zurück

Mosellum für „Architekturpreis Energie 2013“ nominiert

14.01.2014

Vorbild für energieeffiziente und nachhaltige Gebäudekonzeption

Bild3_online.jpg

Foto: Jan Michael Hosan

Das Besucher- und Informationszentrum Mosellum in Koblenz wurde für den „Architekturpreis Energie 2013“ der Architektenkammer Rheinland-Pfalz nominiert. Der vom Koblenzer Architekturbüro von Canal geplante Sichtbetonbau bildet die Ergänzung zur neuen Koblenzer Fischpassanlage, die als erste von insgesamt zehn geplanten Anlagen entlang des deutschen Abschnitts der Mosel neu gebaut wurde. Das unter der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz gebaute Besucherzentrum beherbergt eine umweltpädagogische Ausstellung über Fischwanderung, Gewässerökologie und Schifffahrt.

Das Energiekonzept
Mit dem Architekturpreis Energie 2013 werden Beispiele energieeffizienter Architektur ausgezeichnet, die gestalterische und energetische Qualitäten vorbildlich vereinen. Das Mosellum erfüllt alle Ansprüche an ein Passivhaus und liegt mit seinem Jahres-Primärenergiebedarf mehr als 70 Prozent unter den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV). Eine in das Gebäude integrierte und von RWE betriebene Wasserkraftturbine erzeugt jährlich eine Million Kilowattstunden Strom und versorgt außer dem Mosellum noch 270 Nachbarhaushalte mit Energie.

Die Abwärme der Schaltschränke bei Betrieb der Dotierturbine wird über Wärmeaustauscher zum Heizen und Kühlen des Gebäudes genutzt. Ergänzt wird das System durch einen Wärmeaustauscher, der über einen Wasserkreislauf an das Moselwasser angeschlossen ist. Die zentrale Lüftungsanlage arbeitet ebenfalls mit Wärmerückgewinnung. Sommerlichen Wärmeschutz erreicht das Besucherzent-rum durch die geringe Wärmedurchlässigkeit der Beton-Massivbauweise mit 40 Zentimeter starken Fassaden sowie durch eine 80-prozentige Nordorientierung der Fensterflächen und das mehr als zwei Meter auskragende Dach.

Außen- und Innenarchitektur
Das Objekt ist in WU-Beton (wasserundurchlässigem Beton) ausgeführt, da es sich direkt im Hochwassergebiet der Mosel befindet. Die Sichtbetonfassade ist in Sichtbeton der Klasse SB4, also als Betonfläche für hohe gestalterische Ansprüche, errichtet. Sie folgt den präzisen Angaben der Architekten zu Schalungsbild, der Schalungstechnik und den Schalungsankerpunkten. Entstanden ist eine glatte, samtweiche Betonoberfläche, ohne sichtbare Plattenstöße und mit hoher Ästhetik. In Anspielung auf den Hauptgegenstand des Mosellums sind Teile der Außenwand zusätzlich mit einer geschwungenen champagnerfarbenen „Fischhaut“ versehen, die aus einzelnen Edelstahlschuppen besteht. Das Dach des Gebäudes nimmt mit seinem leicht wellenförmigen Verlauf die Bewegung der nahe fließenden Mosel auf.

Erschlossen wird das Mosellum über einen barrierefreien Stahlsteg, wie das gesamte Gebäude überhaupt barrierefrei zugänglich ist und dafür bereits vom Land ausgezeichnet wurde. Mit Treppen und Balkonen aus Sichtbeton setzt sich das fließende, klare Gestaltungskonzept auch im Innenbereich fort. Die Nutzflächen sind als freie Raumstruktur mit verschobenen Nutzungsebenen (Splitlevel) entwickelt worden. So entsteht ein offenes Raumgefüge, das ein Überblicken der verschiedenen Ausstellungsbeiträge erlaubt. Die oberste Etage beherbergt einen Konferenzraum, der auch als außerschulisches Klassenzimmer genutzt wird. Ankerpunkt der Ausstellungspädagogik sind drei große Fensterscheiben im Untergeschoss, durch die die Fische im neuen Fischpass direkt beobachtet werden können.

Fischtreppe am Gebäudesockel
Sechseinhalb Meter Höhenunterschied zwischen oberem und unterem Wasserspiegel überbrückt die Fischtreppe am Gebäudesockel. Lachse, Rotaugen, Forellen und Co müssen dabei, angelockt vom Wassersog der Turbine, 39 serpentinenartig aufsteigende Becken passieren. In einer Fang- und Zählanlage werden die Fische für wissenschaftliche Zwecke untersucht, ein Forschungsprojekt ist angegliedert. Die Neugestaltung der Staustufe Koblenz ist Teil eines landeseigenen Aktionsprogramms zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Gewässern für Wanderfische. Die Mosel und ihre Nebengewässer spielen dabei als Laich- und Jungfischhabitate eine besonders wichtige Rolle.

Das Mosellum wurde bereits in der Kategorie „öffentlich und sozial genutzte Immobilien“ mit dem „PROM des Jahres 2012“ ausgezeichnet. Die Initiative prämiert ökologisch vorbildhafte Lösungen bei Neu- und Umbauprojekten.

Bautafel

Projekt
Mosellum Erlebniswelt Fischpass Koblenz

Entwurf und Planung
Von Canal Architekten & Ingenieure, Koblenz

Projektleitung
Architekt Björn Gossa Dipl.-Ing. (FH) M.A. Architektur
M.Sc. Projektmanagement, zertifizierter Passivhausplaner

Mitarbeit
Architektin Dipl.-Ing. (FH) Katrin Kettenhofen

Bauherr
Land Rheinland-Pfalz, Ministerium für Umwelt, Landwirt schaft, Ernährung, Weinbau und Forsten vertreten durch die SGD Nord Koblenz

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Kraus, Koblenz | Hochbau
Ingenierbüro Dr. Gebler, Walzbachtal | Tiefbau u. Fischtreppe

Prüfstatiker
Ing. Büro Verheyen, Bad Kreuznach

Rohbau
Firma Sonntag, Boppard-Buchholz

Schalungstechnik
Firma Sonntag, Boppard-Buchholz

Fertigstellung
September 2011

BRI
ca. 3500 m³

NGF
ca. 360 m²

 

  Quelle: www.beton.org


Gratis Gastzugang

Submissions-Anzeiger | Tageszeitung-Ad

Aktuelles
Seminarangebot

Baurecht- und Vergabeseminare