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Naturstrom: Ein eigenes Energienetz in Bestandsgebäuden

21.12.2021

Die Firma Naturstrom errichtete hinsichtlich einer Sanierung eines großen Gebäudekomplexes in Merseburg ein separates Energienetz, das durch Solarstrom und einem BHKW betrieben wird.


Das Thema um den Mieterstrom bleibt für Energieversorger weiterhin ein Problem. Mit einem Projekt in Merseburg in Sachsen-Anhalt zeigt Naturstrom, wie das in Bestandsgebäuden auch unter aktuellen Rahmenbedingungen funktioniert. Denn das Unternehmen hat an mehreren vernetzten Häusern des Immobilienunternehmens Arkade Projekt Solaranlagen installiert. Damit bietet Naturstrom Mietern die Möglichkeit, erneuerbare Energie aus lokal produziertem Solarstrom zu beziehen.


Das Potenzial liegt in Bestandsgebäuden

So aktiviert Naturstrom zusätzliche Dächer zur Gewinnung von Solarenergie. Denn die meisten Dächer der Mehrfamilienhäuser sind noch ungenutzt. Als Hauptgrund für die Zurückhaltung nannten die Energieversorger schwierige energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen. „Gerade im Bestand haben wir noch sehr viel Potenzial, aber eben auch enormen Nachholbedarf im Bereich Photovoltaik“, betont Tim Meyer, Vorstand von Naturstrom. „Da es sich vor allem in den Städten überwiegend um Mehrfamilienhäuser handelt, braucht es für die direkte Vor-Ort-Nutzung des Sonnenstroms komplexe Mess- und Abrechnungsprozesse.“

Die Blockaden für Mieterstrom reduzieren

Das Vorhaben im Merseburg verdeutlicht, dass Mieterstrom auch in Bestandsgebäuden funktioniert. „Um solche Konzepte bundesweit umzusetzen, muss die Politik aber die Weichen stellen und energiewirtschaftliche Hemmnisse abbauen“, fordert er mit Blick auf die neue Ampelkoalition, die demnächst ihre Arbeit aufnehmen wird. „Gelingen kann die Transformation im Gebäudesektor nur, wenn Strom, Wärme und Mobilität vor Ort wo immer möglich gekoppelt und Erzeugung und Verbrauch optimiert werden. Das trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern die Abnehmer werden durch die günstige Direktstromnutzung auch vor den Schwankungen an den internationalen Energiemärkten geschützt“, erklärt Meyer.

Aufbau eines Nahenergienetzes

Der Gebäudekomplex Merseburg wurde 1931 errichtet. Seine zwölf Wohnungen mit 66 Einheiten wurden ursprünglich mit dem Projektpartner Kolb Ripke Architekten umfassend saniert und mit einem eigenen Nahenergienetz ausgestattet. Dieses Netz wird ausschließlich mit erneuerbarer Energie betrieben. Die meisten davon sind Solarstromanlagen auf den Dächern der Gebäude. Diese haben zusammen eine Effizienz von 100 Kilowatt – die gesetzlich erlaubte Grenze zur Mieterstromförderung.

Darüber hinaus hat Naturstrom ein geregeltes wärmegeführtes BHKW eingerichtet, das nur mit Biogas arbeitet. Damit lässt sich eine elektrische Leistung von 20 Kilowatt erreichen. Auch der aus dem BHKW erzeugte Strom wird in das Energienetz des Gebäudekomplexes eingespeist. Die beiden Erzeugungsanlagen werden von Naturstrom betrieben.

Hoher Eigenverbrauch erreicht

Planer gehen davon aus, dass die Eigenverbrauchsquote der Photovoltaikanlage voraussichtlich 50 Prozent erreichen wird. Der Eigenverbrauch des Stroms aus BHKW beträgt 70 %. Diesen hohen Eigenverbrauch erreichen Mieter auch durch zusätzlich installierte Ladestationen für Elektrofahrzeuge und eingebaute Stromspeicher zur Zwischenspeicherung von Solar- und BHKW-Strom.

Schutz vor Strompreissteigerungen

Die gesamte Stromversorgung ist so ausgelegt, dass Solarstrom vorrangig für die Mieternutzung genutzt wird, um einen möglichst hohen Anteil des Strombedarfs zu decken. Aufgrund hoher Energiestandards halten sich die Kosten für die Mieter in Grenzen. Zudem sind sie gegen künftige Strompreiserhöhungen der Energieversorger abgesichert. „Wir freuen uns, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern mit dieser Umstellung auf eine regenerative Energieversorgung nicht nur einen Mehrwert aus einer Klimaschutzperspektive zu bieten, sondern auch ein Vorzeigeprojekt im Bereich der Bestandssanierungen zu sein“, sagt Thomas Kolb, Geschäftsführer von Kolb Ripke Architekten sowie der Arkade Projekt.

  Quelle: www.erneuerbareenergien.de


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