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Lockdowns, Pandemie, Klimawandel – und mittendrin die Baubranche

04.02.2022

Die Bauindustrie in Deutschland musste in den letzten Jahrzehnten vielen Herausforderungen standhalten, doch das ist gelungen. Wir werfen einen Blick auf die Entwicklung der Baubranche im 21 Jahrhundert


Die deutsche Baubranche hat in den letzten Jahren viele Herausforderungen gemeistert. Immerhin liegen zwei turbulente Jahre hinter ihr. Die Corona-Pandemie mit zahlreichen Lockdowns und Hygienemaßnahmen im Jahr 2020 sowie die massiven Preissteigerungen sowie der Rohstoffmangel aufgrund der Nachwirkungen der Pandemie im Jahr 2021. Dennoch konnte die Bauwirtschaft auch in diesen Jahren Umsatzplus verzeichnen – genauso wie es in den Jahren davor auch schon der Fall war. Werfen wir doch einen Blick zurück auf die bisherige Entwicklung der deutschen Baubranche im einundzwanzigsten Jahrhundert.


Die Baubranche um die Jahrtausendwende


Als Folge der Baurezession sanken die Bauinvestitionen zwischen den Jahren 1995 bis 2005 kontinuierlich ab. Danach fand zunächst eine leichte Erholung statt, die sich aber in den letzten Jahren immer weiter verstetigt hat. Zwischen 2009 und 2011 stiegen die Bauinvestitionen wieder an und seit 2015 ist eine deutliche Steigerung zu erkennen. Die Baubranche erholt sich kontinuierlich und ist fast wieder auf dem Niveau der Mitte der 1990er Jahre, als die Investitionen am größten waren.


Interessant zu beobachten ist, dass die Bauinvestitionen je Einwohner trotz der Baurezession relativ konstant geblieben sind. Der Höhepunkt wurde im Jahr 1995 mit rund 430.000 Euro an Investitionen erreicht und der Tiefpunkt lag im Jahr 2005 bei etwas mehr als 300.000 Euro an Investitionen. In diesem Spektrum haben sich die Bauinvestitionen gehalten und lagen durchschnittlich bei etwa 350.000 € je Einwohner.


Die Baubranche und die Digitalisierung


Eine weitere Entwicklung innerhalb der Baubranche, die sich in den letzten Jahren deutlich gezeigt hat, ist eine Hinwendung zur Digitalisierung. Dies wird etwa in der Auftragsgewinnung deutlich. Heutzutage suchen die meisten Bauunternehmen auf digitalen Wegen in modernen und tagesaktuellen Datenbanken passende Ausschreibungen und Aufträge. Hierdurch haben sie die Möglichkeit, sich und gezielt gegen die Konkurrenz durchzusetzen und ohne Verzögerung an der Vorbereitung und Einsendung ihres Angebots arbeiten.


Es gibt aber noch viele weitere Bereiche, in denen die Digitalisierung der Baubranche voranschreitet. So werden beispielsweise ERP- und CRM-Systeme für eine optimale Datennutzung eingesetzt und über eine digitale Gebäudeplanung etwa mithilfe von BIM ist es möglich, den Workflow zu verbessern. Immer mehr Unternehmen setzen auf die Robotik und auch Blockchain-Technologien spielen beispielsweise bei Vertragsabschlüssen eine wichtige Rolle. Weiterhin kommen smarte Tools für das Projektmanagement zum Einsatz und die Virtual Reality ermöglicht eine gesteigerte Sicherheit auf Baustellen.


Die Baubranche und Baumaschinenauslastung


Ein Indikator, um die Situation und Gesundheit der Baubranche einschätzen zu können, ist die Auslastung der Baumaschinen. Diese lag im Jahr 2020 bei durchschnittlich 77,9% und erreicht somit fast den Höchstwert von 2018, als eine Auslastung von 78,8% erreicht wurde. Trotz der vergleichsweise schwierigen Situation am Markt, die beispielsweise durch die Corona-Pandemie und die Niedrigzinspolitik der EZB verursacht wird, ist die Auslastung der Maschinen recht gut. Allerdings ist zu beachten, dass es in Bezug auf die Auslastung der Baumaschinen abhängig von der Region oder dem Gewerbe starke Unterschiede geben kann. Das Ifo-Institut gibt hierbei lediglich die Zahlen für den Hoch- und Tiefbau heraus.


