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Mehrgenerationenhaus leicht gemacht

18.12.2020

Monolithischer Anbau aus Leichtbeton

Eine Bauherrenfamilie, die eng mit der Betonbranche verbunden ist, erweiterte ihr Wohnhaus aus den 1970ern mit einem monolithischen Anbau. Es kam damals wie heute nur ein Material in Frage – natürlich Beton. Der neue Baukörper ist komplett aus Leichtbeton mit Blähglas, ganz ohne zusätzliches Dämmmaterial.
Wenn die Geschäftsführerin eines Transportbetonwerks die Erweiterung ihres Wohnhauses plant, dann steht das Material fest. Das zeitlose 1970er-Jahre-Wohnhaus aus Sichtbeton wurde für zwei Personen zu groß, reichte aber nicht für eine zusätzliche Familie und somit vier Generationen unter einem Dach. So entstand der Plan, den Bestand um einen Wohntrakt zu ergänzen.

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Das Wohnhaus aus den 70er Jahren erhielt einen Anbau aus Sichtbeton.

Den Bauherren war es wichtig, einen Leichtbeton zu verwenden, der sich innerhalb des genormten Rohdichtebereichs befindet. Architekt Florian Gebauer erklärt: „Wir wollten die Idee des Sichtbetons noch radikaler durch einen monolithischen Bau umsetzen. Die vorherrschende Struktur der versetzten Pultdächer sollte mit dem Neubau eine Einheit bilden. So haben wir uns, anstatt eines Flachdachs, wie es bei einem monolithischen Bau zu erwarten wäre, für ein Pultdach entschieden. Die Bauherren waren sehr innovativ und haben unsere Ideen mitgetragen und unterstützt.“

Rücksicht auf alten Baumbestand
Das Mehrgenerationenprojekt befindet sich auf einem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück mit gewachsenem Obstbaumbestand. Der Fluss Laber fließt direkt am Grundstück entlang. Um den Neubau vor Hochwasser zu schützen, wurde er auf Streifenfundamenten aufgeständert. Der Anbau schließt an das Bestandsgebäude im rechten Winkel an und wirkt dadurch raumbildend zum Garten. Der Familie war die Erhaltung des alten Baumbestands sehr wichtig, so wurde nicht nur bei den Bauarbeiten viel Rücksicht genommen, auch der Lieblingsbaum der Oma blieb stehen und konnte in die Terrassengestaltung integriert werden. Die Terrasse aus Lärchenholz umgibt den Neubau und harmoniert mit der Betonoptik. Hohe Glasschiebeelemente im Wohnzimmer zeigen nach Westen zum Garten hin und nach Osten öffnet sich der Blick auf die Laber.

Neuer Lebensmittelpunkt
Der 110 Quadratmeter große Neubau ist der Lebensmittelpunkt der jungen Familie. Er besteht aus offener Küche, Wohnzimmer, Abstellraum und Toilette. Innen lockern der Eichenboden und viele Holzelemente die Betonoptik auf. In Flur, Abstellraum und Toilette entschieden sich die Bauherren für CemFlow – einen zementgebundenen, faserarmierten Fließestrich der Heidelberger Gruppe – als modernen, edlen Sichtestrich im Farbton Anthrazit. Er wurde in genau der benötigten Menge mit dem Fahrmischer auf die Baustelle geliefert. Der Vorteil: Er ist sofort einbaufertig und wird über eine Schlauchleitung direkt zur Einbaustelle gebracht und auf die Fußbodenheizung gegossen. So sorgt die Gefügedichte und das vollkommene Umschließen der Heizrohre für eine hohe und effiziente Regelflexibilität. Damit kann die Wärme schneller an den Raum abgegeben werden.

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Der Anbau schließt an das Bestandsgebäude im rechten Winkel an und dadurch raumbildend zum Garten.

Bauherrin Veronika Werner schwärmt: „Es lebt sich wunderbar in diesen Räumen, denn das Klima und auch die Akustik sind sehr angenehm. Uns gefällt die Optik des Leichtbetons sehr gut, die Betonwände haben eine samtige Oberfläche und sind überhaupt nicht kühl. Die Kinder fassen immer gerne an die Wände und fragen: “Bleibt das jetzt so?“

Ein Zwischenbau in Holzständerkonstruktion ist die Nahtstelle zwischen den Betongebäuden. Hier sind das Treppenhaus und der Eingang untergebracht. Die Schlafräume der jungen Familie befinden sich im Obergeschoss des Bestandsgebäudes, dort werden auch die Kellerräume mit genutzt.

