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Moderne schaffen – Tradition bewahren

06.11.2017

Sanierung des „Glaspalastes Sindelfingen“ mit umfangreichen Tageslichtelementen

von Diplom-Ingenieur Bert Barkhausen
Die 2.500 m² große Veranstaltungsfläche wird von einer Vielzahl gläserner Sheddächer überspannt. Diese sowie die ausladenden, markanten Glasfassaden sorgen für eine lichtdurchflutete Umgebung und rechtfertigen damit den Namen „Glaspalast“. Bereits 1977 erbaut, steht diese Sport- und Versammlungsstätte seit 2016 unter Denkmalschutz. Bis zu 5.200 Personen finden hier Platz.

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Mit seinen sieben komplett verglasten Sheddächern, welche jeweils 60 Meter lang und fünf Meter breit sind, ist der Glaspalast in Sindelfingen bereit für die nächsten 40 Jahre Veranstaltungsgeschichte.

Neben sportlichen Großveranstaltungen beherbergte die Halle in den letzten 40 Jahren zahlreiche Messen, Kongresse und Konzerte. Beim internationalen Hallen-Leichtathletikmeeting 1994 stellte Colin Jackson gar seinen bis heute geltenden Weltrekord im Hürdenlauf auf. In 7,3 Sekunden lief er damals die 60 m. Doch auch die „Grande Dame“ der Veranstaltungshallen kam zuletzt merklich in die Jahre. Schließlich war die Sanierung des Sindelfingener Glaspalastes unausweichlich. Das undicht gewordene Dach, ebenso wie die namensgebenden Glas-elemente bedurften einer umfangreichen Erneuerung.

Schonend saniert
Besonders wichtig war es dem Architektur-büro Behnisch Architekten, keine großen Eingriffe in das bestehende Design der Halle vorzunehmen. Der Charakter des Gebäudes sollte in jedem Fall erhalten werden. Nicht zuletzt auch weil der Glaspalast bereits im Jahr seiner Eröffnung mit der Hugo-Häring-Auszeichnung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) bedacht worden war. Die Sanierungsarbeiten sollten daher behutsam vorgenommen werden. Gerade bei den Sheddächern galt es einige wichtige Anforderungen zu beachten. So musste das eingesetzte Tageslichtsystem beispielsweise in jedem Fall blend- und schlagschattenfrei sein, um störende Einflüsse bei Sportereignissen oder Veranstaltungen zu vermeiden. Zudem sollte ein unangenehmes Aufheizen im Sommer verhindert werden, gleichzeitig aber ein ausreichender Lichtdurchlass gewährleistet sein. Der Einsatz von Kunstlicht sollte auch weiterhin tagsüber nicht nötig werden.

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Neben dem Erhalt beziehungsweise der Verbesserung der Lichtverhältnisse im Glaspalast Sindelfingen hatten besonders die energetische sowie die brandschutztechnische Sanierung Priorität.

Neben dem Erhalt beziehungsweise der Verbesserung der Lichtverhältnisse hatten besonders die energetische sowie die brandschutztechnische Sanierung Priorität. Den geeigneten Partner zur Sanierung des Glaspalastes Sindelfingen fanden die Verantwortlichen schließlich am Niederrhein: Die in Voerde angesiedelte JET Brakel Aero GmbH, ein Unternehmen der europaweit tätigen JET-Gruppe (Hüllhorst), erfüllt mit ihrem BA-Aufsatz-Verglasungssystem genau die gestellten Anforderungen. „Die Konstruktion ist einerseits höchst wärmedämmend, andererseits bietet sie große Flexibilität im Aufbau und konnte perfekt an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden“, erklärt Luis Garcia, Projektleiter der JET-Gruppe. Bei dem BA-Aufsatzsystem von JET handelt es sich um eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, bestehend aus EPDM-Dichtungs- und Aluminiumprofilen, die auf verschiedene Unterkonstruktionen aufgebracht werden können.

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Seit 40 Jahren vorn dabei: Der „Glaspalast Sindelfingen“ steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Bis zu 5.200 Personen finden in der Sport- und Versammlungshalle Raum.

Bei dem allgemein bauaufsichtlich zugelassenen System wird die Verglasung mittels Deckleisten in die Profile eingespannt. Dies beugt temperaturbedingten Spannungen vor. Mit einer Verglasungsdicke von 55 mm können Uf-Werte bis 1,2 W/m²K – inklusive des Schraubenanteils – erreicht werden. Die Verglasung kann entsprechend der örtlichen Anforderungen gewählt werden, eine detaillierte Anpassung an die Bedürfnisse des Glaspalastes war daher kein Problem.

