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Lieferketten mit Spieltheorie klimafreundlicher gestalten

14.02.2022

Weniger CO2-Emissionen können durch finanzielle Anreize und Belohnung der Lieferanten erreicht werden


Es ist kein Geheimnis. Mit einer Reduktion ihrer CO2-Emissionen können Unternehmen einen maßgeblichen Beitrag zu einer klimaneutralen Wirtschaft leisten. Die ersten Anreize dafür sind schon lange gegeben. So ist erstens ein eindeutiger Wandel auf globalen Märkten zu beobachten. Konsumenten legen immer mehr Wert auf grüne Produkte und Technologien. Daher bringt auch nachhaltiges Wirtschaften einen Wettbewerbsvorteil mit sich.


Hinzu kommt, dass Nachhaltigkeit ein immer bedeutenderer Faktor wird, um Investoren zu gewinnen. Mit BlackRock drängt beispielsweise einer der weltweit größten Vermögensverwalter massiv auf mehr Nachhaltigkeit. Unternehmen können sich von externen Organisationen bezüglich sogenannter ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) auf sozial- und umweltverträgliches Verhalten überprüfen lassen. Durch eine gute Bilanz können Firmen so ihren Unternehmenswert erhöhen. Außerdem ist dieMitarbeiterzufriedenheit in Betrieben mit guter ESG-Bilanz deutlich höher.


Den größten Anpassungsdruck in Sachen Nachhaltigkeit übt aber der Staat aus. Angesichts der historischen Herausforderung des Klimawandels kommt es immer stärker zu regulatorischen Eingriffen in die Wirtschaft. In Deutschland tritt zum 1. Januar 2023 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft. Es verpflichtet Unternehmen ab einer Größe von mehr als 3.000 Beschäftigten, Mindeststandards in den Bereichen Menschenrechte und Umwelt entlang ihrer gesamten Lieferkette einzuhalten. Ein Jahr später wird diese Verpflichtung sogar für Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern gelten. Darüber hinaus üben Bundesregierung und EU auch über die Deckelung der CO2-Emissionsrechte und die CO2-Bepreisung im Zuge des nationalen und europäischen Emissionshandels Druck auf Unternehmen aus, ihren Kohlendioxidausstoß zu reduzieren.


Klimafreundliche Einkäufe und Lieferketten


Besonders sinnvoll ist die klimafreundliche Optimierung des Einkaufs und der Lieferketten für Unternehmen, denn entlang der Lieferkette gibt es auch die größten CO2-Einsparpotentiale. Durch die Reduzierung von sogenannten Scope 3-Emissionen – also jene, die durch Lieferketten, Transport und die Nutzung des fertigen Produkts freigesetzt werden – können Unternehmen ihre CO2-Bilanz kosteneffektiv verbessern. Dafür müssen Zulieferer vor allem nach klimarelevanten Kriterien ausgewählt werden. In der Praxis sind Unternehmen dabei jedoch mit Herausforderungen konfrontiert. Nicht nur ist es schwierig, einen schnellen und kostengünstigen Weg zur eigenen CO2-Neutralität zu finden. Häufig mangelt es auch an belastbaren Daten zur CO2-Bilanz der Zulieferer. Darüber hinaus sind konkrete, nachprüfbare Verpflichtungen bei diesen nicht immer konsequent durchzusetzen.


Spieltheorie schafft Abhilfe


Um diese Schwierigkeiten zu umgehen, können Unternehmen auf Ansätze der Spieltheorie und Verhaltensökonomie zurückgreifen. Mit ausgebildeten Experten, wie beispielsweise von TWS Partners, helfen diese Ansätze zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme der CO2-Emissionen des Unternehmens und seiner gesamten Lieferkette zu erstellen. Anschließend werden konkrete Ziele formuliert, wie viel CO2 in den einzelnen Abschnitten der Kette eingespart werden soll. In der Folge wird der Einkauf an diesen CO2-Zielen ausgerichtet. Dafür schafft das Unternehmen ein System zur Ermittlung dynamischer interner CO2-Preise, das optimalerweise auch in einen internen CO2-Zertifikatshandel münden kann. Die Kosten von CO2 und mögliche Vorteile einer verbesserten CO2-Bilanz werden explizit einkalkuliert. Auf dieser Basis können Unternehmen nun gezielte Anreize zur CO2-Reduktion bei ihren Zulieferern setzen.


Beispielsweise können in Ausschreibungen spieltheoretische und verhaltensökonomische Methoden angewendet werden. In Bieterwettbewerben kommt dabei das Bonus-/Malus-Prinzip zum Einsatz. Dabei werden klimafreundliche Zulieferer gegenüber klimaschädlichen Mitbewerbern bevorzugt behandelt. Umweltschädliche Zulieferer werden damit systematisch sanktioniert, um sie zu mehr Klimaschutz zu motivieren. Ausschlaggebend für den Zuschlag ist letztlich nicht der reine Preis des Zulieferer-Angebots, sondern auch die Auswirkungen auf die CO2-Bilanz der Lieferkette. Diese wird über den internen CO2-Preis mit einem Wert versehen, der mit dem kommerziellen Angebot des Zulieferers verrechnet wird. Mit sogenannten ‚Truth-Telling-Mechanismen‘ wird sichergestellt, dass ein erfolgreicher Bieter seine CO2-Versprechen auch einhält. Darüber hinaus können Zulieferer auch über vertraglich fixierte Belohnungen zu weniger CO2-Emissionen motiviert werden. Übertrifft ein Zulieferer beispielsweise sein jährliches CO2-Einsparungsziel, kann er durch das Unternehmen durch kommerzielle Anreize belohnt werden. Mithilfe solcher spieltheoretischen Methoden können Unternehmen ihre Zulieferer gezielt zum CO2-Sparen bewegen.

  Quelle: www.wordup.de


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