewinnt mit dem neuen Firmensitz ein Unternehmen zurück, das hier seinen Anfang nahm und nun die Stadt wieder in den Fokus von Fotoliebhabern in aller Welt stellt. Städtebaulich hat der Leitz-Park mit den überlegt angeordneten Bauten und der veränderten Infrastruktur bereits ein bemerkenswertes Stadtentree geschaffen. Am Kreisverkehr markiert die vom Unternehmen gestiftete Weltkugel den Eingang zum Park und bildet ein neues Tor zur Stadt.

  Quelle: Heidelberger Beton GmbH


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