Die Baubranche und der Klimawandel


Mit zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels, die ganz Deutschland in den letzten Jahren zu spüren bekommen hat, ist der Umweltschutz endgültig in der Baubranche angekommen, wobei grüne Technologien aus Deutschland besonders beliebt sind. Es gehört zu effizienten Bauprojekten dazu, Umweltschutzmaßnahmen zu ergreifen und ökologische Faktoren bei der Gebäudeplanung zu berücksichtigen. Dies ist einerseits ein Qualitätsmerkmal, mit dem man sich von der Konkurrenz abheben kann, und andererseits werden viele Umweltauflagen staatlich vorgegeben.


Umweltaspekte spielen sowohl bei öffentlichen Gebäuden als auch bei privaten Immobilien eine wichtige Rolle. Und dank digitaler Technologien ist es auch möglich, besonders effizient, sicher und ressourcensparend zu arbeiten. Die Ökologie gewinnt immer mehr an Bedeutung bei Bauprojekten. Beispielsweise legen Bauherren heutzutage großen Wert darauf, eine hochwertige und nachhaltige Dämmung zu bekommen, um Energien effizient ausnutzen zu können. Außerdem spielen Photovoltaik-Anlagen bei immer mehr Bauprojekten eine wichtige Rolle. In diesem Bereich sind zwar häufig erst einmal Investitionen nötig, diese amortisieren sich aber häufig schon nach wenigen Jahren.


Die Baubranche in der Niedrigzinspolitik


Mit der Niedrigzinspolitik, die sie seit einigen Jahren betreibt, möchte die Europäische Zentralbank (EZB) die Eurozone stabil halten und frisches Geld in den Markt bringen. Geschäftsbanken sollen sich billiger refinanzieren können, um Kredite an die Wirtschaft weiterzugeben. Privatleute und Unternehmen sollen so zu Investitionen animiert und Banken dazu gebracht werden, mehr Kredite zu vergeben. Dies schlägt sich nicht zuletzt in der Baubranche nieder. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Immobilien stark gestiegen. Immer mehr Menschen haben ein Interesse daran, von den kontinuierlich steigenden Mietpreisen unabhängig zu werden und ihr eigenes Haus zu bauen. Hierfür nutzen viele die günstigen Kredite, die es aktuell am Markt gibt. Entsprechend war die Auslastung in den letzten Jahren sehr groß und es konnten zahlreiche Immobilienprojekte realisiert werden.


Die Baubranche und die Corona-Pandemie


Diese weitgehend positive Entwicklung, die die Baubranche in den letzten Jahrzehnten verzeichnen konnte, wurde durch die Corona-Pandemie deutlich verlangsamt. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass die Logistikketten durch die Pandemie nach wie vor massiv beeinträchtigt sind. Es ist in vielen Bereichen nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich, bestimmte Materialien oder Komponenten zu bekommen. Hierdurch verzögern sich Bauprojekte oder werden deutlich teurer.
Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie die Nachfrage nach Immobilien gedämpft hat. Viele Menschen sind sich unsicher, wie die nächsten Jahre weitergehen werden, und nehmen deswegen keine größeren Projekte oder Investitionen in Angriff. Entsprechend hat die Baubranche einige Einbrüche bei den Aufträgen im Jahr 2021 verzeichnet. Abhängig davon, wie sich die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten entwickelt und wie schnell wieder eine Art Normalzustand erreicht wird, kann der Aufschwung der Baubranche jedoch weitergehen. Schließlich konnte sie sich auch während der heftigsten Pandemiephasen gut behaupten.

  Quelle: www.madeingermany.online


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