Nachhaltige Bauweise
Der Leichtbetonbau in Dietfurt ist ein Pilotprojekt des dort ansässigen Transportbetonwerks, bei dem in dieser Form zum ersten Mal Beton mit reinem Blähglas gemischt wurde. Dieses besteht zu 100 Prozent aus recyceltem Altglas und ist rein mineralisch. Die Rezeptur für den Leichtbeton hat das Labor der Betotech GmbH in Nabburg unter Leitung von Hans-Peter Zeitler entwickelt. Hans-Peter Zeitler erinnert sich: „Mit der Entscheidung Blähglas zu verwenden, haben wir eine Wand- und Dachstärke von 50 Zentimetern erreicht und sind mit einem Rohdichtewert von 800 kg/m³ innerhalb des Normbereichs geblieben. Der Anbau erfüllt somit die aktuelle EnEV ohne zusätzliche Dämmung. Eine Zulassung im Einzelfall war nicht erforderlich.“

Fahrmischer übernimmt
Der hier verwendete Leichtbeton war durch die Beimischung des Blähglas nicht pumpbar. Die Lösung waren mit Blähglas gefüllte Big Bags, die in der Mischanlage in Dietfurt mittels eines Lastenkrans direkt in die Mischertrommel eingebracht wurden. Der Fahrmischer diente hier also als mobile Mischanlage. Die Big Bags können so auch in jedem anderen Mischwerk genutzt werden. Anschließend ist der Leichtbeton auf der Baustelle mit Hilfe von Kran und Betonkübel in die Schalungen eingebracht worden. Insgesamt wurden 88 Kubikmeter Leichtbeton verbaut.

Herausforderung Pultdach
Eine Herausforderung stellte das Pultdach aus Leichtbeton mit der 14-Grad-Dachschräge dar. Erhard Fritz von der Rohmann Hoch- und Tiefbau GmbH, Beilngries: „Für uns als Rohbauunternehmen war die Arbeit mit dieser Art der Leichtbetonmischung absolut neu. Es gab viele Überlegungen, wie die Dachdecke betoniert werden kann und wie die Schalung realisiert werden soll. Wir haben vorab eine Probeschalung erstellt, um das richtige Mischverhältnis für das Pultdach zu finden.“

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Die Optik des Leichtbetons harmoniert sehr gut mit dem Eichenboden und den Holzelementen der Inneneinrichtung.

Für den Dachbeton musste die Mischung etwas steifer sein, da der Beton sonst durch die Schräge zu schnell nach unten gelaufen wäre. Für das Dach entschied sich die Rohmann GmbH für eine Holzschalung, für die Wände und Decke kam eine Rahmenschalung zum Einsatz. Das Dach wurde dann herkömmlich bewehrt und betoniert. Erhard Fritz: „So ein Projekt würde ich, mit der jetzigen Erfahrung, gerne wieder übernehmen.“

Alles in einem
„Auch für uns als Planer war es ein Pilotprojekt mit Leichtbeton komplett monolithisch zu bauen. Das geringe Gewicht und die Möglichkeit der monolithischen Bauweise ermöglichen ganz andere Details als bisher. Durch diese Bauweise schafft man ein sehr angenehmes Wohnklima und benötigt keine zusätzlichen Klimaanlagen. Auch die spätere Entsorgung ist durch die rein mineralischen Zusatzstoffe im Gegensatz zu einem Wärmedämmverbundsystem problemlos. Wir als Planer sehen für die Zukunft des Wohnungsbaus großes Potential in diesem Baustoff“, resümiert Florian Gebauer. Leichtbeton mit Blähglas übernimmt alle Funktionen: Er dämmt, er schützt und trägt zugleich.

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Im Flur kam CemFlow als moderner Sichtestrich im Farbton Anthrazit zum Einsatz.

Fotos: HeidelbergCement AG / Steffen Fuchs

  Quelle: www.heidelbergcement.de


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