Besondere Anforderungen zuverlässig erfüllt
Zusätzlich zur Blend- und Schlagschattenfreiheit stellte das Architekturbüro noch weitere Anforderungen an die neue Verglasung: Um eine energetisch möglichst effiziente Gebäudehülle zu schaffen, fiel die Wahl auf eine gehärtete 2-fach Isolier-Verglasung. Gefüllt mit Argon Gas garantiert diese eine gute Wärmedämmung. Eine vollflächig in den Glaszwischenraum eingebrachte Kapillarschicht mit Wabenstruktur verschafft einen zusätzlichen Zwischenraum und dient der Streuung des Lichts. Dank der bei den neuen Elementen verdoppelten Formatbreite wird zudem Hitze- und Formatspannungen vorgebeugt. Diese waren in den alten Gläsern immer wieder aufgetreten.

Einbau im laufenden Betrieb
In enger Absprache mit den Architekten vor Ort plante die JET-Gruppe die Glas-elemente für die Sanierung in Sindelfingen. Die neuen Elemente mussten ab Werk genau auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, um eine problemlose Montage auf der bestehenden Unterkonstruktion zu gewährleisten. Besondere Herausforderung beim Einbau war der eng gesteckte Zeitrahmen.

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Sanierung unausweichlich: Neben dem undicht gewordenen Dach bedurften auch die namensgebenden gläsernen Sheddächer in Sindelfingen einer umfangreichen Erneuerung. In der JET-Gruppe (Hüllhorst) fanden die Verantwortlichen genau den richtigen Partner für die Modernisierung.

„Die Halle sollte auf keinen Fall zu lange beeinträchtigt sein“, erklärt Garcia. „Außerdem war es wichtig, dass der normale Betrieb auch während der Sanierung weiterlaufen konnte.“ Die angedachte Bauzeit für die Erneuerung der Glaselemente lag daher bei gerade einmal acht Monaten – eine zügige und problemlose Montage war damit ein Muss. Um den Betrieb in der Halle während dieser Zeit zu ermöglichen, wurde unter einer sogenannten Einhausung gearbeitet. Dabei schützte ein auf Schienen gelagertes Schutzdach das Montageteam und das Gebäude vor den winterlichen Witterungsverhältnissen. Aus den 60 m langen Sheddächern wurde so Stück für Stück die alte Verglasung entfernt und die neue eingebaut. „Die Zusammenarbeit mit den JET-Montageteams war dabei sehr gut“, betont Architekt Achim Buhse. „So konnten wir neue Glas-Elemente realisieren, die sich sowohl in Größe und Optik, aber auch in Bezug auf die Energieeffizienz und die Lichtqualität deutlich verbessert haben.“

Licht und Luft gekonnt vereint
Was in einem lichtdurchfluteten Sportbau natürlich nicht fehlen darf, ist eine gute Frischluftversorgung. Hier bot das BA-Aufsatz-Verglasungssystem der JET-Gruppe verschiedene Varianten. Die integrierten VENTRIA-Systemflügel ermöglichen eine tägliche Lüftung. In regelmäßigen Abständen in die Lichtbänder eingelassen, sorgen sie für einen natürlichen Luftaustausch über die gesamte Hallenfläche. Die insgesamt 36 VENTRIA-Flügel haben jeweils Maße von 150 mal 60 cm und werden mittels eines Steuerpanels inklusive zugehörigen Antriebselementes der Firma Warema bedient. Um im Sommer eine ausreichende Verschattung der Sportstätte zu gewährleisten und damit eine Überhitzung der Halle zu vermeiden, wurden zudem innenliegende Sonnenschutzelemente jeweils auf der Nord- und Südseite innerhalb der Glasdächer eingebaut. Diese verschatten den Veranstaltungsraum im Bedarfsfall vollflächig. Mit seinen sieben umfassend modernisierten Sheddächern, welche jeweils 60 m lang und fünf Meter breit sind, ist der Glaspalast Sindelfingen nun auch für die nächsten 40 Jahre gut belichtet.

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Die rund 3.400 m² umfassende Sport- und Veranstaltungshalle im Westen Sindelfingens beherbergte bereits zahlreiche sportliche Großereignisse. Auch Messen, Kongresse und Konzerte werden hier abgehalten.

Fotos: JET-Gruppe, Hüllhorst

  Quelle: www.dako-pr.de


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