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Materialknappheit und steigende Baupreise

24.03.2022

Die ohnehin anhaltenden Materialengpässe und Lieferschwierigkeiten werden durch den Ukraine-Krieg nur noch verschärft. Wie reagiert die Bauwirtschaft?


Die deutschen Bauunternehmen planen angesichts der verteuerten Materialien auf breiter Front mit Preiserhöhungen. Im Hochbau kalkuliere derzeit jeder zweite Betrieb für die kommenden Monate mit Preisanpassungen, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht.
Auch im Tiefbau wurden demnach Preiserhöhungen eingeplant, dies jedoch nicht ganz so häufig wie im Hochbau. „Das ist eine Folge der rasanten Kostenanstiege beim Baumaterial, diese werden nun an die Kunden weitergeben“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sind in der Umfrage noch nicht berücksichtigt.


Materialknappheit aus dem letzten Jahr hält an


Im vergangenen Jahr entstanden durch die Verwerfungen der Corona-Pandemie diverse Engpässe bei verschiedenen Baumaterialien. Diese angespannte Versorgungslage traf die Branche bei ungebrochen guter Nachfrage nach Bauleistungen und vollen Auftragsbüchern. „Die Materialpreise stiegen in Folge der Knappheit teils drastisch“, sagte Leiss.


Im Februar klagten demnach noch 23,5 Prozent der Hochbauunternehmen über Lieferprobleme bei Baustoffen, nach 25,3 Prozent im Vormonat. Im Tiefbau lag der Anteil bei 17,5 Prozent, nach 20,9 Prozent im Januar. „Insbesondere bei den Dämmstoffen gab es weiterhin Probleme“, sagte Leiss. „Holz spielte aktuell wieder eine größere Rolle.“


Das sei beim Großhandel mit Holz und auch bei Bauelementen aus Holz zu sehen. Hier sei wieder sehr oft von Preiserhöhungen berichtet worden. Im Hochbau war die Reichweite der Auftragsbestände auch während der Corona-Pandemie weiter gestiegen. Von 4,4 Monaten im Januar 2020 auf einen historischen Höchststand von derzeit 5,5 Monaten.


Auswirkungen des Ukraine-Krieges


Und trotz des Auftragsplus in diesem Jahr, steigt die Besorgnis weiter an. Durch den Ukraine-Krieg haben sich sowohl Lieferprobleme als auch Preisanstiege deutlich verschärft. Die Bauwirtschaft befürchtet, dass das momentan große Auftragsvolumen von den Bauunternehmen nicht abgearbeitet werden kann. Aufgrund der Lieferprobleme und der extremen Preissteigerungen für Baustoffe, die durch den Ukrainekrieg ausgelöst wurden, haben die Firmen zurzeit enorme Schwierigkeiten, effizient und kostendeckend zu arbeiten.


Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg erklärte: „Noch vor einigen Wochen wurde zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe meist ein deutlich niedrigerer Materialpreis kalkuliert. Wenn dann innerhalb von nur wenigen Tagen die Baustoffpreise plötzlich durch die Decke gehen, stehen unsere Betriebe vor einem richtigen Problem. Denn sie müssen diese Mehrkosten in der Regel alleine tragen. Das ist ein enormes Risiko und viele Unternehmen rutschen dadurch ganz schnell in die Verlustzone.“


Appell an öffentliche Auftraggeber


Gerade mit Blick auf die Aufträge der öffentlichen Hand plädiert Möller deshalb für eine faire Lastenverteilung, solange diese instabile und unberechenbare Krisensituation anhält. Helfen würde zum Beispiel eine durchgängige Vereinbarung von sogenannten Stoffpreisgleitklauseln - auch für bestehende Verträge - die die Kostenrisiken auf beide Partner verteilt. Nur so seien die Bauunternehmen auch weiterhin in der Lage, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Ansonsten könnten Firmen möglicherweise gezwungen sein, aus bestehenden Aufträgen herauszukommen bzw. künftig gar keine Angebote mehr abgeben. „Daran kann auch den öffentlichen Auftraggebern nicht gelegen sein angesichts der dringend notwendigen Baumaßnahmen gerade in Kommunen. Wir erwarten daher einen partnerschaftlichen Umgang miteinander. Der Einsatz von Stoffpreisgleitklauseln wäre eine gute Lösung in diesen schwierigen Zeiten“.

  Quelle: www.handelsblatt.de und www.regiotrends.de


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